Des Lebens Freuden sind vergänglich.Das Hühnerauge bleibt empfänglich,wie dies sich äußert, ist bekannt,krumm wird das Bein und krumm die Hand.Die Augenlider schließen sich,das linke ganz absonderlich.Dagegen öffnet sich der Mund,als wollt er flöten, spitz und rund.Zwar hilft so eine Angstgebärdenicht viel zur Linderung der Beschwerde.Doch ist sie nötig jederzeitzu des Beschauers Heiterkeit.
Die Rose sprach zum Mägdelein: Ich muß dir ewig dankbar sein, daß du mich an den Busen drückst und mich mit deiner Huld beglückst. Das Mägdlein sprach: O Röslein mein, bild´ dir nur nicht zuviel drauf ein, daß du mir Aug und Herz entzückst. Ich liebe dich, weil du mich schmückst!
Die laute Welt und ihr Ergötzen,Als eine störende Erscheinung,Vermag der Weise nicht zu schätzen.Ein Maulwurf war der gleichen Meinung.Er fand an Lärm kein Wohlgefallen,Zog sich zurück in kühle HallenUnd ging daselbst in seinem FachStillfleißig den Geschäften nach.Zwar sehen konnt er da kein bissel,Indessen sein getreuer Rüssel,Ein Nervensitz von Zartgefühl,Führt sicher zum erwünschten Ziel.Als Nahrung hat er sich erlesenDie Leckerbissen der Chinesen,Den Regenwurm und Engerling,Wovon er vielfach fette fing.Die Folge war, was ja kein Wunder,Sein Bäuchlein wurde täglich runder,Und wie das häufig so der Brauch,Der Stolz wuchs mit dem Bauche auch.Wohl ist er stattlich von PersonUnd kleidet sich wie ein Baron,Nur schad, ihn und sein SammetkleidSah niemand in der Dunkelheit.So trieb ihn denn der HöhensinnVon unter her nach oben hin,Zehn Zoll hoch oder gar noch mehr,Zu seines Namens Ruhm und EhrGewölbte Tempel zu entwerfen,Um denen draußen einzuschärfen,Daß innerhalb noch einer wohne,Der etwas kann, was nicht so ohne.Mit Baulichkeiten ist es mißlich.Ob man sie schätzt, ist ungewißlich.Ein Mensch von anderem Kunstgeschmacke,Ein Gärtner, kam mit einer Hacke.Durch kurzen Hieb nach langer LauerZieht er ans Licht den TempelbauerUnd haut so derb ihn übers Ohr,Daß er den Lebensgeist verlor.Da liegt er nun, der stolze Mann.Wer tut die letzte Ehr ihm an?Drei Käfer, schwarz und gelb gefleckt,Die haben ihn mit Sand bedeckt.
Wie dunkel ist der Lebenspfad,Den wir zu wandeln pflegen.Wie gut ist da ein ApparatZum Denken und Erwägen.Der Menschenkopf ist voller ListUnd voll der schönsten Kniffe;Er weiß, wo was zu kriegen istUnd lehrt die rechten Griffe.Und weil er sich so nützlich macht,Behält ihn jeder gerne.Wer stehlen will, und zwar bei Nacht,Braucht eine Diebslaterne.
Sag, wie wär es, alter Schragen,Wenn du mal die Brille putztest,Um ein wenig nachzuschlagen,wie du deine Zeit benutztest.Oft wohl hätten dich so gerneWeiche Arme warm gebettet;Doch du standest kühl von ferne,Unbewegt wie angekettet.Oft wohl kam´s daß du die schöneZeit vergrimmtest und vergrolltest,Nur weil diese oder jeneNicht gewollt, so wie du wolltest.Demnach hast du dich vergebensMeistenteils herumgetrieben;Denn die Summe unsres LebensSind die Stunden, wo wir lieben.
Was er liebt, ist keinem fraglich;Triumphierend und behaglichNimmt es seine Seele einUnd befiehlt: So soll es sein.Suche nie, wo dies geschehen,Widersprechend vorzugehen,Sintemalen im GemütSchon die höchste Macht entschied.Ungestört in ihren LaubenLaß die Liebe, laß den Glauben,Der, wenn man es recht ermißt,Auch nur lauter Liebe ist.
Wohl tausendmal schon ist er hierGestorben und wieder geboren,Sowohl als Mensch wie auch als Tier,Mit kurzen und langen Ohren.Jetzt ist er ein armer blinder Mann,Es zittern ihm alle Glieder,Und dennoch, wenn er nur irgend kann,Kommt er noch tausendmal wieder.
Gehorchen wird jeder mit Genußden Frauen, den hochgeschätzten,hingegen machen uns meist Verdrußdie sonstigen Vorgesetzten.Nur wenn ein kleines Mißgeschickbetrifft den Treiber und Leiter,dann fühlt man für den Augenblicksich sehr befriedigt und heiter.Als neulich am Sonntag der Herr Pastoreine peinliche Pause machte,weil er den Faden der Rede verlor,da duckt´ sich der Küster und lachte.
Es saßen einstens beieinand zwei Knaben, Fritz und Ferdinand. Da sprach der Fritz:"Nun gib mal acht, was ich geträumt vergangne Nacht.- "Ich stieg in einen schönen Wagen, der war mit Gold beschlagen. Zwei Englein spannten sich davor, die zogen mich zum Himmelstor. Gleich kamst du auch und wolltest mit und sprängest auf den Kutschentritt, jedoch ein Teufel schwarz und groß, der nahm dich hinten bei der Hos´ und hat dich in die Höll´ getragen. Es war sehr lustig, muß ich sagen." - So hübsch nun dieses Traumgesicht, dem Ferdinand gefiel es nicht. Schlapp! schlug er Fritzen an das Ohr, daß er die Zippelmütz´ verlor. Der Fritz, der dies verdrießlich fand, haut wiederum den Ferdinand; und jetzt entsteht ein Handgemenge, sehr schmerzlich und von großer Länge. - So geht durch wesenlose Träume gar oft die Freundschaft aus dem Leime.