Die Büsumer wohnen am MeeresstrandUnd sind für kluge Leute bekannt,Nur treiben sie die BescheidenheitIn manchem Stücke gar zu weit.Des einen Sonntags ihrer neunSchwimmen sie weit in die See hinein.Auf einmal, wie das Meer so schwankst,Wird einem um die andern Angst,Und zählt sie alle: Eins, zwei, drei,Bis acht - und läßt sich aus dabei,Denn er ist echtes Büsumer Kind,Die immer so bescheiden sind.Ein zweiter probierts, zählt: Eins, zwei, drei,Bis acht - und vergißt sich auch dabei.Da schwimmen sie alle bestürzt ans Land,Wo eben ein kluger Fremder stand.Dem klagten sie jammernd ihre NotUnd sagten: Von uns ist einer tot!Und wußten nicht, welcher ertrunken sei!Und jammern und zählen immer aufs neu,Und finden immer nur wieder acht,Weil jeder bescheiden an sich nicht gedacht.Der Fremde sprach: BescheidenheitFührt euch, ihr guten Leute, zu weit,Steck jeder die Nas in den Sand einmal,Und zählt die Tupfen, so habt ihr die Zahl.Sie folgten dem Fremden, da zählten sie - neun!Und luden vor Freud ihn zum Frühstück ein.
Ein kluger Mann hieraus ersichtDaß Weins Genuß ihm schadet nicht;Und item, daß ein guter ChristIn Wein niemalen Wasser gießt:Dieweil darin ersäufet sind,All´ sündhaft Vieh und Menschenkind.
Was regt sich dort um Mitternacht?Elz hat das Netz zu Strand gebracht,Die Havel hegt viel Fische.Da rufts von drüben mit fremdem Laut:"Hol über!" so wüst daß Eulen graut,Elz aber frägt: "Wer ruft da?""Hol über!" rufts mit grimmem Ton;Ein andrer wär da bald entflohn,Elz aber ruft: "Wer seid ihr?""Hol über!" rufts mit solcher Wut,Daß her zum Nachen rauscht die Flut,Elz aber nimmt das Ruder,Kennt keine Furcht und keinen Schreck,Er springt ins Schiff und rudert keck,Bis er gelangt zum Strande.Da schleppt sich herab aus wildem WaldEine riesig dunkle GraungestaltIns Schiff wie mit bleiernen Füßen,So schwer, daß fast es niedergeht.Doch Elz stößt ab das Boot und stehtHochschwebend am andern Ende.Wie auch das schwanke Holz erkracht,Elz stehet fest und lenkts mit MachtHin durch den Strom der Havel.Der Fremde blickt ihn furchtbar an,Elz wieder ihn, als echter Mann,Und schwingt gemach das Ruder.Und wie er kommt zum andern StrandSteigt schweren Tritts der Gast ans Land,Elz aber heischt das Fährgeld."Es liegt im Schiff worin ich saß,Den keiner zu fahren sich je vermaßAls du allein, du Kühner!Denn wisse, daß der Tod ich bin:Ich ziehe vor Tage nach GotinUnd alles wird da sterben.Nur du sollst spät mich sonder GraunMit leichten Flügeln wiederschaunAls sanften Seelenlöser."So sprache der Riese und verschwand,Elz aber sah ins Schiff und fandEs strahlend voll von Golde.
Im Finstern geh ich suchen,mein Kind, wo steckst Du wohl?Ach, sie versteckt sich immer,daß ich verschmachten soll!Im Finstern geh ich suchen,mein Kind, wo steckst du wohl?Ich, der den Ort nicht finde,ich irr´ im Kreis umher!Wer um dich stirbt,der hat keine Ruh!Kindchen, erbarm dichund komm herzu!
Wie war zu Köln es doch vordemMit Heinzelmännchen so bequem!Denn, war man faul,... man legte sichHin auf die Bank und pflegte sich:Da kamen bei Nacht,Ehe man´s gedacht,Die Männlein und schwärmtenUnd klappten und lärmten,Und rupftenUnd zupften,Und hüpften und trabtenUnd putzten und schabten...Und eh ein Faulpelz noch erwacht,...War all sein Tagewerk... bereits gemacht!Die Zimmerleute streckten sichHin auf die Spän´ und reckten sich.Indessen kam die GeisterscharUnd sah was da zu zimmern war.Nahm Meißel und BeilUnd die Säg´ in Eil;Und sägten und stachenUnd hieben und brachen,BerapptenUnd kappten,Visierten wie FalkenUnd setzten die Balken...Eh sich´s der Zimmermann versah...Klapp, stand das ganze Haus... schon fertig da!Beim Bäckermeister war nicht Not,Die Heinzelmännchen backten Brot.Die faulen Burschen legten sich,Die Heinzelmännchen regten sich -Und ächzten daherMit den Säcken schwer!Und kneteten tüchtigUnd wogen es richtig,Und hobenUnd schoben,Und fegten und backtenUnd klopften und hackten.Die Burschen schnarchten noch im Chor:Da rückte schon das Brot,... das neue, vor! Beim Fleischer ging es just so zu:Gesell und Bursche lag in Ruh.Indessen kamen die Männlein herUnd hackten das Schwein die Kreuz und Quer.Das ging so geschwindWie die Mühl´ im Wind!Die klappten mit Beilen,Die schnitzten an Speilen,Die spülten,Die wühlten,Und mengten und mischtenUnd stopften und wischten.Tat der Gesell die Augen auf,...Wapp! hing die Wurst da schon im Ausverkauf! Beim Schenken war es so: es trankDer Küfer bis er niedersank,Am hohlen Fasse schlief er ein,Die Männlein sorgten um den Wein,Und schwefelten feinAlle Fässer ein,Und rollten und hobenMit Winden und Kloben,Und schwenktenUnd senkten,Und gossen und panschtenUnd mengten und manschten.Und eh der Küfer noch erwacht,War schon der Wein geschönt und fein gemacht! Einst hatt´ ein Schneider große Pein:Der Staatsrock sollte fertig sein;Warf hin das Zeug und legte sichHin auf das Ohr und pflegte sich.Das schlüpften sie frischIn den Schneidertisch;Da schnitten und rücktenUnd nähten und stickten,Und faßtenUnd paßten,Und strichen und gucktenUnd zupften und ruckten,Und eh mein Schneiderlein erwacht:War Bürgermeisters Rock... bereits gemacht!Neugierig war des Schneiders Weib,Und macht sich diesen Zeitvertreib:Streut Erbsen hin die andre Nacht,Die Heinzelmännchen kommen sacht:Eins fähret nun aus,Schlägt hin im Haus,Die gleiten von StufenUnd plumpen in Kufen,Die fallenMit Schallen,Die lärmen und schreienUnd vermaledeien!Sie springt hinunter auf den SchallMit Licht: husch husch husch husch! - verschwinden all! O weh! nun sind sie alle fortund keines ist mehr hier am Ort!Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn,Man muß nun alles selber tun!Ein jeder muß feinSelbst fleißig sein,Und kratzen und schabenUnd rennen und trabenUnd schniegelnUnd biegeln,Und klopfen und hackenUnd kochen und backen.Ach, daß es noch wie damals wär!Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!
Als Noah aus dem Kasten war,Da trat zu ihm der Herre dar;Der roch des Noäh Opfer fein,Und sprach: "Ich will Dir gnädig sein,Und, weil Du ein so frommes Haus,So bitt´ Dir selbst die Gnaden aus."Fromm Noah sprach: "Ach lieber Herr,Das Wasser schmeckt mir gar nicht sehr,Dieweil darinn ersäufet sind,All´ sündhaft Vieh und Menschenkind.Drum möcht´ ich armer, alter Mann,Ein anderweit Getränke ha´n!" –Da griff der Herr in´s Paradies,Und gab ihm einen Weinstock süß:Und sprach: "Den sollt du pflegen sehr!"Und gab ihm guten Rath und Lehr´,Und wies ihm Alles so und so,Der Noah ward ohn´ Maßen froh.Und rief zusammen Weib und Kind,Dazu sein ganzes Hausgesind,Pflanzt Weinberg´ rings um sich herum;Der Noah war fürwahr nicht dumm!Baut´ Keller dann, und preßt den Wein,Und füllt ihn gar in Fässer ein.Der Noah war ein frommer Mann,Stach ein Faß nach dem andern an,Und trank es aus, zu Gottes Ehr´:Das macht´ ihm eben kein´ Beschwer.Er trank, nachdem die Sündfluth war,Dreihundert noch und fünfzig Jahr.
Die Schöne:Leicht gesagt ist: seid nicht grausam!Doch wenn sechs um eine frein,Muß da nicht das arme SeelchenGegen fünfe grausam sein?Der Dichter:Grausam gegen fünfe werden,Ist so gar gefährlich nicht,Weil von Hunderten nicht einerSich vor Liebesgram ersticht.Und erschießt sich etwa einer,Ist es nicht der Beste just;Größten Schmerz ertragen lernen,Ziemt der edlen Männerbrust.Mancher stürzte sich ins Wasser,Weil die Schöne ihn verlacht,Der, wenn sies mit ihm gewaget,Sie mit Peinigen umgebracht.Mancher, der vor Sehnsucht schmachtet,Gleich als wär es mit ihm aus,Brächte, würd er ganz erhöret,Nichts wie Langeweil ins Haus.Darum, sorgenvolle Schöne,Sieh dir deine Freier an,Und wer mit dir weiß zu leben,Diesen wähl, er sei dein Mann.Quäl ihn etwas, doch nicht lange,Und dann sprich das holde Ja;Und die Sterber lasse sterben,Denn sie sind zum Sterben da!
Wer nur der Weisheit nachgespürt, den halt´ ich noch für keinen Mann:Doch wer die Dummheit ausstudiert, den seh ich für was Rechtes an!Der Weisen Tun errät man leicht: man sieht da noch wann, wie, warum;Bei Dummen kuckt man sich umsonst nach allen diesen Sachen um.Der Dummheit Weg ist wunderbar; niemals erkennet man den Grund,Und fänd´ ihn einer richtig aus, so tät er aller Funde Fund!Denn Dummheit ist die größte Macht, sie führt Heere stärkstes an;Ich glaube, daß sie nie ein Held bekämpfen und besiegen kann.
O lieber Rebenbauer,Nimm´s mit dem Wein genauer!Das ist kein Bacharacher,Vielmehr ein Weh und Acher!Mir wird davon bald grauer,Bald blauer, lauer, flauer;Der frißt die stärkste Mauer!Es ist ein SauerauerEin bei dem EssigbauerGeborner Winterschauer!