Alt sein heißt ja nicht schwach sein;es heißt nur doppelt wach seinfür das, was wahr und echt.Du lebenslang ein Wächterdes Echten und sein Hegfer,just dir steht Altsein recht!
Wenn ich sonst im alten Buch gelesen,Daß die Liebe Menschen hingerafft,Sprach ich wohl, ein Märchen ist´s gewesen,Liebe hat ja nicht zum Tödten Kraft.Anders, anders lehrte sie´s mich kennen;Qualen fand ich, ihre Freuden nicht.Hör´ ich heut der Liebe Freuden nennen,Denk´ ich, ach, daß man in Märchen spricht.
Mein Herz ist von der LiebeZur Liebsten so erfüllt,Daß sie in tausend TropfenDarüber strömt und quillt.Und jeder dieser TropfenGlänzt wie ein Edelstein,Und all´ die tausend TropfenDie fange ich mir ein.Und füge sie zusammenZu einem dichten Kranz,Um meiner Liebsten StirneWind´ ich den lichten Glanz.Daß rings die Erde lachet,Wenn sie vorübergeht,Und alles steht und staunet;"Seht die Holdselige, seht!Das ist gewiß ´ne Fürstin,Von Ländern reich und hehr?"Nein, eines Dichters Liebste –Und das ist noch viel mehr!
Will die Seele dir verzagenIn der Leiden Übermaß,Wehre deinem Mund die KlagenUnd bewahre dich vor Haß.Lies des Kummers tiefe ZeichenAuf so manchem Angesicht,Deinem Leid wird manches gleichenUnd das einz´ge ist es nicht.Nein, der Menschen Thränen quillenRings soweit die Sonne scheintUnd nur der kann Thränen stillen,Welcher bitter selbst geweint.Trage drum mit stiller StärkeAll´ das Leiden, das dich kränkt,In der Liebe heil´gem WerkeWard es dir von Gott geschenkt.
Der Gründer, wißt Ihr, strotzt von Geld,Nun hört, ich thu Euch kund:Der größte Gründer von der WeltDas ist des Mädchens Mund.Des Mädchens Mund ist fein und klein; –Doch ob Ihr´s glauben wollt,Ein Wörtchen soll darinnen sein,Das wiegt ´nen Centner Gold.Ein wenig thut sich auf der Mund –Wupp ist das Wörtchen da,Und wer es fängt, der thut ´nen Fund,Das Wörtchen das heißt "ja".
Es geht der Mond zur Neige,Es bleicht sein milder Schein.Er winkt und flüstert leise:»Bald werd´ ich nicht mehr sein.Sieh mir darum ins AntlitzHeut noch recht inniglich,Ob wir uns wiedersehen,Das weißt nicht du noch ich.«Des Menschen Glück und FreudeGeht her, geht hin geschwind,Und was wir Menschen lieben,Verweht ein leichter Wind.Wenn Du vom Freunde scheidestSchau tief ihm ins Gesicht.»Ich seh´ ihn morgen wieder«,Ach denke, denk´ es nicht.Denn zwischen heut und morgenKommt noch die lange Nacht,Die aller deiner FreudeGar leicht ein Ende macht.Des Menschen Glück und LiebeGeht her, geht hin geschwind,Der Mensch ist wie die Blume,Und ihn verweht ein Wind.
Werthers Lotte(Im grauen Haar)Grau ist das Haar, verwelkt ist das Gesicht, An welchem Liebe sehnend einst gehangen.Doch zitternd wie ein süßes AbendlichtSpielt Lächeln um Augen, Mund und Wangen.Stört nicht dieses Lächeln – steht in Ehrfurcht – schweigt,Sie träumt von einer wunderbaren Stunde,Da sich ein Gott im Kuß zu ihr geneigtUnd sie unsterblich ward an seinem Munde.
Wenn dieser Strauß, den ich gebunden,Sich schüchtern vor dein Auge wagt,Vielleicht daß er von einst´gen Stunden,Von seligen, dir Kunde sagt.Daß er von dem, der ferngegangen,Erinnerung dir wiedergibt,Der einst in deinem Bann gefangenAch viel geträumt und viel geliebt.Und durftest du es nicht erwidern,Das Flehen meiner tiefen Lust,Die Seele öffne meinen Liedern,So ruht mein Herz in deiner Brust.