Zur Ruhe gehe keine Nacht,Wenn einer deiner Lieben grollt;Wer weiß, ob morgen ihr erwacht,Euch auszusöhnen wie ihr sollt.Das Herz, das jetzt so stürmisch pochtIn Trotz und Stolz und hartem Sinn,Ein über Nacht verglimmter Docht,Ist morgen schon vielleicht dahin.Dann gibt nicht wieder dir der MundErwidernd der Versöhnung Kuß;Er schloß sich unversöhnlich undIm Aug´ erlosch der Thräne Fluß.Weh! mußt am Sarg du dir gestehn,Gedenkend an sein Angesicht,Als du´s das letztemal gesehn,Da war´s in Liebe und Friede nicht!Drum fühlst du abends Grimm und Groll,Laß drüber hingehn keine Nacht.Stark ist der Trotz – doch wundervoll,Viel stärker ist der Liebe Macht.Zum Freunde geh und beut die Hand,Du selbst zuerst zum Frieden an:Und sternenwärts dein Haupt gewandt,Geh freudig heim, zu schlummern dann!
»Sag´ an, was nennst du lieben?« –Von Sehnsucht umgetrieben,Versunken ganz im andern,Durch Stadt und Felder wandern, –In langen, wachen NächtenMit Gott und Menschen rechten, –Vom Kissen, dem vielheißen,Die nassen Augen reißen, –In tobendem VerlangenDie leere Luft umfangen, –Die Augen manchmal schließen,Der Bilder zu genießen,Die durch die Seele fließen, –In langen grauen TagenStumm, stolz die Pein ertragen –Und dennoch nie verzagenUnd dennoch nie entsagen,Glück, Ehre, Leben wagenUnd lieber doch verbrennen,Als diese Qual nicht kennen,Die Mark und Kraft zerrieben –Das, – etwa, – nenn´ ich lieben!
Nun steht daheim der WeißdornstrauchIn ersten Knospentrieben:Und durch die Lüfte weht ein HauchVon leisem Lenz und Lieben.Nun singt daheim im AbendrotDie Amsel auf dem Flieder:»Vergeßt des Winters bange Not: –Bald büh´n die Veilchen wieder.«Hier starrt noch ringsum Frost und Eis:Und doch, mit Südlandstrieben,Durch meine Seele wogt es leis,Ganz leis, wie Lenz und Lieben.
Nur unter uns! – Ganz leise!Beileib´ verratet´s nicht:Es ist nicht alles weise,Was ein Professor spricht!Es bleibe dieses ReimnisGestrenges Amtsgeheimnis!
Spruch bei Annahme des roten Kreuzes(Anfang August 1870)Vergiß dich selbst, dein Glück, dein Leid,Sei gegen Grau´n und Furcht gefeit, –In Kampf und Schreck ein Held von Erz, –Dem Schmerz ein Balsam sei dein Herz, –Sei still und stark im SchlachtgedröhnUnd stirbst du so, so stirbst du schön.
Ihr Deutschen unter fremden Sternen,In meergeschiedenen weiten Fernen,Ihr sollt die Sprache nie verlernen.Die wohllautreiche, starke, milde,Die schönheitvollen Klanggebilde,Die in des alten Lands GefildeDereinst zu euch die Mutter sprach;In euren Herzen tönt sie nach:Wer sie vergißt – dem Weh und Schmach!Die Sprache Shakespeares trägt der BritteIch lob´ ihn drum! – wie seine SitteGetreu in fremder Lande Mitte:Und Schiller soll vergessen sein?Ihr deutschen Männer rufet: Nein!Ihr deutschen Frauen, stimmet ein,Und eure Mädchen soll´n und KnabenAls köstlichste von allen GabenDas Kleinod deutscher Sprache haben!
Lang lebt´ ich nach der Leute Sagen,Da war ich elend Tag und NachtUnd hab´s doch keinem recht gemacht:Jetzt leb´ ich mir nur zum Behagen –Sie schelten: doch mein Herz, das lacht.
Eine schöne, goldne Mücke,– Keine schöner, keine goldner,Hatte jemals Gott geschaffen! –Schwebte auf den lichten FlügelnUm der dunklen Tanne Stamm.Da, aus tiefer Wunde quillend,Edelharz brach aus der Rinde,Und ein flüss´ger klarer TropfenSchloß die schöne Mücke ein.Klage nicht, o Mücke! LangeWärst du selbst und deine SchöneSchon verstoben und vergessen:Doch das Edelharz der Wunde, –Unvergänglich dich erhaltenHat es für Jahrtausende.So mag eines Weibes SchönheitUnvergänglich auch erhaltenEines Dichters schmerzvoll Lied.