Das Muster der Ehen Ein rares Beispiel will ich singen,Wobei die Welt erstaunen wird.Daß alle Ehen Zwietracht bringen,Glaubt jeder, aber jeder irrt. Ich sah das Muster aller Ehen,Still, wie die stillste Sommernacht.Oh! daß sie keiner möge sehen,Der mich zum frechen Lügner macht! Und gleichwohl war die Frau kein Engel,Und der Gemahl kein Heiliger;Es hatte jedes seine Mängel.Denn niemand ist von allen leer. Doch sollte mich ein Spötter fragen,Wie diese Wunder möglich sind?Der lasse sich zur Antwort sagen:Der Mann war taub, die Frau war blind.
Zankst du schon wieder? sprach Hans LauZu seiner lieben Ehefrau.– Versoffner, unverschämter Mann –– Geduld, mein Kind, ich zieh mich an –– Wo nun schon wieder hin? – Zu Weine.Zank du alleine.– Du gehst? – Verdammtes Kaffeehaus!Ja! blieb er nur die Nacht nicht aus.Gott! ich soll so verlassen sein? –Wer pocht? – Herr Nachbar? – nur herein!Mein böser Teufel ist zu Weine:Wir sind alleine. –
Fleiß und Arbeit lob´ ich nicht. Fleiß und Arbeit lob´ ein Bauer. Ja, der Bauer selber spricht, Fleiß und Arbeit wird ihm sauer. Faul zu sein, sei meine Pflicht; Diese Pflicht ermüdet nicht.Bruder laß das Buch voll Staub.Willst du länger mit ihm wachen?Morgen bist du selber Staub!Laß uns faul in allen Sachen,nur nicht faul zu Lieb und Wein,nur nicht faul zur Faulheit sein.
Ohne LiebeLebe, wer da kann!Wenn er auch ein Mensch schon bliebe,Bleibt er doch kein Mann.Süße Liebe,Mach mein Leben süß!Stille nie die regen TriebeSonder Hindernis.Schmachten lassenSei der Schönen Pflicht!Nur uns ewig schmachten lassen,Dieses sei sie nicht.
Kleine Schöne, küsse mich.Kleine Schöne, schämst du dich?Küsse geben, Küsse nehmen,Darf dich jetzo nicht beschämen.Küsse mich noch hundertmal!Küß und merk der Küsse Zahl.Ich will dir, bei meinem Leben!Alle zehnfach wiedergeben,Wenn der Kuß kein Scherz mehr ist,Und du zehn Jahr älter bist.
Ich fragte meine Schöne:Wie soll mein Lied dich nennen?Soll dich als Dorimene,Als Galathee, als Chloris,Als Lesbia, als DorisDie Welt der Enkel kennen?Ach! Namen sind nur Töne:Sprach meine holde Schöne.Wähl´ selbst. Du kannst mich DorisUnd Galathee und ChlorisUnd – wie du willst, mich nennen;Nur nenne mich die Deine.
Der große Baum braucht überall viel Boden,Und mehrere, zu nah gepflanzt, zerschlagenSich nur die Äste. Mittelgut, wie wir,Find´t sich hingegen überall in Menge;Nur muß der Eine nicht den Andern mäkeln,Nur muß der Knorr den Knubben hübsch vertragen,Nur muß ein Gipfelchen sich nicht vermessen,Daß es allein der Erde nicht entsprossen.
Begreifst du aber,Wie viel andächtig Schwärmen leichter alsGut handeln ist? wie gern der schlaffste MenschAndächtig schwärmt, um nur – ist er zu ZeitenSich schon der Absicht deutlich nicht bewußt –Um nur gut handeln nicht zu dürfen?
Ich singe nicht für kleine Knaben,Die voller Stolz zur Schule gehn,Und den Ovid in Händen haben,Den ihre Lehrer nicht verstehn.Ich singe nicht für euch, ihr Richter,Die ihr voll spitzger GründlichkeitEin unerträglich Joch dem Dichter,Und euch die Muster selber seid.Ich singe nicht den kühnen Geistern,Die nur Homer und Milton reizt;Weil man den unerschöpften MeisternDie Lorbeern nur umsonst begeizt.Ich singe nicht, durch Stolz gedrungen,Für dich, mein deutsches Vaterland.Ich fürchte jene Lästerzungen,Die dich bis an den Pol verbannt.Ich singe nicht für fremde Reiche.Wie käm mir solch ein Ehrgeiz an?Das sind verwegne Autorstreiche.Ich mag nicht übersetzet sein.Ich singe nicht für fremde Schwestern,Die nie der Liebe Reiz gewinnt,Die, wenn wir munter singen, lästern,Daß wir nicht alle Schmolken sind.Ich singe nur für euch, ihr Brüder,Die ihr den Wein erhebt wie ich.Für euch, für euch sind meine Lieder.Singt ihr sie nach: o Glück für mich!Ich singe nur für meine Schöne,O muntre Phyllis, nur für dich.Für dich, für dich sind meine Töne.Stehn sie dir an, so küsse mich.
Er: Nein, liebe Frau, das geht nicht an:Ich muß hier meinen Willen haben.Sie: Und ich muß meinen haben, lieber Mann.Er: Unmöglich!Sie: Was? nicht meinen Willen haben?Schon gut! So sollst du mich in Monatsfrist begraben.Er: Den Willen kannst du haben.