Ein kleines Abenteuer schienst du mir.
Du kamst, ich nahm dich und empfing von dir,
Was jemals schleudernd eine Frau verschenkte,
Die all ihr Sein in ihre Liebe senkte.
Und ich genoß, ein alternder Galan,
Geschmeichelt-zärtlich deinen jungen Wahn,
Nahm dir die wilden Küsse gern vom Munde
Und lebte zeitvergessen in der Stunde…
Der Rausch war kurz. Ein Abend kam herauf.
Ich deckte dir mein breites Lager auf
Und staunte, daß zum Tee das Wasser kochte,
Eh´ deine Hand wie sonst ans Türkreuz pochte.
Und als ich dann des Nachts alleine schlief,
War mir´s, als ob mich deine Stimme rief,
Und eine Sehnsucht ging durch meine Träume,
Wie Frühlingswinde durch entlaubte Bäume.
Am andern Tag kauft´ ich zum Mittag ein:
Dein Lieblingsessen und Tokayerwein.
Ich stand am Fenster, rief dich, brummte Flüche,
Und schickt´ die Speisen wieder in die Küche.
Ein Brief kam an – dein Duft und deine Hand.
Ich wußt´, noch eh´ ich las, was drinnen stand.
Auf meinen ›unsern!‹ Diwan sank ich nieder
Und schob dein Tuch beiseite und dein Mieder…
Nachher im Spiegel schien ich krank und alt.
Im Aschennapf lag die Zigarre – kalt.
Ich pfiff und gab dem Stummel neues Feuer. –
Es war ja nur ein kleines Abenteuer.

Erich Mühsam
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