Es hat der ernste Gang der Jahre
Dein Antlitz leise schon gekerbt
Und dir die dunkelbraunen Haare
Zu mattem Silber fast entfärbt.

Doch hold und schlank sind noch die Glieder,
Die du so leicht im Gange regst,
Und reich hängt deine Flechte nieder,
Wenn du sie tief im Nacken trägst.

Und Stunden gibt es, wo die ganze
Zurückhängende Jugend bricht
Aus deinem Aug mit scheuem Glanze,
Der von verlornem Leben spricht.

Dann will es schmerzlich mich durchsprühen,
Und küssen möcht ich deinen Mund!
Du fühlst es, und mit sanftem Glühen
Erbebst du tief im Herzensgrund.

So bebt des Herbstes letzte Traube,
Vergessen von des Winzers Hand,
Mit letzter Glut im fahlen Laube,
Wenn sie ein später Wandrer fand.

Ferdinand von Saar
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