Der Vater mit dem Sohn zur Tenne geht.
Da kniet der Sohn auf eine Garbe hin,
Und löst das Band; da breitet´s flach sich aus;
Breitbeinig stehn die beiden nun, im Takt
Die Flegeln fallen nieder auf das Stroh.
Und wie es klippt und klappt, da springt das Korn;
Zur einen Seite wird das Stroh gehäuft,
Zur andern wird das Korn gefegt.
Der Vater auf den Flegel steht gestützt,
Und schaut, wie rasch der Sohn den Besen schwingt.
Da sagt er still: "So werd ich denn nun alt;
Auch deine Mutter ist nun müde schon,
Und eine junge Frau gehört ins Haus."
Dem Jüngling flammt die Röte ins Gesicht
Bis hin zum Haar; er fegt das Korn und schweigt.
Der Vater spricht: "Du bist ein guter Mann.
Ich habe deine Mutter lieb gehabt.
Im Gottesacker ruht mein Vater nun.
Er war ein guter Mann. Auf unserm Hof
Die Männer waren immer gut und Fraun.
Ich weiß es wohl, wohin dein Herz dir steht.
Ich habe nie ein Wort gesagt zu dir.
Zu schämen brauchst du nicht dich deiner Wahl.
Mit meinem Segen führst die Braut du heim."
Wortlos den Besen in die Ecke stellt
Der junge Mann, die neue Garbe wirft
Und bindet auf, den Flegel nimmt zur Hand;
Der Vater hebt und klippt den ersten Schlag,
Es klappt der Sohn den zweiten Schlag; nun geht
Im Takt das Dreschen weiter bis zum Schluß.

Am Feierabend aber steht am Zaun
Das Mädchen, mit dem Schürzenbunde spielt,
Und auf dem Weg vor ihr der Bursche steht.
Die Wange wird ihr rot, die Träne steigt
Ihr zum gesenkten Auge. Ihren Blick
Erhebt sie da und sagt zu ihm: "Ich will."

Paul Ernst

Zusätzliche Informationen

»Beten und Arbeiten«, Gedichte, 1938

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deutscher Schriftsteller und Journalist
* 7.3. 1866 - Elbingerode, Harz
13.5. 1933 - Sankt Georgen an der Stiefing
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