Warum die Not wird lieb genannt,Das war mir lange unbekannt,Bis ich´s von einer Frau erfahren.Es war umringt von Kindern sie,Die all noch hilfsbedürftig waren,Und einer meinte viele Müh Müßt´ sie doch haben mit der kleinen Schar."Ja", sagte sie, und die MienenErhellten sich, "ja, es ist wahr,Ich habe meine liebe Not mit ihnen."
Schon ist mein Blick am Hügel, dem besonnten,dem Wege, den ich kaum begann, voran.So faßt uns das, was wir nicht fassen konnten,voller Erscheinung, aus der Ferne an –und wandelt uns, auch wenn wirs nicht erreichen,in jenes, das wir, kaum es ahnend, sind;ein Zeichen weht, erwidernd unserm Zeichen ...wir aber spüren nur den Gegenwind.
Ich hab´ ob meinem Lebensbuch gewacht.Die Richter kamen durch die Regennacht,Ein Zug von Schatten, alle mir bekannt,Ein jeder trug ein Herz in seiner Hand,Die waren, wie von Klingenhieben wund,Und jede Wunde war ein glüh´nder MundUnd redete in weichem Ton mich an:»Du hast mir einmal leid und weh getan.«Hier war´s ein rasches Tun, ein zürnend Gehn,Ein Unterlassen und ein barsches Wort,Ein früh Vergessen und ein Übersehn,Liebreiches Nahen und ein Mißverstehn,Abwehrende Gebärde, spitzer Hohn –Es war mir alles längst verblichen schon.So kamen sie und schwanden allgemach,Der letzte sprach: »Nun wach´ und denke nach!Mir ging´s nicht besser, als ich schlummerlosEinst meine Rechnung mit dem Leben schloß.Hat man genug gekämpft, geliebt genug,Fühlt man jedwede Wunde, die man schlug!«
Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht.wohl über die Blümelein,sie sind verwelket, verdorret.Ein Knabe hatt´ ein Mädchen lieb.Sie flohen heimlich vom Hause fort,es wußts nicht Vater noch Mutter.Sie liefen weit ins fremde Land,Sie hatten nirgends Glück noch Stern,sie sind verdorben, gestorben.
Wir möchten keine Kirchen.Sie werden uns lehren, um Gott zu streiten.Wir möchten das nicht lernen.Wir streiten manchmal mit Menschenüber Dinge auf dieser Erde.Aber wir streiten niemals um Gott.Wir möchten das nicht lernen.
Könnt´ ich nur ein einzig Malmich in einen andern gießen,Aus der Seele meiner WahlNeu die alte Welt genießen.Doch ich sitz´ in Kerkerhaft,Kann die Riegel nimmer hebenUnd muß mit gebundner KraftEinsam mein Gespinst verweben.Fremd wie ich, wie ich alleinGlühen alle Lebensfunken.Wird ein Finden möglich sein,Wenn wir in das All versunken?
Der Teetopf war so wunderschön,Sie liebt ihn wie ihr Leben.Sie hat ihm leider aus VersehnDen Todesstoß gegeben.Was sie für Kummer da empfand,Nie wird sie es vergessen.Sie hielt die Scherben aneinandUnd sprach: So hat´s gesessen!
Golgatha (Karfreitag) Durch manche Länderstrecke trug ich den Wanderstab,von mancher Felsenecke schaut ich ins Tal hinab;doch über alle Berge, die ich auf Erden sah,geht mir ein stiller Hügel, der Hügel Golgatha.Er ragt nicht in die Wolken mit eisgekrönter Stirn,er hebt nicht in die Lüfte die sonnige Alpenfirn,doch so der Erd entnommen und so dem Himmel nahbin ich noch nie gekommen, wie dort auf Golgatha.Es trägt sein kahler Gipfel nicht Wälderkronen stolz,nicht hohe Eichenwipfel, nicht köstlich Zedernholz;doch, alle Königszedern, die einst der Hermon sah,sie neigen ihre Kronen dem Kreuz von Golgatha.Nicht gibt es dort zu schauen der Erde Herrlichkeit,nicht grüngestreckte Augen, nicht Silberströme breit;doch alle Pracht der Erde verging mir, als ich sahdas edle Angesichte am Kreuz auf Golgatha.Kein Bächlein quillt kristallen dort aus bemoostem Stein,nicht stolze Ströme wallen von jenen Höhn landein;doch rinnt vom Stamm des Kreuzes in alle Lande daein Born des ew´gen Lebens das Blut von Golgatha.Dort schlägt der stolze Heide stillbüßend an die Brust,des Schächers Todesleide entblühet Himmelslust;dort klingen Engelsharfen ein selig Gloria,die Ewigkeiten singen ein Lied von Golgatha.Dorthin, mein Erdenpilger, dort halte süße Rast;dort wirf dem Sündentilger zu Füßen deine Last!Dann geh und rühme selig, wie wohl dir dort geschah,der Weg zum Paradiese geht über Golgatha
Von Ferne tönt der Glockenschlag,Die Nacht, sie rauscht so dumpf daher.Ich weiß nicht, was ich tuen mag;Mein Freud´ ist aus, mein Herz ist schwer.Die Stunden fliehn gespenstisch still,Fern tönt der Welt Gewühl, Gebraus.Ich weiß nicht, was ich tuen will:Mein Herz ist schwer, mein Freud´ ist aus.So dumpf die Nacht, so schauervollDes Mondes bleiches Leichenlicht.Ich weiß nicht, was ich tuen soll...Wild rast der Sturm, ich hör´ ihn nicht.Ich hab´ nicht Rast, ich hab´ nicht Ruh,Ich wandle stumm zum Strand hinaus,Den Wogen zu, dem Grabe zu…Mein Herz ist schwer, mein Freud´ ist aus.
Im Sturm des HerbstesZerbrochen und so traurigDer Maulbeerstrauch dort.