Hab´ oft im Kreise der LiebenIm duftigen Grase geruhtUnd mir ein Liedlein gesungen,Und alles war hübsch und gut.Hab´ einsam auch mich gehärmetIn bangem, düsteren Mut,Und habe wieder gesungen,Und alles war wieder gut.Und manches, was ich erfahren,Verkocht´ ich in stiller Wut,Und kam ich wieder zu singen,War alles auch wieder gut.Sollst nicht uns lange klagen,Was alles dir wehe thut,Nur frisch, nur frisch gesungen!Und alles wird wieder gut.
Ich kann´s nicht fassen, nicht glauben,Es hat ein Traum mich berückt;Wie hätt´ er doch unter AllenMich Arme erhöht und beglückt?Mir war´s, er habe gesprochen:Ich bin auf ewig dein –Mir war´s – ich träume noch immerEs kann ja nimmer so sein.O laß im Traume mich sterben,Gewieget an seiner Brust,Den seligsten Tod mich schlürfenIn Thränen unendlicher Lust.
Die Waise(Litauisch)»Sie haben mich geheißenNach Heidelbeeren gehn;Ich habe nach den BeerenIm Walde nicht gesehn.Ich bin hinausgegangenZu meiner Mutter Grab,Worauf ich mich gesetzetUnd viel geweinet hab.« –»Wer sitzt auf meinem Hügel,Von der die Tränen sind?« –»Ich bin´s, o liebe Mutter,Ich, dein verwaistes Kind.Wer wird hinfort mich kleidenUnd flechten mir das Haar?Mit Liebeswort mir schmeicheln,Wie´s deine Weise war?« –»Geh hin, o liebe Tochter,Und finde dich darein!Es wird dir eine zweiteStatt meiner Mutter sein.Sie wird das Haar dir flechtenUnd kleiden dich hinfort,Ein Jüngling wird dir schmeichelnmit zartem Liebeswort.«
Ich war auch jung und bin jetzt alt,Der Tag ist heiß, der Abend kalt,Geh du nur hin, geh du nur hin,Und schlag dir solches aus dem Sinn.Du steigst hinauf, ich steig hinab,Wer geht im Schritt, wer geht im Trab?Sind dir die Blumen eben recht,Sind doch sechs Bretter auch nicht schlecht.
Ich wollte, wie gerne, dich herzen,Dich wiegen in meinem Arm,Dich drücken an meinem Herzen,Dich hegen so traut und so warm.Man verscheucht mit Rauch die Fliegen,Mit Verdrießlichkeit wohl den Mann;Und wollt ich an dich mich schmiegen,Ich täte nicht weise daran.Wohl zieht vom strengen NordenEin trübes Gewölk herauf,Ich bin ganz stille geworden,Ich schlage die Augen nicht auf.
Ich habe, bevor der MorgenIm Osten noch gegraut,Am Fenster zitternd geharretUnd dort hinaus geschaut.Und in der Mittagsstunde,da hab´ ich bitter geweint,Und habe doch im Herzen:Er kommt wohl noch, gemeint.Die Nacht, die Nacht ist kommen,Vor der ich mich gescheut;Nun ist der Tag verloren,Auf den ich mich gefreut.
Küssen ist ein süßes Spiel,Meinst du nicht, mein süßes Leben?Nimmer ward es noch zu viel,Küssen ist ein süßes Spiel.Küsse, ohne Zahl und Ziel,Geben, nehmen, wiedergeben,Küssen ist ein süßes Spiel,Meinst du nicht, mein süßes Leben?
Nun hast du mir den ersten Schmerz getan,Der aber traf.Du schläfst, du harter, unbarmherz´ger Mann,Den Todesschlaf. Es blicket die Verlaßne vor sich hin,Die Welt ist leer.Geliebet hab´ ich und gelebt, ich binNicht lebend mehr.Ich zieh mich in mein Innres still zurück,Der Schleier fällt,Da hab´ ich dich und mein vergangnes Glück,Du meine Welt!