Wenn ich sonst im alten Buch gelesen,Daß die Liebe Menschen hingerafft,Sprach ich wohl, ein Märchen ist´s gewesen,Liebe hat ja nicht zum Tödten Kraft.Anders, anders lehrte sie´s mich kennen;Qualen fand ich, ihre Freuden nicht.Hör´ ich heut der Liebe Freuden nennen,Denk´ ich, ach, daß man in Märchen spricht.
Manches Antlitz ist ja sauber,Manches Kind so übel nicht,Doch es fehlt der süße Zauber,Der sogleich zum Herzen spricht.Auf mein Mädchen paßt das nicht!Ihr Gesichtchen das ist sauber,Ihr Gesichtchen hat den Zauber,Welcher Leib und Seel´ umflicht.Manches Kind mit rothem MundeSpricht gar klüglich hübsch und fein;Kommt nur nicht vom Herzensgrunde,Dringt auch nicht zum Herzen ein.Auf mein Mädchen paßt das nicht!Jeder Laut der süßen KehleIst ein Stückchen ihrer Seele,Mich ergreift, was sie nur spricht.Manches Mädchen mag man leiden,Manchem Kinde ist man gut,Aber muß man morgen scheiden,Wird nicht trüber drum der Muth.Auf mein Mädchen paßt das nicht!Sollt´ es einmal mir geschehen,Daß ich von ihr müßte gehen,Sicher mir das Herz zerbricht.
Ach was ist das für ein böses Wort,Das, so oft man´s hört und sagt,Immer wieder brennt und nagt,Das uns treibt von Ort zu Ort?Böses Wort, wie tust du weh!Böses Wort! Ade, ade!Schicksal, das mich immerzuRastlos treibt von Stadt zu Stadt,Schicksal, ach, wann wirst du´s satt?Leben, ach, wann schenkst du Ruh?Friedenswort, wann tönst du mir:Hier die Heimat, bleibe hier?
Nein, es sind nicht Berg und Thäler,Die uns Fried´ und Freude geben,Freude geben nur die Menschen,Die mit uns auf Erden leben.Nein, es sind nicht Frost und Hitze,Die uns Noth und Schmerzen geben,Schmerzen geben nur die Menschen,Die mit uns auf Erden leben.Und es giebt auch solche Menschen,Die uns freuen und betrüben;Das sind die allerschlimmsten,Die wir lieben, die wir lieben.
Was soll ich andres sagen,Dir, mein geliebtes Kind,Als immer nur das eine:Ich bin dir treu gesinnt.Dein Name steht geschriebenMir tief ins tiefste Herz.Mit goldnen Flammenzügen,Die fester stehn als Erz.Wir wollen uns gehörenVon nun in Ewigkeit,Dich freue, was mich freuet,Dein Leiden sei mein Leid.Der Leib wird welken, sterben,Die Seele nicht verdorrt,Lieb´ ist der Seele BlumeUnd blüht im Himmel fort.
Keine Rose ohne Dorn,Keine Liebe ohne Zorn,Kein Begegnen ohne Scheiden,Keine Freude ohne Leiden –Aller Dinge tiefstes WesenMußt im Gegensatz du lesen.
Mein Herz ist von der LiebeZur Liebsten so erfüllt,Daß sie in tausend TropfenDarüber strömt und quillt.Und jeder dieser TropfenGlänzt wie ein Edelstein,Und all´ die tausend TropfenDie fange ich mir ein.Und füge sie zusammenZu einem dichten Kranz,Um meiner Liebsten StirneWind´ ich den lichten Glanz.Daß rings die Erde lachet,Wenn sie vorübergeht,Und alles steht und staunet;"Seht die Holdselige, seht!Das ist gewiß ´ne Fürstin,Von Ländern reich und hehr?"Nein, eines Dichters Liebste –Und das ist noch viel mehr!
Menschenseele, Menschenliebe,Spielgenossen, selig Paar,werdet je des alten Spiels ihrmüde werden? Nimmerdar!Ob Jahrtausend nach Jahrtausenddurch die Welten wandeln mag,immer wo die Liebe aufsteht,ist der erste Schöpfungstag!