Ich liebe dich – und muß dir doch entsagen!Wie viele Süße und wie vieles Leid,Wie viele schmerzdurchbohrte SeligkeitDie armen, herben Worte in sich tragen!In Ketten ist mein stürmisch´ Herz geschlagen,Und keine Gnade gibt es, die befreit,Und keine Hoffnung, die ihm Flügel leiht –Nur leiden darf es, doch es darf nicht klagen.So folgt es dir wie ein getreuer Hund.Und eines Tages wirst du es verjagenWie einen lästigen Hund – und es vergessen.Und für die Liebe, jahrelang getragen,Wird sich nicht einmal – einmal nur dein MundAuf meine stummgebliebnen Lippen pressen.
Ich weiß es wohl, was mir dein kühler KußGeheim verrät,Daß all mein Wünschen hier entsagen muß –Es ist zu spät.Wenn auch dein müdes Herz ein letztes GlückNicht ganz verschmäht,Verlornes Leben bringt kein Kuß zurück –Es ist zu spät.Manchmal im Herbst von Blüten steht ein StrauchNoch übersät –Sie werden nie zur Frucht – und wissens auch …Es ist zu spät.
Wird man älter, wird man kälter!Notgedrungen, liebe Jungen,Weil die Lendenkräfte enden,Wenn der Rücken sich bejahrt!Ach, der Mädchen runde WädchenWürden freilich noch abscheulichUns erregen und bewegenZu Versuchen schlimmster Art.Stünde Kinder, nicht dahinterDer Kadaver! Unser braver,Jugendbarer TugendwahrerSpricht in strengem Tone dann:Pfui den wüsten Sinnenlüsten!Ich, der Alte, ich enthalteMich der Sünde! [Tugendgründe:Weil er leider nicht mehr kann!]
Die Nächte sind an Glut so reichUnd doch so kühl wie kluge Fraun,Die nicht dem ersten besten gleichIhr ganzes heißes Herz vertraun.Doch wer sie kennt und liebeskühnZu Boden rang die stolze Scheu,Dem geben sie sich selig hin,Dem sind sie tief verschwiegen treu.Die Sonne prunkt in frecher PrachtMit ihrer Buhlen lautem Schwarm,Doch lieb und leise legt die NachtUm einen stillen Freund den ArmUnd küßt ihn wild und doch so weichUnd läßt ihn süße Wunder schaun,Und öffnet ihm das Himmelreich –– Die Nächte sind wie kluge Fraun.
Das Weib spricht:Du bist der Wille! Dich hab ich lieb!Du bist der Gebende! Komm und gib!In Wehr und Waffen der Herr und Held,Du Lebenschaffender baust die Welt!Der Mann spricht:Dich hab ich lieb – du bist die Tat!Du die Empfangende! Nimm die Saat!Du, die im Schoße den Keim erhält,O Fruchtbewahrende, baust die Welt!
Vor dir zerbricht mein ganzer Wagemut,All meine Keckheit schmiegt sich vor dich hinUnd birgt, wie ein gezähmter Löwe tut,Ihr starkes Haupt an deinen weichen Knien.Wodurch bezwingst du mich? Ist es dein Blick?Dein Lächeln? Ach, ich weiß nicht, was es ist!Vielleicht ist, dir zu folgen, mein Geschick,Weil du die Stärkere an Liebe bist!Vielleicht ist meine Schwäche deine Kraft!Vielleicht sogar bist du dir scheu bewußtNur deiner eignen tiefen Leidenschaft,Und, daß du siegen oder – fallen mußt!Ich weiß es nicht! Ich liebe dich zu sehrAls daß ich wüßte, was mich zu dir trieb –Und wenn ich es zu wissen einst begehr´,Dann, – ach, vielleicht hab´ ich dich nimmer lieb.
Ach, was wißt ihr von Liebe denn, ihr Jungen.Kaum flügg´ Gewordnen, mit dem Flaum am Kinne,Die ihr ins Leben kommt hereingesprungenWie in den Ballsaal bunte Harlekine?Ihr schlürft sie nicht mit wählerischen Zungen!Euch ist sie noch im tollen Rausch der SinneEin Becher Sekt, voll Übermut geschwungen,Gleichgültig, was davon zu Boden rinne!– Uns aber, die wir wissen, wie sie endet,ist jede Liebe gleich dem heil´gen Grale,Die alles Reine vom Gemeinen wendet,Und die wir trinken bis zum Grund der Schale,Verschwendungslos, als würde sie gespendetVom Schicksal jedem stets zum letzten Male.
Wo ich geh´ und stehe,Jede Scholle Erde,Über die ich schreite, –Von meiner Liebe geweiht!Alle Näh´ und Weite,Die ich um mich sehe,Gab wie mein GefährteEinst meiner Liebe Geleit.Nun ich einsam gehe,Reden alle Steine,Straßen, Plätze, HaineVon meiner Liebe Zeit!Tröstend nimmt die warmeHolde Näh´ und FerneMich in ihre Arme,Daß ich vergessen lerneMeiner Liebe Lied.
Kinder, große Kinder bleibenWir im Leben, und wir treibenEwig ein Versteckenspielen,Wie in alter Jugendzeit:Unter Worten klug versteckenOder stolz mit Schweigen deckenWir der Herzen wahres Fühlen,Unsre Lust und unser Leid.Hinter jedem Zaun des LebensRuft und lockt – und lockt vergebens –Einer Stimme Laut, ein lieber:Komm! hier bin ich! hol´ mich du!Aber nie zusammenfindenSich die Herzen, ach die blinden!immer stürmen sie vorüber,Immer falschen Zielen zu.Zielen, fremd und ferne jenen,Die sie suchen und ersehnen;Doch an jeder WegeswendeSpähn sie nach den andern aus,Bis es Abend wird auf ErdenUnd sie selber müde werden…Vater Tod klatscht in die Hände: Kinder, alle nun nach Haus! – – –