Wehende Winde
Gehn über mich hin,
Wandernde Träume
Kreuzen den Sinn.
Ziehende Sehnsucht
Hemmt den Schritt,
Locket und winket:
Willst du nicht mit?
Wallen und wandern,
Weißt du wie einst?
Bist du so müde,
Liegst du und weinst?

Sonne stieg siegend
Aus Nebel und Nacht,
Fruchtende Erde
Ist froh erwacht.
Leuchtende Segel
Schmücken das Meer,
Schäumende Wellen
Wogen daher,
Raunen und rauschen
Ewigen Sang –
Bist du so müde,
Schläfst du so lang?

Lauschige Lauben
Im Dämmerlicht
Warten und schweigen –
Siehst du sie nicht?
Glühende Rosen
Blühen zum Kranz,
Jubelnde Geigen,
Klingen zum Tanz,
Lachende Lieder
Schlummern im Wein –
Kannst du nicht singen,
Bist du allein?

Alles muß kommen,
Alles muß gehn –
Kannst du´s nicht zwingen,
Muß es geschehn!
Siegendes Leben
Geht seinen Lauf,
Einsame Thräne
Hält es nicht auf!
Heb die verweinten
Augen zum Licht –
Lebe dein Leben,
Fürchte es nicht!

Thekla Lingen
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