Im Nebel schlummern Tal und Flur;
Durch Sturmgebraus und Regen
Die tiefaufdonnernde Eisenspur
Saus´ ich dem Morgen entgegen.
Es graut, und fahler Schein erwacht
Dort über jenen Höhen,
Ins Föhrendickicht verkriecht die Nacht –
Nur weiter in Lust und in Wehen!

Stoß aus, du eherner Koloß,
Die weiße Dampfessäule,
Trag mich vorüber an Dorf und Schloß,
Vorüber in rasender Eile!
Doch wie du stampfst und wie du jagst,
Vorschleudernd deine Pranken,
Stürmischer, als du stürmen magst,
Stürmen meine Gedanken.

O Heimat, Heimat, weicher Klang,
Tönst tief mir in den Ohren!
Ein Kind bin ich in meinem Drang
Und gleiche wohl armen Toren.
Doch berg´ ich auch in frommer Scheu
Mein Haupt im Mutterschoße,
Menschheit, dir bin ich zum Tode treu,
Heilige, Ewige, Große.

Karl Henckell

Zusätzliche Informationen

»Buch des Lebens. Züricher Bilder«, Verlag Müller, München 1921

Mehr von

deutscher Lyriker und Schriftsteller, Sozialrevolutionär
* 17.4. 1864 - Hannover
† 1929 - Muri bei Bern
Bitte anmelden, um Kommentare zu sehen und zu posten

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.