In den Stürmen der Versuchung
Hab´ ich lang schon Ruh´ gefunden,
Doch dem Tugenhaftsten selber
Kommen unbewachte Stunden!

Heißer als in heißer Jugend
Überschleicht der alte Traum mich,
Und beflügelt schwingt des Katers
Sehnen über Zeit und Raum sich.

O Neapel, Land der Wonne,
Unversiegter Nektarbecher!
Nach Sorrent möcht´ ich mich schwingen,
Nach Sorrent, aufs Dach der Dächer.

Der Vesuvius grüßt, es grüßt vom
Dunkeln Meer das weiße Segel,
Im Olivenwald ertönt ein
Süß Konzert der Frühlingsvögel.

Zu der Loggia schleicht Carmela,
Sie, die schönste aller Katzen,
Und sie streichelt mir den Schnauzbart,
Und sie drückt mir leis die Tatzen,

Und sie schaut mich an süß schmachtend –
Aber horch, es tönt ein Knurren.
Ist´s vom Golf der Wellen Rauschen?
Ist es des Vesuvius Murren?

´s ist nicht des Vesuvius Murren,
Der hält jetzo Feierstunde,
– In dem Hof, Verderben sinnend,
Bellt der schlechtste aller Hunde.

Bellt der schlechtste aller Hunde,
Bellt Krakehlo, der Verräter,
Und mein Katertraum zerrinnet
Luftig in den blauen Äther.

Joseph Victor von Scheffel
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