Wenn Worte dir vom Rosenmunde wehen,Bist du so schön! – gesenkten AngesichtsUnd still, bist du so schön! – was soll ich flehen;O rede mir!? O sage nichts!?Drum laß mich zwischen beiden Himmeln schwanken,Halb schweigend, sprechend halb, beglücke michUnd flüstre mir, wie heimlich in Gedanken,Das süße Wort: Ich liebe dich!
Auf dem Teich, dem regungslosen,weint des Mondes holder Glanz,flechtend seine bleichen Rosenin des Schilfes grünen Kranz.Weinend muß mein Blick sich senken:durch die tiefste Seele gehtmir ein süßes Deingedenken,wie ein stilles Nachtgebet.
Die Jugend folgt, ein Rosenblatt, den Winden;Wenn, jung getrennt, sich wiedersehn die Alten,Sie meinen doch, in ihren ernsten FaltenDen Strahl der süßen Jugend noch zu finden.Des Dauerns Wahn, wer läßt ihn gerne schwinden?Mag auch ein Herz, das uns geliebt, erkalten,Wir suchen immer noch den Traum zu halten,Nur stiller sei geworden sein Empfinden.Die Jugend folgt, ein Rosenblatt, den Lüften;Noch leichter als die Jugend flieht die Liebe,Die nur des Blattes wonnereiches Düften.Und dennoch an den herben Tod des Schönen,Im treuen Wahn, als ob es ihm noch bliebe,Kann sich das Herz auch sterbend nicht gewöhnen.
Durch den Wald, den dunklen, gehtHolde Frühlingsmorgenstunde,Durch den Wald vom Himmel wehtEine leise Liebeskunde.Selig lauscht der grüne Baum,Und er taucht mit allen ZweigenIn den schönen Frühlingstraum,In den vollen Lebensreigen. Blüht ein Blümlein irgendwo,Wird´s vom hellen Tau getränket,Das einsame zittert froh,Daß der Himmel sein gedenket.In geheimer LaubesnachtWird des Vogels Herz getroffenVon der großen Liebesmacht,Und er singt ein süßes Hoffen. All das frohe LenzgeschickNicht ein Wort des Himmels kündet;Nur sein stummer, warmer BlickHat die Seligkeit entzündet.Also in den Winterharm,Der die Seele hielt bezwungen,Ist ein Blick mir, still und warm,Frühlingsmächtig eingedrungen.
Lebe nicht so schnell und stürmisch;Sieh den holden Frühling prangen,Höre seine Wonnelieder;Ach, wie bleich sind deine Wangen!Welkt die Rose, kehrt sie wieder;Mit den lauen FrühlingswindenKehren auch die Nachtigallen;Werden sie dich wiederfinden? –Könnt´ ich leben also innig,Feurig, rasch und ungebunden,Wie das Leben jenes Blitzes,Der dort im Gebirg verschwunden!
Wildverwachs´ne dunkle Fichten,Leise klagt die Quelle fort;Herz, das ist der rechte OrtFür dein schmerzliches Verzichten.Grauer Vogel in den ZweigenEinsam deine Klage singt,Und auf deine Frage bringtAntwort nicht des Waldes Schweigen.Wenn´s auch immer Schweigen bliebe,Klage, klage fort; es weht,Der dich höret und versteht,Stille hier der Geist der Liebe.Nicht verloren hier im Moose –Herz, dein heimlich Weinen geht,Deine Liebe Gott versteht,Deine tiefe, hoffnungslose.
Rings ein Verstummen, ein Entfärben:Wie sanft den Wald die Lüfte streicheln,Sein welkes Laub ihm abzuschmeicheln;Ich liebe dieses milde Sterben.Von hinnen geht die stille Reise,Die Zeit der Liebe ist verklungen,Die Vögel haben ausgesungen,Und dürre Blätter sinken leise.Die Vögel zogen nach dem Süden,Aus dem Verfall des Laubes tauchenDie Nester, die nicht Schutz mehr brauchen,Die Blätter fallen stets, die müden.In dieses Waldes leisem RauschenIst mir als hör´ ich Kunde wehen,dass alles Sterben und VergehenNur heimlich still vergnügtes Tauschen.
Wer ist ein wahrhaft armer Mann?Ist´s der in hoffnungsloser Kerkernacht?Wer bei der sterbenden Geliebten wacht?Wer auf dem Balken treibt im Ocean?Ist´s, wer von Zweifeln ewig wird zerrissen?Wer eine Schuld beherbergt im Gewissen?Wem seine Tochter rohe Krieger schänden?Wer auf dem Hochgericht den Sohn sieht enden?Nein! wer den Jammer trinkt bis auf die NeigeUnd wahrhaft elend, ist allein der Feige;Ein Feiger, hoch vom Schicksal hingestelltUnd ausgesetzt den Blicken einer Welt,Die alle fragen, ob er kühn sich stemmeAnstürmenden Gefahren oder nicht?Ob er ein Mann soll heißen oder Memme?Wenn bleich und zitternd er zusammenbricht.
Ich ging an deiner SeiteIn einem Buchenhaine;Ein störendes GeleiteLieß nimmer uns alleine.Und mußten wir zurückeIns Herz die Worte pressen,Uns sagten unsre Blicke,Daß wir uns nicht vergessen.Und sehn wir uns nicht wiederIn diesem Erdenleben,Dich werden meine LiederVerherrlichend umschweben.Das Bächlein trieb hinunterDer Wellen rasche Tänze,Und rauschend flocht und bunterDer Herbst der Wehmut Kränze.Doch aus des Walds Verdüstern,Den Stimmen des Vergehens,Hört´ ich die Hoffnung flüsternDes ew´gen Wiedersehens.