Wär´ einer droben in Wolkenhöh´nUnd würde das Schauspiel mit anseh´n.Wie mitleidlos, wie teuflisch wildTier gegen Tier und Menschenbild,Mensch gegen Tier und MenschenbildWütet mit Zahn, mit Gift und Stahl,Mit ausgesonnener Folterqual,Sein Vaterherz würd´ es nicht ertragen;Mit Donnerkeilen würd´ er drein schlagen;Mit tausend heiligen DonnerwetternWürd´ er die Henkersknechtezerschmettern.
Ein weich verpackter,Ein fein befrackter,Nicht sehr intakterCharakter.Den Vers, den hab ich im Voraus gemacht,Ganz ohne Objekt; ich hab halt gedacht:Ich mach ihn einmal, er wird schon passen,Man kann ihn brauchen in allen Gassen.
In gelben Buchten sogen wir der FernenVerspülte Lüfte, die von Städten wissen,Wo Lüste grünen, angerührt von Wahnsinn.Wir schwammen auf dem Fieberschiff stromaufUnd sonnten unsre Leiber an dem BuhlenWaldheißer Panther, die der Sommer quält.Der Klapperschlange nacktes SchlammgeringelWand sich verstört, als wir vorüberkamen,Und in verschlafnen Dörfern gurgelte die Lust.Ein warmer, satter Wind strich durch die Palmen. -Ich sah dich weiß von Schlaf.Und als ich von dir ebbte, hoch erhobenVon meinem stolzen, satt gestürmten Blut:O Sturm der Nächte, der mich Blutwärts zogZu kühnen, die entdeckten Ländergürteln:O schwül Geliebte! Strom der Geheimnisse!Verschlafenes Land! Im Süden!O Sommer-Qual!Und schöne Raubtierflecken ...Bist du es denn?Groß aus dem Weltraum nachts, der Spiegel ist,Tönt dein zerwehtes Bildnis in meine Seele.Die Sterne durchziehen harfend deine Brust.Du aber ...Du glänzt vielleicht versehnt im weißen Federbett,Traum liegt dir hart im Schoß. -Oder ein junger LieblingZieht fühlsam mit zeichnendem FingerDie festen Runden deiner Brüste nach.Ihr seid sehr heiß.Und schöne Raubtierflecken zieren eure Rücken.
Mein KätzleinKlagelied Man fand dich fern vom warmen Hause, Bedrängt von Schnee und eis´gem Wind, Trug dich zu meiner stillen Klause, Verirrtes armes Katzenkind.Du schrie´st und klagtest in dem neuen Unheimlich bücherreichen Ort, Doch bald verschwand dein wildes Scheuen,Du fühltest dich in sich´rem Hort.Trafst du doch einen biedern Kater Im Haus des unbekannten Manns, Und dich empfing fast wie ein Vater Der munt´re Rattenfänger Hans.Du warst noch etwas unerzogen, Vergingest dich in manchem Stück, Doch führte, mütterlich gewogen, Die Rike dich zur Pflicht zurück.Das Spiel begann, ein lustig Jagen, Ein Wettkampf in verweg´nem Sprung, Ein Raufen, Purzeln, Überschlagen, Mit welcher Grazie, welchem Schwung!Und kam der Herr, dich sanft zu streicheln, Wie sprangst du gern auf seinen Arm Und riebst mit Schnurren und mit Schmeicheln An ihm dein Pelzchen, zart und warm.Du dientest mir zu allen Stunden Mit Arlecchino-Schelmerei´n, Wie tief hast du die Pflicht empfunden, Mein dankbarer Hanswurst zu sein!Nie war uns bang, die Witze gehen Zum komischen Ballet dir aus, Durch stete Fülle der Ideen Belebtest du das ganze Haus.Und wenn du endlich schlummern solltest, Zogst du den Hund als Lager vor, Du schmiegtest dich an ihn und nolltest Im halben Schlaf an seinem Ohr.Dein Anzug, elegant im Schnitte, War blaugrau, mit Geschmack verziert, Brust, Pfötchen, Antlitz bis zur Mitte Mit Weiß symmetrisch decorirt.Doch was ist Schmuck? Die eig´nen Formen Kann aller Aufputz nur erhöhen; Gebildet wie nach griechischen Normen – Ich darf es sagen, du warst schön.Die Nase fein, die Augen helle, Zart rosenfarb der kleine Mund, Jedwede Linie eine Welle Und jede Regung weich und rund.Da kam, von Teufeln angestiftet, Ein Mäuschen her in einer Nacht – Du fraßest es, es war vergiftet, Und ach! dein Schicksal war vollbracht.Nicht ganz; noch Höllenqualentage, Brandschmerz und grimmen Durstes Pein Durchlebtest du, und ohne Klage, Dann schliefst du endlich lautlos ein.Es suchen dich die alten Freunde In jedem Winkel aus und ein, Du warst der liebenden Gemeinde, Was einst der Max dem Wallenstein.Mag nur die Spötterwelt es wissen: Du thust mir tief im Herzen leid, So jäh, so graß herausgerissen Aus deiner Jugend Heiterkeit.Vor Hungertod konnt´ ich dich wahren, Nicht vor der rohen Menschheit Gift, Es schützen keines Hauses Laren Vor Mord, der in die Ferne trifft.Ich trüge wahrlich noch viel eher Manch´ eines Thiervergifters Tod. Verzeih´ mir´s Gott, sie geht mir näher, Des armen Kätzleins Todesnoth.Und leb´ ich nach dem Lärm hienieden Noch fort auf einem stillen Stern, Sei auch in Gnaden herbeschieden Das Kätzlein zu dem alten Herrn.
Als einst in jenes Laubdachs DunkelhelleVoll Inbrunst meine Arme dich umschlangen,Als Haupt an Haupt und Wang´ an Wange drangen,Du schlankes Reh, schwarzäugige Gazelle, Da traf ein Mücklein auf die holde Stelle,Und zwischen unsern angeschmiegten WangenHat es in irrem Taumel sich gefangen,Es surrt und zappelt, will entfliehen schnelle. Nicht wahr, du Schelm, das hat dir nicht geträumet,Es warte dein so wunderlich Verhängniß?So bleibe nur und werde nicht so bange! Ein wohnlich Häuslein ist dir eingeräumet,Gelinde Haft, anmuthiges Gefängniß,Das liebe Grübchen in der weichen Wange.
Wer der Meine wohl wird werden?Ob mein Aug´ ihn wohl schon sah?Wo er wandeln mag auf Erden?Ist er ferne oder nah´? Wird er schön von AngesichteOder doch nicht häßlich sein?Krause Locken? Augen lichte?Groß von Wuchse oder klein? Stark von Gliedern oder schmächtig?Ob er leicht im Tanz sich schwenkt?Ob er nüchtern, streng, bedächtig,Oder recht romantisch denkt? Oberamtmann oder RichterVoller Ernst und Gravität?Ist er Künstler, oder Dichter?Ob er auch Musik versteht? Ein Gelehrter, reich an Wissen,Der studiert und Bücher schreibt,Dem jedoch zu Scherz und KüssenWenig Zeit nur übrig bleibt? Ist er wohl vom Handelstande?Ist´ s ein Kriegsmann, keck und brav?Ist er Pfarrer auf dem Lande,Oder gar ein schöner Graf? Ist die Liebe denn recht innig,Die er dann im Herzen trägt,Da das meine ja so minnigJetzt schon ihm entgegenschlägt? Sagt mir´s, holde Blütendüfte,Die ihr weht in´s Kämmerlein,Sagt mir´s, leise Abendlüfte,Sag´ mir´s, sanfter Mondenschein! Sagt mir´s, Elfen, kleine, lose,Die ihr lauscht und lacht und nickt,Sag´ mir´s, süße, rothe Rose,Die mir in das Fenster blickt! Saget mir´s, ihr klugen Sterne,Die heraus am Himmel zieh´n!Triebe schwellen in die Ferne,Und sie wissen nicht, wohin? Liebesarme stehen offen,Ach, wen sollen sie empfah´n?Lippen, die auf Küsse hoffen,Ach, wer wird zum Kusse nah´n? Oder soll ich lieber sagen,Lieblich sei´s, so blind zu sein?Dieses Klagen, dieses FragenSei uns Mädchen süße Pein? Träume können sel´ger spielenKindern gleich im leeren Haus,Wenn nach unbekannten ZielenHolde Wünsche ziehen aus? Freudig Bangen! Bange Freude!Ungewisser, finde mich!Leid in Lust und Lust im Leide!Künftiger, ich liebe dich!
Manch ein RichterÜber DichterDünkt sich lichter,Mehr als schlichterKopf:Und ist ein entfärbter,Von Halbkultur verderbter,Zu Leder gegerbter,Von der Natur enterbterTropf.
Das Abendroth brennt an des Himmels Saum,Ich schlendre so, als wie im halben Traum,Zum Dorf hinaus auf grünem WiesenwegeAm Wald hinunter, wie ich täglich pflege. Rings auf der Wiese wimmelt es und schafft,Vom frischen Heu kommt mit gewürz´ger KraftEin süßer Duft auf kühler Lüfte Wogen,Mein alter Liebling, zu mir hergezogen. Roth, Blau und Gold, ein ganzes Farbenreich,Betrachtet sich im spiegelhellen Teich,Wild-Enten sieht man durch die Wellen strebenUnd hoch in Lüften Weih und Sperber schweben. Ein flüsternd Wehen geht im dunkeln Wald,Die Vögel rufen, daß es weithin schallt,Die Unke will sich auf der Flöte zeigen,Die Grille zirpt und auch die Schnaken geigen. Studieren wollt´ ich einen Predigtplan,Nun hör´ ich selbst die große Predigt an,Voll Kraft und Mark, ein Menschenherz zu stärken,Die große Predigt von des Meisters Werken.
Doch nun will ich dienen der Menschenhand,In der Thäler sanftes, grünes GewandWill ich den silbernen Gürtel weben,Will die frommen, hellen,Plaudernden WellenRuhig schlängelnd durch Gärten gießen,Will schwatzend an Blumen vorüberfließen;Der Hirsch, das RehSollen aus meinen Fluten trinkenUnd in holdem Weh,Wenn die Sterne blinken,Mag eine Jungfrau, die einsam wachtIn lauer Sommernacht,Meinem RauschenLauschen.
Ich grüße dich, du wunderbarer Duft,Der sich in diesen zarten Kelchen wieget,Du Schiff, worin durch dunkelblaue LuftDie Seel´ entzückt nach fernen Ufern flieget. Das Steuer ist ein alter, alter TraumVon andern Zeiten, himmelschönen Auen,Gold ist der königlichen Ströme SchaumUnd hohe, schlanke Palmen sind zu schauen. Die Lotosblume schwimmt auf blauer Flut,Die Welle scheint mit holder Scham zu fragen,Welch Wunder ihr im keuschen Schoße ruht?Doch nur die Kinder wissen es zu sagen.