Mein Alles ist dahin, mein Trost in Lust und Leiden,mein ander Ich ist fort, mein Leben, meine Zier mein Liebstes auff der Welt ist wegk, ist schon vohn hier. (die Lieb ist bitter zwahr, viel bittrer ist das Scheiden) Ich kann nicht von dir seyn, ich kann dich gantz nicht meiden,O liebste Dorile! Ich bin nicht mehr bey mirIch bin nicht der ich bin, nun ich nicht bin bey dir. Ihr Stunden lauft doch fort, wolt ihr mich auch noch neiden? Ey Phoebus halte doch die schnelle Hengste nicht! fort, fort, ihr Tage fort, komb bald du Monden Licht! Ein Tag ist mir ein Jahr, in dem ich nicht kann sehen mein ander Sonnenlicht! fort, fort, du faule Zeit,spann doch die Segel auff, und bring mein Lieb noch heut, und wan sie hier dan ist, so magstu langsam gehen.
Ist Lieb ein Feurund kann das Eisen schmiegenbin ich voll Feur und voller Liebes Peinwohrvohn mag doch der Liebsten Hertze seyn? wans eisern wär, so würd eß mir erliegen wans gülden wär, so würd ichs können biegen durch meine Gluht ; solls aber fleischern seynso schließ ich fort: Eß ist ein fleischern Stein: doch kann mich nicht ein Stein wie sie betriegen. Ists dan wie Frost, wie kalter Schnee und Eißwie presst sie dann auß mir den Liebesschweiß? Mich deucht: Ihr Herz ist wie die Loorbeerblätterdie nichts berührt ein starcker Donnerkeilsie, sie verlacht, Cupido, deine Pfeil; und ist befreyt für deinem Donnerwetter.
Liebe schont der Götter nicht,sie kann alles überwinden,sie kann alle Herzen binden,durch der Augen klahres Licht.Selbst des Phebus Hertze bricht,seine Klarheit muß verschwinden,er kann keine Ruhe finden,weil der Pfeil noch in ihm sticht. Jupiter ist selbst gebunden,Hercules ist überwunden durch die bittersüsse Pein; wie dan können doch die Herzen bloßer Menschen dieser Schmerzen gantz und gahr entübrigt seyn?