Der schnellste Reiter ist der Tod,Er überreitet des Morgenroth,Des Wetters rasches Blitzen;Sein Roß ist fahl und ungeschirrt,Die Senne schwirrt, der Pfeil erklirrtUnd muß im Herzen sitzen.Durch Stadt und Dorf, über Berg und Thal,Im Morgenroth, im Abendstrahl,Geht´s fort in wildem Jagen;Und wo er floh im Ungestüm,Da schallen Glocken hinter ihmUnd Grabeslieder klagen.Er tritt herein in den Prunkpalast,Da wird so blaß der stolze Gast,Und läßt von Wein und Buhle.Er tritt zum lustigen Hochzeitsschmaus,Ein Windstoß löscht die Kerzen aus,Bleich lehnt die Braut im Stuhle.Dem Schöffen blickt er in´s Gesicht,Der just das weiße Stäblein bricht,Da sinkt´s ihm aus de Händen;Ein Mägdlein windet Blüth´ und Klee,Er tritt heran – ihr wird so weh –Wer mag den Strauß vollenden?Drum sei nicht stolz, o Menschenkind!Du bist dem Tod wie Spreu im Wind,Und magst du Kronen tragen.Der Sand verrinnt, die Stunde schlägt,Und eh´ ein Hauch dies Blatt bewegt,Kann auch die deine schlagen.
Und wenn uns nichts mehr übrig blieb´,So blieb uns doch ein SchwertDas zorngemut mit scharfem HiebDem Trutz des Fremdlings wehrt;So blieb die Schlacht das letzt´ GerichtAuf Leben und auf Tod,Und wenn die Not nicht Eisen bricht,Das Eisen bricht die Not!
So ist es, wars und wird es sein:Gebt Freiheit! rufen die Partein,Mit was für Farben sie sich schmücken;Das heißt: gebt uns das Reich allein,Daß wir die andern unterdrücken!So ist es, wars und wird es sein!
Weil ich ohne Groll und KlageDies Geschick des Lebens trageUnd den Sturm zur Ruh beschwor:Meint ihr, daß ich drum vergessen,Was ich einst so reich besessen,Was ich, ach, so früh verlor?Zwar die Tränen sind zergangen,Zu des Tags bewegtem PrangenLernt´ ich lächeln, wie vorher;Doch geräuschlos, tief im Herzen,Gehn die nie verwund´nen SchmerzenWie ein leiser Strom durch´s Meer.
Es ist das Glück ein flüchtig Ding,Und war´s zu allen Tagen;Und jagtest du um der Erde Ring,Du möchtest es nicht erjagen.Leg´ dich lieber ins Gras voll DuftUnd singe deine Lieder;Plötzlich vielleicht aus blauer LuftFällt es auf dich hernieder.Aber dann pack´ es und halt´ es festUnd plaudre nicht viel dazwischen;Wenn du zu lang´ es warten läßt,Möcht´ es dir wieder entwischen.
Ich sah den Wald sich färben,Die Luft war grau und stumm;Mir war betrübt zum Sterben,Und wußt es kaum, warum.Durchs Feld von HerbstgestäudeHertrieb das dürre Laub;Da dacht´ ich: Deine FreudeWard so des Windes Raub!Dein Lenz, der blütenvolle,Dein reicher Sommer schwand;An die gefrorne ScholleBist du nun festgebannt.Da plötzlich flog ein klaresGetön in Lüften hoch:Ein Wandervogel war es,Der nach dem Süden zog.Ach, wie der Schlag der Schwingen,Das Lied ins Ohr mir kam,Fühlt´ ich´s wie Trost mir dringenZum Herzen wundersam.Es mahnt aus heller KehleMich ja der flücht´ge Gast:Vergiß, o Menschenseele,Nicht, daß du Flügel hast!
O Tod, du bist der wahre Fürst der Welt;Der Priester bist du, der mit reinen HändenDen Kranz der bleichen Stirn vermag zu spenden,Und heil´ge Namen schreibt ans Sternenzelt.Das Linnentuch, zu deinem Dienst bestellt,Ein Purpur wird´s, den keiner wagt zu schänden,Ein Demantschild, gefeit an allen Enden,Von dem zurück der Pfeil des Spottes schnellt.Wohl höhnt die Welt in blödem FrevelmuteManch großes Herz, das ihr doch alles gab, Was schön und reich in seiner Tiefe ruhte:Da schwebst, ein Trostesengel, du herab,Und rührst es sacht, daß es nicht fürder blute,Und pflanzest ew´gen Lorbeer auf das Grab.
Wolle keiner mich fragen,Warum mein Herz so schlägt.Ich kann´s nicht fassen, nicht sagen,Was mich bewegt.Als wie im Träume schwankenTrunken die Sinne mir;Alle meine GedankenSind nur bei dir.Ich hab die Welt vergessen,Seit ich dein Auge gesehn;Ich möchte dich an mich pressenUnd still im Kuß vergehn.Mein Leben möcht´ ich lassenUm ein Lächeln von dirUnd du – ich kann´s nicht fassen,Versagst es mir.Ist´s Schicksal, ist´s dein Wille?Du siehst mich nicht; –Nun wein´ ich stille, stille,Bis das Herz mir zerbricht.
Die Lerche stieg am Ostermorgenempor ins klarste Luftgebietund schmettert´ hoch im Blau verborgenein freudig Auferstehungslied.Und wie sie schmetterte, da klangenes tausend Stimmen nach im Feld:Wach auf, das Alte ist vergangen,wach auf, du froh verjüngte Welt!Wacht auf und rauscht durchs Tal,ihr Bronnen,und lobt den Herrn mit frohem Schall!Wacht auf im Frühlingsglanz der Sonnen,ihr grünen Halm´ und Läuber all!Ihr Veilchen in den Waldesgründen,ihr Primeln weiß, ihr Blüten rot,ihr sollt es alle mit verkünden:Die Lieb ist stärker als der Tod.Wacht auf, ihr trägen Menschenherzen,die ihr im Winterschlafe säumt,in dumpfen Lüften, dumpfen Schmerzenein gottentfremdet Dasein träumt.Die Kraft des Herrn weht durch die Landewie Jugendhauch, o laßt sie ein!Zerreißt wie Simson eure Bande,und wie die Adler sollt ihr sein.Wacht auf, ihr Geister, deren Sehnengebrochen an den Gräbern steht,ihr trüben Augen, die vor Tränenihr nicht des Frühlings Blüten seht,ihr Grübler, die ihr fern verlorentraumwandelnd irrt auf wüster Bahn,wacht auf! Die Welt ist neugeboren,hier ist ein Wunder, nehmt es an!Ihr sollt euch all des Heiles freuen,das über euch ergossen ward!Es ist ein inniges Erneuen,im Bild des Frühlings offenbart.Was dürr war, grünt im Wehn der Lüfte,jung wird das Alte fern und nah.Der Odem Gottes sprengt die Grüfte –wacht auf! Der Ostertag ist da.
Die beiden Engel O kennst du, Herz, die beiden Schwesterengel,Herabgestiegen aus dem Himmelreich:Stillsegnend Freundschaft mit dem Lilienstengel,Entzündend Liebe mit dem Rosenzweig?Schwarzlockig ist die Liebe, feurig glühend,Schön wie der Lenz, der hastig sprossen will;Die Freundschaft blond, in sanftern Farben blühend,Und wie die Sommernacht so mild und still;Die Lieb´ ein brausend Meer, wo im GewimmelVieltausendfältig Wog´ an Woge schlägt;Freundschaft ein tiefer Bergsee, der den HimmelKlar widerspiegelnd in den Fluten trägt.Die Liebe bricht herein wie Wetterblitzen,Die Freundschaft kommt wie dämmernd Mondenlicht;Die Liebe will erwerben und besitzen,Die Freundschaft opfert, doch sie fordert nicht.Doch dreimal selig, dreimal hoch zu preisenDas Herz, wo beide freundlich eingekehrt,Und wo die Glut der Rose nicht dem leisenGeheimnisvollen Blühn der Lilie wehrt!