Laß andre nur im ReigenMit lautem Gruß mir nahn,Du bist mein lieblich Schweigen,Und siehst mich freundlich an.Dein Auge tief und minnig,Es sagt mir Tag für Tag,Was nimmer so herzinnigDie Lippe künden mag.So hat die FrühlingssonneAuch Schall und Rede nicht,Und doch mit stiller WonneDurchschauert uns ihr Licht.Mir gab den Wohllaut eigen,Der dir den Blick beschied;Sei du mein lieblich SchweigenUnd ich will sein dein Lied.
Wer recht in Freuden wandern will,der geh der Sonn´ entgegen;da ist der Wald so kirchenstill,kein Lüftchen mag sich regen;noch sind nicht die Lerchen wach,nur im hohen Gras der Bachsingt leise den Morgensegen.Die ganze Welt ist wie ein Buch,darin uns aufgeschriebenin bunten Zeilen manch ein Spruch,wie Gott uns treu geblieben;Wald und Blumen nah und fernund der helle Morgensternsind Zeugen von seinem Lieben.Da zieht die Andacht wie ein Hauchdurch alle Sinnen leise,da pocht ans Herz die Liebe auchin ihrer stillen Weise,pocht und pocht, bis sich´s erschließtund die Lippe überfließtvon lautem, jubelndem Preise.Und plötzlich läßt die Nachtigallim Busch ihr Lied erklingen,in Berg und Tal erwacht der Schallund will sich aufwärts schwingen,und der Morgenröte Scheinstimmt in lichter Glut mit ein:Laßt uns dem Herrn lobsingen!
O Sommerfrühe blau und hold!Es trieft der Wald von Sonnengold,in Blumen steht die Wiese;die Rosen blühen rot und weiß,und durch die Fluren wandelt leis,ein Hauch vom Paradise.
Die stille Wasserrose Steigt aus dem blauen See, Die feuchten Blätter zittern, Der Kelch ist weiß wie Schnee. Da gießt der Mond vom Himmel All seinen goldnen Schein, Gießt alle seine Strahlen In ihren Schoß hinein. Im Wasser um die Blume Kreiset ein weißer Schwan; Er singt so süß, so leise, Und schaut die Blume an. Er singt so süß, so leise, Und will im Singen vergehn –O Blume, weiße Blume, Kannst du das Lied verstehn?
In meinem Garten die NelkenMit ihrem PurpursternMüssen nun alle verwelken,Denn du bist fern.Auf meinem Herde die Flammen,Die ich bewache so gern,Sanken in Asche zusammen,Denn du bist fern.Die Welt ist mir verdorben,Mich grüßt nicht Blume, nicht Stern;Mein Herz ist lange gestorben,Denn du bist fern.
Wolle keiner mich fragen,Warum mein Herz so schlägt.Ich kann´s nicht fassen, nicht sagen,Was mich bewegt.Als wie im Träume schwankenTrunken die Sinne mir;Alle meine GedankenSind nur bei dir.Ich hab die Welt vergessen,Seit ich dein Auge gesehn;Ich möchte dich an mich pressenUnd still im Kuß vergehn.Mein Leben möcht´ ich lassenUm ein Lächeln von dirUnd du – ich kann´s nicht fassen,Versagst es mir.Ist´s Schicksal, ist´s dein Wille?Du siehst mich nicht; –Nun wein´ ich stille, stille,Bis das Herz mir zerbricht.
Durch die wolkige MaiennachtGeht ein leises Schallen,Wie im Wald die Tropfen sachtAuf die Blätter fallen.Welch ein ahnungsreicher DuftQuillt aus allen Bäumen!Dunkel webt es in der LuftWie von Zukunftsträumen.Da, im Hauch, der auf mich sinkt,Dehnt sich all mein Wesen,Und die müde Seele trinktSchauerndes Genesen.Müde Seele, hoffe nur!Morgen kommt die SonneUnd du blühst mit Wald und FlurHell in Frühlingswonne.
Der schnellste Reiter ist der Tod,Er überreitet des Morgenroth,Des Wetters rasches Blitzen;Sein Roß ist fahl und ungeschirrt,Die Senne schwirrt, der Pfeil erklirrtUnd muß im Herzen sitzen.Durch Stadt und Dorf, über Berg und Thal,Im Morgenroth, im Abendstrahl,Geht´s fort in wildem Jagen;Und wo er floh im Ungestüm,Da schallen Glocken hinter ihmUnd Grabeslieder klagen.Er tritt herein in den Prunkpalast,Da wird so blaß der stolze Gast,Und läßt von Wein und Buhle.Er tritt zum lustigen Hochzeitsschmaus,Ein Windstoß löscht die Kerzen aus,Bleich lehnt die Braut im Stuhle.Dem Schöffen blickt er in´s Gesicht,Der just das weiße Stäblein bricht,Da sinkt´s ihm aus de Händen;Ein Mägdlein windet Blüth´ und Klee,Er tritt heran – ihr wird so weh –Wer mag den Strauß vollenden?Drum sei nicht stolz, o Menschenkind!Du bist dem Tod wie Spreu im Wind,Und magst du Kronen tragen.Der Sand verrinnt, die Stunde schlägt,Und eh´ ein Hauch dies Blatt bewegt,Kann auch die deine schlagen.
Es ist in leere NüchternheitDie ganze Welt versunken,Und keine Zunge redet mehrVom heil´gen Geiste trunken.Die groß geschaut und groß gebaut,Die schlummern in den Särgen,Auf ihren Gräbern kriechen wirAls ein Geschlecht von Zwergen.Ich aber sage euch: führwahr,Es wird nicht anders werden,Bis ihr den Blick nicht himmelwärtsErhebt vom Staub der Erden,Bis ihr dem Geist der Liebe nicht,Dem großen Überwinder,Demütig euer Herz erschließtUnd werdet wie die Kinder.
Ich möchte sterben wie der Schwan,Der, langsam rudernd mit den Schwingen,Auf seiner blauen WasserbahnDie Seele löst in leisem Singen.Und starb er, wenn der Abend schiedMit goldnem Kusse von den Gipfeln:Nachhallend säuselt noch das LiedDie ganze Nacht in Busch und Wipfeln.O würde mir ein solch Geschick!Dürft´ unter Liedern ich erblassen!Könnt´ ich ein Echo voll MusikDem Volk der Deutschen hinterlassen!Doch Größern nur ward solch ein Klang,Nur Auserwählten unter vielen –Mir wird im Tode kein GesangVerklärend um die Lippen spielen.Tonlos werd´ ich hinübergehn,Man wird mich stumm zur Grube tragen,Und wenn die Feier ist geschehn,Wird niemand weiter nach mir fragen.