Rühr´ im Schlaf an deine Wangen,Hangen Tropfen an den Kissen,Du und ich allein nur wissen:Unser Sehnen hat vereintHeiß sich in den Schlaf geweint.Ach, mein Herz wie´s liebt und leidet!Spür es leis als Mond verkleidetWeiß an deiner Tür.Sehnsucht muß mit hellen HändenNoch im Schlaf dein Zimmer blenden,Und die blanken Scheiben schickenBlicke, die tags dunkel bleiben;Wo sie ungesehen fielen,Steigen Lichter aus den Dielen. Schweigen müssen Uhr und Zeit,Sehnsucht spielt auf blauen Geigen,Und wie einst auf MärzenauenWerden Balken in den RäumenWieder kühn zu Knospenbäumen.Und auch taut im Mond wie EisLautlos deines Spiegels Glas,Will mir Heimlichkeiten zeigen,Die der Spiegel nie vergaß,Er, der zärtliche Vertraute,Der nur lebt von deinen AugenUnd in deine Sehnsucht schaute.Dicht an deinen weißen WangenWill ich deinen Atem fangen.Was die Scham mir nicht gestand,Küß ich aus dem Schlaf der kleinen, zagen, zahmen Hand.Rötet Morgen sich im Land,Auf dem roten Dach der WeltTötet sich der Mond gelassen;Und wer ahnt in lauten Gassen,Daß, wo Sehnsucht hingestellt,Sich noch nachts das Pflaster hellt,Und mein Herz, als Mond verkleidet,Nächtlich blinde Wünsche weidet.
Sehnsucht gab mir ihr weites Kleid,Seine Naht ist lang wie die Ewigkeit.Streicht die Sehnsucht um das Haus,Trocknen die plaudernden Brunnen aus;Die Tage kommen wie Tiere daher,Du rufst ihre Namen, sie atmen nur schwer;Du suchst dich im Spiegel, der Spiegel ist leer,Hörst nur der Sehnsucht Schritt,Du selbst bist nicht mehr.
Im Sommerwald, wo sich die Blätter drücken,Liegt Sonnenschein in kleinen Stücken,Drinnen die Mücken schweben und rücken.Ich muß mich unter die Stille bücken.Vor den finstern TannenlückenSah ich einen Schmetterling weiß wie einen Geist aufzücken.Der Wald riecht nach Kien und ist heiß.Vielleicht hat hier ein Herz gebrannt und nur der Wald davon weiß.
Da die Nacht mit Laternen noch draußen stand,Der Schlaf und der Träume glitzernder FächerUm Haus und Himmel ausgespannt,Da sang an mein Bett weit über die Dächer,Da sang vor der Stund´, eh´ mit bläulicher HandDer Morgen sich unter den Sternen durchfand,Eine Amsel aus Finster und Fernen.Eh´ noch den Laternen das Licht verflackt,Hat schon die Amsel die Sehnsucht gepackt.Sie sang, von Inbrunst aufgeweckt,Mit dem Herz, das ihr heiß in der Kehle steckt.Sie sang von Lieb´, die sich aufgemachtUnd durch die schlafenden Mauern lacht.
Grau verwirrt der leere Wald.Mit tausend blauglühenden Ätheraugen,Hoch durch schwarzen Fichtenbehang,Irren Heere blauer gigantischer Blüten.Von fremden Dolden,Niemand hat je sie belauscht,Blüht jeder Morgen im GraseEisiger Samen.Graue Frauen,Die lautlos im Reigen kamen,Sind lautlos gegangen.Der Bleichen JuwelenStrahlende FädenIrisgrün, irisgolden,Hangen an allen Zweigen.In nackten Kronen singenWachszarte Ströme der Sonne.Um bloße Säulen,Auf weißen Schwingen kreistEinäugig ein Aar,Das Schweigen.
Noch ist kein Blatt am Baum,Noch keine weiße Blüte hingestellt,Kein Halm sein Spiel im Wind noch hat.Gelb, wie ein irdener Krug, liegt jeder Acker in dem Raum.Die Lerche aber steigt und fällt,Ein kleiner Fink im Schlehdorn geigt,Und eine Amsel in dem finstern kahlen BaumAufschluchzend Zwiesprach mit der Leere hält.Das ewig ungeduldige Herz ist längst vor jeder Blüte wach,Erzählt und ruft den Abendnebeln nach,Und seine Sehnsucht laut der Liebe Nest aus nichts aufbaut.
Ein kahler Stein nackt wie ein KnochenLiegt grinsend auf des Baches Grund,Die Wasser ziehn ununterbrochen,Bereden ihn mit schnellem Mund.Er wird zum Antlitz blaß und düster,Sieht zu mir auf von Schmerz gespannt,Der Wellen unnützes GeflüsterHat einen Namen mir genannt.Ein tot Gesicht als Stein noch wartetAuf das was einst mein Mund versprach;Das Leben hat mit uns gekartet,Mein Fleisch war stark, der Wille schwach.Viel Schritte haben sich verloren,Der Weg ist lang, der Weg ist wild,Manch Echo klagt in meinen Ohren,Auf manchem Stein da bleicht ein Bild.
Meine Ohren horchen in die Nacht,Wie der Regen seinen Tanzschritt macht.Ruhe, eine der uralten Ammen,Singt ihr Lied mit Dunkelheit zusammen,Und der Regen tanzt auf flinken Füßen.Alle handeln wie die Herzen müssen,Alle wandeln frisch und unverfroren.Nur die Liebe wird mit Angst geboren,Nur der Sehnsucht ruhen nie die Ohren.
O Grille, sing,Die Nacht ist lang.Ich weiß nicht, ob ich leben darfBis an das End von deinem Sang.Die Fenster stehen aufgemacht.Ich weiß nicht, ob ich schauen darfBis an das End von dieser Nacht.O Grille, sing, sing unbedacht,Die Lust geht hin,Und Leid erwacht.Und Lust im Leid, -Mehr bringt sie nicht, die lange Nacht.
Ich fühle deine Hände im Haus,Sie gehen wie Blut durch die WändeUnd teilen ihre Wärme aus,Sie bereiten mitten im AlltagslärmeMir täglich einen Hochzeitsschmaus,Verwandeln Sorgen in Singvögelschwärme.Wie Sonnenstrahlen auf Erden wandelnUnd zaubern aus Staub einen Blumenstrauß,So müssen sie immer feurig handeln.Ich fühle deine geliebten Hände,Sie geben ihren Puls dem HausUnd gehen wie Wärme durch meine Wände.