Ich meß nach der Dauer das Leben,Berechnet nach Jahren die Zeit,Ich zähle nicht Tag und nicht Stunde,Ich hab´ in einer SekundeDurchlebt die Ewigkeit.Viel Jahre zogen vorüberUnd ließen die Seele mir leer,Es blieb von keinem mir Kunde.Die eine, die eine Sekunde,Vergess´ ich nimmermehr.
Alles kann Liebe:zürnen und zagen,leiden und wagen,demütig werben,töten, verderben,alles kann Liebe.Alles kann Liebe:lachend entbehren, weinend gewähren,heißes Verlangennähren in bangen,in einsamen Tagen –alles kann Liebe –nur nicht entsagen!
Magst den Tadel noch so fein,noch so zart bereiten,weckt er Widerstreiten.Lob darf ganz geschmacklos sein,hocherfreut und munterschlucken sie’s hinunter.
Das eilende Schiff, es kommt durch die WogenWie Sturmwind geflogen.Voll Jubel ertönt´s vom Mast und vom Kiele:"Wir nahen dem Ziele."Der Fährmann am Steuer spricht traurig und leise:"Wir segeln im Kreise."
Der Pfropfen springt, in Wehmut sei geweihtDas erste Glas und seine duft´ge BlumeDer früh entschwundnen frohen Jugendzeit,Dem still geträumten, nie erfüllten Ruhme.Das zweite Glas dir, holdes Frauenbild,Und meiner Liebe unerloschnen Gluten,Ich sehe dich, du lächelst freundlich mildEntgegen mir aus diesen goldnen Fluten.Das letzte Glas trink ich mir selber zu,Um keine Hoffnung hab ich mehr zu werben,Ein rasches Ende, eine lange Ruh…Die Flasche leer – es liegt das Glas in Scherben.
Es ist die allergrößte Pein,Ein Halbpoet geboren sein,Zu tragen in sich unerhelltDas Chaos einer ganzen Welt,Aus dessen Gähren, dessen RingenKein ganzes Leben will entspringen.Zu steh´n in heißen DurstesqualenIm Zauberborn des Idealen,Das Schöne liebend zu bereifen,Heran zur höchsten Klarheit reifen,Im Reinen wandeln und im Wahren –Ohnmächtig es zu offenbaren.In dir ein Schaffen unbewußt,Ein lautlos Schrei´n in deiner Brust,Ein Wogen, Keimen, Knospensprengen,Ein ruheloses Vorwärtsdrängen,Und dennoch keiner Blüte Prangen,Und dennoch kein Zumzielgelangen!– Es ist die allergrößte Pein,Ein Halbpoet geboren sein.
Die erste Gans im Gänsezug,Sie schnattert: "Seht, ich führe!"Die letzte Gans im Gänsezug,Sie schnattert: "Seht, ich leite!"Und jede Gans im Gänsezug,Sie denkt: "Daß ich mich breiteSo selbstbewußt, das kommt daher,Weil ich, ein unumschränkter Herr,Den Weg mir wähl nach eignem Sinn,All meiner Schritte Schreiter binUnd meine Freiheit spüre!"
Einen Menschen wissen,der dich ganz versteht,der in Bitternissenimmer zu dir steht,der auch deine Schwächenliebt weil du bist sein;dann mag alles brechendu bist nie allein.
Im Schatten dieser Weide ruhtEin armer Mensch, nicht schlimm noch gut.Er hat gefühlt mehr als gedacht,Hat mehr geweint als er gelacht;Er hat geliebt und viel gelitten,Hat schwer gekämpft und – nichts erstritten.Nun liegt er endlich sanft gestreckt,Wünscht nicht zu werden auferweckt.Wollt Gott an ihm das Wunder tun,Er bäte: Herr, o laß mich ruhn!