Schon blicken rote Wipfel
Aus fahlem Laub hervor,
Leis´ um der Berge Gipfel
Wallt lichter Nebelflor.

Schon folgt dem Schnitterreigen
Des Jägers rascher Schuß –
Doch reift´s noch an den Zweigen
Im letzten Sonnenkuß.

Bald nahen frohe Hände,
Sie schütteln Ast um Ast,
Sie brechen vom Gelände
Der Trauben süße Last.

Denn so ist´s allerwegen:
Daß für des Sommers Fleiß
Mit köstlich reichem Segen
Der Herbst zu lohnen weiß.

Doch was ist dir beschieden,
Der du die Zeit verträumt,
Der du, zu sä´n hienieden,
Zu pflanzen hast versäumt?

Da du im Frühlingshauche
Nach Rosen nur gesucht:
So pflück´ vom dorn´gen Strauche
Dir jetzt die herbe Frucht.

Ferdinand von Saar
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