Golden lacht und glüht der MorgenÜber maiengrünen Höh´n,Und du, Seele, sinnst voll Sorgen,Und die Welt ist doch so schön!Vöglein singen, Glocken schlagen,Blütenlicht durchflammt das Land:Wirf dein Zagen und dein KlagenHerz, in diesen Feuerbrand!
Wie manch ein Wort, das treu gemeint,Hat doch ein fremdes Herz gekränkt,Daß über dich es still geweintUnd deiner zürnend nun gedenkt.O Freund, trifft dich ein bitter Wort,So wehr´ dem Groll, der schnell erwacht,In Liebe prüfe, glaube fort:Es war so böse nicht gedacht!Er hatte es gar treu gemeint,Er wollte mahnen, kränken nicht;Wie oft ein Wort so bitter scheint,Das liebend eine Seele spricht.
Tag der Pfingsten! GlockenklangSchallt aus allen Thälern wider.Hoch vom grünen BergeshangJubeln Wand´rer frohe Lieder,Glühend ruht dein bräutlich LichtAusgegossen auf den Fluren –Zeigt der Schöpfung AngesichtDeines Wandels Flammenspuren.Funkelnd in des Lichte KußRauscht der Strom entlang den Borden,Wo der Schönheit GeniusDuft´ger Blumenreiz geworden.Willst du nicht in dieser PrachtAller Welt den Geist verkünden,Der da hieß in GeistesnachtSich den Geistestag entzünden.Der in Flammen niederfuhr,Seine Jünger sich zu küren,Auf des Geistes FeuerspurUns zum Heil zurückzuführen?Ströme nieder, heilig Licht!Tauf´ die Welt in deinen Gluten,Laß in dumpfen Qualen nichtLänger mehr die Menschheit bluten!Wirf vernichtend deinen Blitz›Wahrheit‹ in des Truges Wolke,Auf der Lüge HerrschersitzNah´ erlösend allem Volke!Schleudre deines Feuers StrahlIn die Zwingburg freien Lebens!Gib der Freiheit Sieg einmalIn dem Kampf des Völkerstrebens!Laß der Nationen StreitSich im Geistessieg versöhnen,In dem Sieg der MenschlichkeitUnd des Guten, Wahren, Schönen!Liebe, die willkommen heißtAuch den Bruder im GeringstenWeck´ in uns: Dann, Menschengeist,Feierst wahrhaft du die Pfingsten!