Das ist im Leben häßlich eingerichtet,
Daß bei den Rosen gleich die Dornen stehn,
Und was das arme Herz auch sehnt und dichtet,
Zum Schlusse kommt das Voneinandergehn.
In deinen Augen hab´ ich einst gelesen,
Es blitzte drin von Lieb´ und Glück ein Schein:
Behüt´ dich Gott! es wär´ zu schön gewesen,
Behüt´ dich Gott, es hat nicht sollen sein! –

Leid, Neid und Haß, auch ich hab´ sie empfunden,
Ein sturmgeprüfter müder Wandersmann.
Ich träumt´ von Frieden dann und stillen Stunden,
Da führte mich der Weg zu dir hinan.
In deinen Armen wollt´ ich ganz genesen,
Zum Danke dir mein junges Leben weihn:
Behüt´ dich Gott! es wär´ zu schön gewesen,
Behüt´ dich Gott, es hat nicht sollen sein! –

Die Wolken fliehn, der Wind saust durch die Blätter,
Ein Regenschauer zieht durch Wald und Feld,
Zum Abschiednehmen just das rechte Wetter,
Grau wie der Himmel steht vor mir die Welt.
Doch wend´ es sich zum Guten oder Bösen,
Du schlanke Maid, in Treuen denk´ ich dein!
Behüt´ dich Gott! es wär´ zu schön gewesen,
Behüt´ dich Gott, es hat nicht sollen sein! –

Joseph Victor von Scheffel

Zusätzliche Informationen

»Der Trompeter von Säckingen«, 1854
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