Mit Leib und Seel Manchmal im Traume meiner NachtUmschling´ ich sie mit tiefer GlutIn ihrer ganzen nackten PrachtUnd tu, was heiße Liebe tut …Doch wenn sie dann am Tage mirBegegnet, keusch und rein wie je,Schäm´ ich so bitter mich vor ihr,Daß ich ihr kaum ins Auge seh´.Sie aber lächelt still und fein,Als wüßte sie, was ich verhehl Und spräche: Kann es anders seinWenn du mich liebst mit Leib und Seel´?Und hast du nie daran gedacht,So keusch ich dir am Tage schien,Ob nicht die Träume meiner NachtDieselben irren Wege ziehn?
Für zwei Dinge hier auf ErdenSchwärmt der Weise kolossal,Um vor Schmutz bewahrt zu werden:Für Galoschen und Moral.Ja, die Gummischuhe tragenEinen sicher durch den Dreck,Und in andern LebenslagenDient Moral demselben Zweck.Wo es reinlich und manierlichZugeht in dem Jammertal,Läßt der Mensch zu Haus natürlichDie Galoschen und Moral.Wenn er dahingegen niederIn den Pfuhl des Lasters tritt,Nimmt er selbstverständlich wiederEines von den beiden mit.
Falter haben keine Tugend –geb´ ich zu;Sie genießen ihre Jugendganz schmafu!Rauben allen BlumenseelchenGlück und Ruh,Halten selbst in LilienkelchenRendezvous.Aber denkt, ein Falterleben,liebe Leut´,Ist ja nur ein kurzes Schwebenüberm Heut´.Darum laßt sie doch genießen,wie sie´s freut,Alles was in Wald und Wiesenschnell sich beut.Freilich, besser hat´s die Schnecke,der ›nach Brehm‹Auch der Aufenthalt im Dreckeangenehm;Sie genießt das Leben gründlichund bequem,Tugendhaft sowohl als sündlich –je nachdem.Doch erregt ihr wüstes Schleimennie Skandal,Denn sie tut es im Geheimenallemal;Nur der Falterflug, der kecke,macht ihr Qual,Weil er ›offen buhlt‹ … Die Schneckehat Moral!
Wo ich geh´ und stehe,Jede Scholle Erde,Über die ich schreite, –Von meiner Liebe geweiht!Alle Näh´ und Weite,Die ich um mich sehe,Gab wie mein GefährteEinst meiner Liebe Geleit.Nun ich einsam gehe,Reden alle Steine,Straßen, Plätze, HaineVon meiner Liebe Zeit!Tröstend nimmt die warmeHolde Näh´ und FerneMich in ihre Arme,Daß ich vergessen lerneMeiner Liebe Lied.
Eine tote SchwalbeLiegt auf meinem Pfad.Allzu spät dem Nest entronnenHat sie nicht die Kraft gewonnen,Mit den andern fortzufliegenNach den schönen bessern Sonnen,Und blieb liegen,Als der Frost genaht.Arme tote Schwalbe,Viele sind wie du,Denen allzu spät das LebenAllzu karg Erfolg gegeben,Ach, und müssen dann erliegen,Während andre weiterfliegenIhren Siegen,Ihren Sonnen zu …
Ach, was wißt ihr von Liebe denn, ihr Jungen.Kaum flügg´ Gewordnen, mit dem Flaum am Kinne,Die ihr ins Leben kommt hereingesprungenWie in den Ballsaal bunte Harlekine?Ihr schlürft sie nicht mit wählerischen Zungen!Euch ist sie noch im tollen Rausch der SinneEin Becher Sekt, voll Übermut geschwungen,Gleichgültig, was davon zu Boden rinne!– Uns aber, die wir wissen, wie sie endet,ist jede Liebe gleich dem heil´gen Grale,Die alles Reine vom Gemeinen wendet,Und die wir trinken bis zum Grund der Schale,Verschwendungslos, als würde sie gespendetVom Schicksal jedem stets zum letzten Male.
In diesem einen blonden FrauenhaarLiegt aller Duft, der ihr zu eigen war;Liegt aller Glanz, der ihre Stirn umfloß,Liegt alle Anmut, die sie übergoß.So weich und fein und zart und biegsam warDas ganze Weib, wie dieses eine Haar.Und schling ich um den Hals den feinen RingUmfängt er mich, wie mich ihr Arm umfing.Vor einer Stunde hing sie so an mir.Ich riß mich los, wie dieses Haar, von ihr;Doch wie ein Stück von ihrem Leben bliebDies Haar bei mir zurück in stummer Lieb´.Und so mit seinem Leuchten noch einmal,Wie ein verlorener letzter Sonnenstrahl,Bringt einen Tag voll Seligkeit und GlückMir dieses eine blonde Haar zurück.
Ich weiß nicht, wer das Briefchen schrieb,Doch auf den rosa Blättern standVon einer kleinen Mädchenhand:"Sie sind mein Gott! Sie hab´ ich lieb!"Und vor der Seele sah ich klarDas ganze Bild der Törin stehn.Wie war sie köstlich anzusehnMit ihrem braunen Wuschelhaar,Dem kurzen Kleid und langen Zopf,Dem Näschen keck und burschikos,Und doch, daneben, scheu und groß,Zwei Kinderaugen in dem Kopf!So schrieb sie voll BegeisterungDie Worte hin: "Sie sind mein Gott!"– Und zu der Kleinen sprach mein Spott:O du, wie bist du dumm und jung!Da schwand ihr Bild hinweg im Nu.Doch all mein Spott verschwand mit ihr,Und eine Stimme schluchzt´ in mir:O wär´ ich jung und dumm wie du!
Es ist für uns MaterielleNur eine Kartoffel die Welt,Von der der Weise die PelleFürsorglich herunter schält.Denn eine von unsern DevisenIst die: Kartoffel und Welt,Sind beide nicht zu genießen,Wenn man sie nicht richtig quellt.Der idealistische Stoffel,Der alles für herrlich hält,Verzehrt die ganze KartoffelNatürlich unabgepellt.Doch liegt sie ihm dann im Magen,So jammert er und erzählt,Wie schwer für ihn zu ertragenOft diese so "rohe" Welt!Wir aber genießen behaglichDie Süße, die sie enthält –Die beste Kartoffel, unfraglich,Ist – richtig genossen – die Welt.