Jahr um Jahr hab´ ich gerungen
Und erlitten Schmerz um Schmerz;
Aber stark und unbezwungen
Hielt sich mein gequältes Herz.

Wie sich auch die Wolken ballten,
Wie das Leben sich verschwor –
Mit stets reinerem Entfalten
Schwang sich still mein Geist empor.

Treu erglühend für das Echte,
Hab´ ich fast das Ziel erreicht;
Blickt mich an, ihr ew´gen Mächte:
Dieser Scheitel ist gebleicht.

Und die Flamme meines Lebens
Neigt sich mählich zum Verglüh´n –
Gönnt mir noch den Rest des Strebens,
Gönnt mir noch ein letztes Müh´n.

Laßt mich noch getrost vollenden,
Was ich ernst und fest begann,
Und auf sanften Götterhänden
Traget mich von hinnen dann! –

Also fleh´ ich, von den Schwingen
Der Erfüllung leis umweht –
Und doch fürchtend, daß mein Ringen
Im Verhängnis untergeht!

Ferdinand von Saar
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