An des Lebens voller Blüte hängt des Menschen Seele fest, Wie des Taues Perlentropfen in der Rose süßem Nest. Aber wann er auf die Erde mit den welken Blättern sinkt, folgt er gern dem Strahl der Sonne, der ihn liebend in sich trinkt.
Wie eine trübe Wolke durch heitre Lüfte geht,wann in der Tanne Wipfel ein mattes Lüftchen weht:So zieh´ ich meine Straße dahin mit trägem Fußdurch helles, frohes Leben einsam und ohne Gruß.Ach, daß die Luft so ruhig! Ach, daß die Welt so licht!Als noch die Stürme tobten, war ich so elend nicht.
Willst du aus der Flut mich retten,Frag´ nicht, wo hinein ich fiel;Wo ich jetzt zu Grunde sinke,Das sei deines Auges Ziel.Reicher, frage nicht den Armen,Wie er arm geworden ist,Willst du fragen, frag´ dich selber,Wie du reich geworden bist!
Drüben hinterm DorfeSteht ein LeiermannUnd mit starren FingernDreht er was er kann.Barfuß auf dem EiseWankt er hin und herUnd sein kleiner TellerBleibt ihm immer leer.Keiner mag ihn hören,Keiner sieht ihn an,Und die Hunde knurrenUm den alten Mann.Und er läßt es gehen,Alles wie es will,Dreht, und seine LeierSteht ihm nimmer still.Wunderlicher Alter!Soll ich mit dir geh´n?Willst zu meinen LiedernDeine Leier dreh´n?
Ich schnitt´ es gern in alle Rinden ein,Ich grüb´ es gern in jeden Kieselstein,Ich möchte es sä´n auf jedes frische BeetMit Kressensamen, der es schnell verrät,Auf jeden weißen Zettel möcht ich´s schreiben:Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben.Ich möchte mir ziehen einen jungen Star,Bis daß er spräch´ die Worte rein und klar,Bis er sie spräch´ mit meines Mundes Klang,Mit meines Herzens vollem, heißen Drang;Dann säng´ er hell durch ihre Fensterscheiben:Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben.Den Morgenwinden möchte ich´s hauchen ein,Ich möchte es säuseln durch den regen Hain;O, leuchtet´ es aus jedem Blumenstern!Trüg´ es der Duft zu ihr von nah und fern!Ihr Wogen, könnt ihr nichts als Räder treiben?Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben.Ich meint´, es müßt´ in meinen Augen stehn,Auf meinen Wangen müßt´ mans´ brennen sehn,Zu lesen wär´s auf meinem stummen Mund,Ein jeder Atemzug gäb´s laut ihr kund;Und sie merkt nichts von all dem bangen Treiben:Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben!(vertont von Franz Schubert)
Nun merk´ ich erst, wie müd´ ich bin,Da ich zur Ruh´ mich lege:Das Wandern hielt mich munter hinAuf unwirtbarem Wege.Die Füße frugen nicht nach Rast,Es war zu kalt zum Stehen;Der Rücken fühlte keine Last,Der Sturm half fort mich wehen. In eines Köhlers engem HausHab´ Obdach ich gefunden;Doch meine Glieder ruh´n nicht aus:So brennen ihre Wunden.Auch du, mein Herz, in Kampf und SturmSo wild und so verwegen,Fühlst in der Still´ erst deinen WurmMit heißem Stich sich regen!
Am Brunnen vor dem Tore da steht ein Lindenbaum: ich träumt´in seinem Schatten so manchen süßen Traum.Ich schnitt in seine Rinde so manches liebe Wort; es zog in Freud und Leide zu ihm mich immer fort.Ich mußt´ auch heute wandern vorbei in tiefer Nacht, da hab´ ich noch im Dunkel die Augen zugemacht.Und seine Zweige rauschten, als riefen sie mir zu komm her zu mir, Geselle, hier findest du deine Ruh!Die kalten Winde bliesen mir grad ins Angesicht, der Hut flog mir vom Kopfe ich wendete mich nicht.Nun bin in manche Stunde entfernt von jenem Ort, und immer hör ich´s rauschen: du fändest Ruhe dort!
Guckt nicht in WasserquellenIhr lustigen Gesellen,Guckt lieber in den Wein!Das Wasser ist betrüglich,Die Quellen sind anzüglich:Guckt lieber in den Wein!Narziß, der hat´s erfahrenIn seinen schönsten Jahren!Er sah nicht in dem Wein,Nein, in dem Quell der WildnisSein allerliebstes Bildnis –Guckt lieber in den Wein!Schon mancher ist versunken,Noch keiner ist ertrunkenIn einem Becher Wein;Die sich darin betrachten,Die können nicht verschmachten,Drum guck´ ich in den Wein!Ihr lustigen Gesellen,Guckt nicht in Wasserquellen,Guckt lieber in den Wein!Doch über euer GuckenVergeßt auch nicht zu schlucken –Trinkt aus, trinkt aus den Wein!(Vertont Albert Methfessel)
Fliegt der Schnee mir in´s Gesicht,Schüttl´ ich ihn herunter,Wenn mein Herz im Busen spricht,Sing´ ich hell und munter.Höre nicht, was es mir sagt,Habe keine Ohren,Fühle nicht, was es mir klagt,Klagen ist für Thoren.Lustig in die Welt hineinGegen Wind und Wetter!Will kein Gott auf Erden sein,Sind wir selber Götter.