Wer nur der Weisheit nachgespürt, den halt´ ich noch für keinen Mann:Doch wer die Dummheit ausstudiert, den seh ich für was Rechtes an!Der Weisen Tun errät man leicht: man sieht da noch wann, wie, warum;Bei Dummen kuckt man sich umsonst nach allen diesen Sachen um.Der Dummheit Weg ist wunderbar; niemals erkennet man den Grund,Und fänd´ ihn einer richtig aus, so tät er aller Funde Fund!Denn Dummheit ist die größte Macht, sie führt Heere stärkstes an;Ich glaube, daß sie nie ein Held bekämpfen und besiegen kann.
Amor sprach, den Becher haltend: "Nipp´ ein wenig, nur vom Rande!" Doch, als ich nun erst gekostet, Nahm ich mir den Becher schräger. "Langsam! rief er, rückwärts beugend: Denn ich gab dir nur zu kosten. Alles trinkst du ja auf einmal! Glaubst du denn, der Becher Amors Halt´ in sich die ganze Meerflut?"
Ein kluger Mann hieraus ersichtDaß Weins Genuß ihm schadet nicht;Und item, daß ein guter ChristIn Wein niemalen Wasser gießt:Dieweil darin ersäufet sind,All´ sündhaft Vieh und Menschenkind.
Es tönt des Nöcken Harfenschall:Da steht sogar still der Wasserfall,Umschwebt mit Schaum und WogenDen Nöck im Regenbogen.Die Bäume neigenSich tief und schweigen,Und atmend horcht die Nachtigall. –"O Nöck, was hilft das Singen dein?Du kannst ja doch nicht selig sein!Wie kann dein Singen taugen?"Der Nöck erhebt die Augen,Sieht an die Kleinen,Beginnt zu weinen...Und senkt sich in die Flut hinein.Da rauscht und braust der Wasserfall,Hoch fliegt hinweg die Nachtigall,Die Bäume heben mächtigDie Häupter grün und prächtig.O weh, es habenDie wilden KnabenDen Nöck betrübt im Wasserfall!"Komm wieder, Nöck, du singst so schön!Wer singt, kann in den Himmel gehn!Du wirst mit deinem KlingenZum Paradiese dringen!O komm, es habenGescherzt die Knaben:Komm wieder, Nöck, und singe schön!"Da tönt des Nöcken Harfenschall,Und wieder steht still der Wasserfall,Umschwebt mit Schaum und WogenDen Nöck im Regenbogen.Die Bäume neigenSich tief und schweigen,Und atmend horcht die Nachtigall. –Es spielt der Nöck und singt mit MachtVon Meer und Erd und Himmelspracht.Mit Singen kann er lachenUnd selig weinen machen!Der Wald erbebet,Die Sonn entschwebet...Er singt bis in die Sternennacht!
Laß stehn die Blume!Geh nicht ins Korn!Die RoggenmuhmeZieht um da vorn!Bald duckt sie nieder,Bald guckt sie wieder:Sie wird die Kinder fangen,Die nach den Blumen langen!
Wie war zu Köln es doch vordemMit Heinzelmännchen so bequem!Denn, war man faul,... man legte sichHin auf die Bank und pflegte sich:Da kamen bei Nacht,Ehe man´s gedacht,Die Männlein und schwärmtenUnd klappten und lärmten,Und rupftenUnd zupften,Und hüpften und trabtenUnd putzten und schabten...Und eh ein Faulpelz noch erwacht,...War all sein Tagewerk... bereits gemacht!Die Zimmerleute streckten sichHin auf die Spän´ und reckten sich.Indessen kam die GeisterscharUnd sah was da zu zimmern war.Nahm Meißel und BeilUnd die Säg´ in Eil;Und sägten und stachenUnd hieben und brachen,BerapptenUnd kappten,Visierten wie FalkenUnd setzten die Balken...Eh sich´s der Zimmermann versah...Klapp, stand das ganze Haus... schon fertig da!Beim Bäckermeister war nicht Not,Die Heinzelmännchen backten Brot.Die faulen Burschen legten sich,Die Heinzelmännchen regten sich -Und ächzten daherMit den Säcken schwer!Und kneteten tüchtigUnd wogen es richtig,Und hobenUnd schoben,Und fegten und backtenUnd klopften und hackten.Die Burschen schnarchten noch im Chor:Da rückte schon das Brot,... das neue, vor! Beim Fleischer ging es just so zu:Gesell und Bursche lag in Ruh.Indessen kamen die Männlein herUnd hackten das Schwein die Kreuz und Quer.Das ging so geschwindWie die Mühl´ im Wind!Die klappten mit Beilen,Die schnitzten an Speilen,Die spülten,Die wühlten,Und mengten und mischtenUnd stopften und wischten.Tat der Gesell die Augen auf,...Wapp! hing die Wurst da schon im Ausverkauf! Beim Schenken war es so: es trankDer Küfer bis er niedersank,Am hohlen Fasse schlief er ein,Die Männlein sorgten um den Wein,Und schwefelten feinAlle Fässer ein,Und rollten und hobenMit Winden und Kloben,Und schwenktenUnd senkten,Und gossen und panschtenUnd mengten und manschten.Und eh der Küfer noch erwacht,War schon der Wein geschönt und fein gemacht! Einst hatt´ ein Schneider große Pein:Der Staatsrock sollte fertig sein;Warf hin das Zeug und legte sichHin auf das Ohr und pflegte sich.Das schlüpften sie frischIn den Schneidertisch;Da schnitten und rücktenUnd nähten und stickten,Und faßtenUnd paßten,Und strichen und gucktenUnd zupften und ruckten,Und eh mein Schneiderlein erwacht:War Bürgermeisters Rock... bereits gemacht!Neugierig war des Schneiders Weib,Und macht sich diesen Zeitvertreib:Streut Erbsen hin die andre Nacht,Die Heinzelmännchen kommen sacht:Eins fähret nun aus,Schlägt hin im Haus,Die gleiten von StufenUnd plumpen in Kufen,Die fallenMit Schallen,Die lärmen und schreienUnd vermaledeien!Sie springt hinunter auf den SchallMit Licht: husch husch husch husch! - verschwinden all! O weh! nun sind sie alle fortund keines ist mehr hier am Ort!Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn,Man muß nun alles selber tun!Ein jeder muß feinSelbst fleißig sein,Und kratzen und schabenUnd rennen und trabenUnd schniegelnUnd biegeln,Und klopfen und hackenUnd kochen und backen.Ach, daß es noch wie damals wär!Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!
Als Noah aus dem Kasten war,Da trat zu ihm der Herre dar;Der roch des Noäh Opfer fein,Und sprach: "Ich will Dir gnädig sein,Und, weil Du ein so frommes Haus,So bitt´ Dir selbst die Gnaden aus."Fromm Noah sprach: "Ach lieber Herr,Das Wasser schmeckt mir gar nicht sehr,Dieweil darinn ersäufet sind,All´ sündhaft Vieh und Menschenkind.Drum möcht´ ich armer, alter Mann,Ein anderweit Getränke ha´n!" –Da griff der Herr in´s Paradies,Und gab ihm einen Weinstock süß:Und sprach: "Den sollt du pflegen sehr!"Und gab ihm guten Rath und Lehr´,Und wies ihm Alles so und so,Der Noah ward ohn´ Maßen froh.Und rief zusammen Weib und Kind,Dazu sein ganzes Hausgesind,Pflanzt Weinberg´ rings um sich herum;Der Noah war fürwahr nicht dumm!Baut´ Keller dann, und preßt den Wein,Und füllt ihn gar in Fässer ein.Der Noah war ein frommer Mann,Stach ein Faß nach dem andern an,Und trank es aus, zu Gottes Ehr´:Das macht´ ihm eben kein´ Beschwer.Er trank, nachdem die Sündfluth war,Dreihundert noch und fünfzig Jahr.
Die Büsumer wohnen am MeeresstrandUnd sind für kluge Leute bekannt,Nur treiben sie die BescheidenheitIn manchem Stücke gar zu weit.Des einen Sonntags ihrer neunSchwimmen sie weit in die See hinein.Auf einmal, wie das Meer so schwankst,Wird einem um die andern Angst,Und zählt sie alle: Eins, zwei, drei,Bis acht - und läßt sich aus dabei,Denn er ist echtes Büsumer Kind,Die immer so bescheiden sind.Ein zweiter probierts, zählt: Eins, zwei, drei,Bis acht - und vergißt sich auch dabei.Da schwimmen sie alle bestürzt ans Land,Wo eben ein kluger Fremder stand.Dem klagten sie jammernd ihre NotUnd sagten: Von uns ist einer tot!Und wußten nicht, welcher ertrunken sei!Und jammern und zählen immer aufs neu,Und finden immer nur wieder acht,Weil jeder bescheiden an sich nicht gedacht.Der Fremde sprach: BescheidenheitFührt euch, ihr guten Leute, zu weit,Steck jeder die Nas in den Sand einmal,Und zählt die Tupfen, so habt ihr die Zahl.Sie folgten dem Fremden, da zählten sie - neun!Und luden vor Freud ihn zum Frühstück ein.
Die Thadener zu HanerauSind ausgewitzte Leute:Wär noch kein Pulver in der Welt,Erfänden sie es heute!Allein, alleinSo wird es immer sein:Was man zum erstenmal erreicht,Kennt selber auch der Klügste nicht!Und – wie einmal die Thadner mähn,Sie einen grünen Frosch ersehn,So grüne, so grüne! So grüne war der liebe FroschUnd blähte mit dem Kropfe,Den Thadnern fiel vor Schreck dabeiDie Mütze von dem Kopfe.Mit Beinen vierEin grünes, grünes Tier!Das war für sie zu wunderlich,Zu neu und zu absunderlich!Da mußte gleich der Schultheiß her,Sollt sagen, welch ein Tier das wär,Das grüne, das grüne! Das grüne Tier der Schultheiß sah,Als einen Hupf es machte -Die Thadner wollten schon davon,Da sprach der Alte: sachte!Lauft nicht davon,Es sitzt und ruhet schon.Seid still! und ich erklär es bald:Das Tier kommt aus dem grünen Wald,Der grüne Wald ist selber grün,Davon ist auch das Tier so grün,so grüne, so grüne! So grüne; denn es lebt darinVon eitel grünem Laube,Und wenn es nicht ein Hirschbock ist,Ist´s eine Turteltaube!Da hub der HaufDen Schulz mit Schultern auf,Sie riefen: das ist unser Mann,Der jeglich Ding erklären kann,Er kennt und nennt es keck und kühn,Kein Kreatur ist ihm zu grün,Zu grüne, zu grüne!