Eine schöne, goldne Mücke,– Keine schöner, keine goldner,Hatte jemals Gott geschaffen! –Schwebte auf den lichten FlügelnUm der dunklen Tanne Stamm.Da, aus tiefer Wunde quillend,Edelharz brach aus der Rinde,Und ein flüss´ger klarer TropfenSchloß die schöne Mücke ein.Klage nicht, o Mücke! LangeWärst du selbst und deine SchöneSchon verstoben und vergessen:Doch das Edelharz der Wunde, –Unvergänglich dich erhaltenHat es für Jahrtausende.So mag eines Weibes SchönheitUnvergänglich auch erhaltenEines Dichters schmerzvoll Lied.
Wo ist Gott? Im Meeresrauschen!Wo ist Gott? Im Eichenwald!Kehr in dich und lerne lauschen,Seinen Atem hörst du bald!Wo ist Gott? Im Duft der LindeUnd im Lied der Nachtigall!Und im Hauch der Frühlingswinde,Überall im Weltenall!
Ich kann nicht mehr! Kann nicht mehr ringenMit mir, mit Schicksal, Gott und Welt.Dies totgequälte Herz will springen:Zu stark die Sturmflut, die es schwellt.O hätt´ ich einen Freund! nur einen!Er sollte mir ja helfen nicht:Möcht´ nur an einem Herzen weinenNoch einmal, eh´ das meine bricht.
Spruch bei Annahme des roten Kreuzes(Anfang August 1870)Vergiß dich selbst, dein Glück, dein Leid,Sei gegen Grau´n und Furcht gefeit, –In Kampf und Schreck ein Held von Erz, –Dem Schmerz ein Balsam sei dein Herz, –Sei still und stark im SchlachtgedröhnUnd stirbst du so, so stirbst du schön.
Nur unter uns! – Ganz leise!Beileib´ verratet´s nicht:Es ist nicht alles weise,Was ein Professor spricht!Es bleibe dieses ReimnisGestrenges Amtsgeheimnis!
Ihr Deutschen unter fremden Sternen,In meergeschiedenen weiten Fernen,Ihr sollt die Sprache nie verlernen.Die wohllautreiche, starke, milde,Die schönheitvollen Klanggebilde,Die in des alten Lands GefildeDereinst zu euch die Mutter sprach;In euren Herzen tönt sie nach:Wer sie vergißt – dem Weh und Schmach!Die Sprache Shakespeares trägt der BritteIch lob´ ihn drum! – wie seine SitteGetreu in fremder Lande Mitte:Und Schiller soll vergessen sein?Ihr deutschen Männer rufet: Nein!Ihr deutschen Frauen, stimmet ein,Und eure Mädchen soll´n und KnabenAls köstlichste von allen GabenDas Kleinod deutscher Sprache haben!
Du hast gewogentlich erlaubt,Daß an dein kluges, holdes HauptIch Huld´gungsgrüße richte– Geziemlich – im Gedichte.Jedoch, was kann ich neu dir sagen?Du weißt es lange – sonder Fragen –Daß du bist anmutvoll und gütigUnd ein klein wenig übermütig:Das andre schildre dir dein Mann,Der all das besser wissen kann.
Schön Anna ging im Buchenhang,Den Gukuk hört sie schrein:"Mein lieber Gukuk, sag wie langmuß ich noch ledig sein?"Horch, Gukuk, einmal – zweimal – drei –Gott sei Dank, drei Jahr noch frei,Gukuk – viermal – Gottes Segen,Noch ein Jahr zum Überlegen!Horch – Gukuk – fünfmal – meinetwegen –Wahre Lieb tut spät sich regen.Und Gukuk – sechsmal – liebe Zeit!Mir tun die armen Freier leid.Gukuk – Gukuk – sieben – acht –Lieber Vogel gib fein acht!!Neunmal Gukuk – jetzt halt ein,Dummer Gauch, was soll das Schrein?Gukuk – zehnmal – geh und schweig,Du sitzt auf einem Eibenzweig,Am Zauberbaume fahl und wirr,Drum lieber Vogel, wardst du irr!"