Ich sah einst einen Knaben zart
Bei einer Seifenblase stehen;
Er lächelte nach Knaben Art
Und konnte sich nicht satt dran sehen,
Und freute sich der lieblichen Gestalt,
Und ihrer wunderschönen Farben,
Die Grün in Rot und Rot in Gelb erstarben,
Und hüpfte fröhlich auf - doch bald
Zersprang vor ihm die Wunderblase,
Und eine bittre Trän lief über seine Nase.
Der Himmel weit und breit ist ewig jung und schön,
Jenseit des Monds ist alles unvergänglich;
Die Siebenstern und ihre Brüder stehn
Jahrtausende schon, überschwenglich
In ihrer Herrlichkeit! und trotzen Tod und Sterben,
Und sagen Hui zum Verderben,
Hier unterm Mond Natur ist anders gar,
Ein brütend Saatfeld für den Tag der Garben;
Da wanket alles immerdar,
Und wandelt sich, und spielt mit Farben,
Mit Wasserblasen wunderbar.
Die armen Menschen traun -
Und raufen sich das Haar.

Matthias Claudius
Bitte anmelden, um Kommentare zu sehen und zu posten