Wie das wilde Meerüber die Blöcke brandet!Doch ich warf mich hierher,atemlos bin ich gelandet.Soll´s aufstrudelnd mich ziehnabwärts mit gierigen Krallen?Weltmeer, nicht will ich dich fliehn,doch deiner Wut nicht verfallen.Schlag mir die Krallen ins Bein,Schicksal, erbarmungsloses!Zäh umklammer´ ich den Stein,lache des tollen Getoses.Hart granitener Grund,Du hast den Halt mir gegeben.Rissen die Wirbel mich wund,jetzt sei Sieger, mein Leben!Und Verzweiflung versinkt,die mir das Herz schon zerrissen,Hoffnung, die heilende, winkt,Licht aus den Finsternissen.Fest nun geschlossen den Bundmit der gewaltigen Erde,Daß dieser heulende Schlundmir zum Triumphgesang werde!
So fliege,Du MöweDer Seele, hinausUnd wiegeDich höherUnd tiefer im Braus!Es lebt sich Das LebenNoch einmal so schön,Wenns hebt sichUnd senkt sichIn Wonnen und Wehn.Laß spritzenDie Wogen,Laß schäumen den Gischt,Kommts blitzendGeflogen,Hei wie das erfrischt!Und wills dichVerstimmen,Wenn Sumpfvögel schrein,So wirf dich Zum SchwimmenIn offene Meere hinein!So fliege,Du MöweDer Seele, hinaus,Und wiegeDich höherUnd wage dich tiefer im wogenden Braus!
Ist das noch derselbe Himmel,Der sich über mir gespannt,Als im flackernden GewimmelWilder Feuer ich gebrannt?Ist das noch dieselbe Erde,Die mein rascher Fuß betrat,Als mit glühender GebärdeIch geschleudert Zukunftssaat?Erd´ und Himmel sind die gleichen,Und die gleichen Sonnen lohn,Doch die Seele rückt ihr ZeichenIn begrenzte Felder schon.Schritt für Schritt wird nun gemessen,Noch im Schwunge geizt die Hand,Rann doch zu viel Korn indessenAuf Morganas Wüstensand ...
Mutter, aus der Ferne eilst du, Deinen Sohn zu sehen, Ach, die kranke Seele heilst du, Linderst ihre Wehen. Bin zermartert, bin zerschlagen Wie im Sturm die Eiche, Doch bei dir vergeht mein Klagen, Gute, Milde, Weiche. Wer der Zeit Meduse schaute Schon mit jungen Jahren, Wem´s in Höllenschlünden graute, Früh hinabgefahren: Laßt ihn in die treuen Augen Seiner Mutter blicken, Reine Wonne wird er saugen Und sich tief erquicken.
Im Gefängnis(nach Paul Verlaine)Der Himmel ist über dem DachSo blau, so stille.Ein Baum wiegt über dem DachSeines Wipfels Fülle.Die Glocke im Himmelsraum,Sie läutet leise.Ein Vöglein singt auf dem BaumSeine traurige Weise.Mein Gott, welche Ruhe hatHier das schlichte Leben!Friedlich dringt aus der StadtEin raunend Weben.– Sage, was hast denn du,Weinend in Bann und Acht,Mit deiner Jugend du,Ärmster, gemacht?
Gehst du nach links? Gehst du nach rechts?Fragt mich der Mund des Herrn, des Knechts.Sie zeigen stolz auf ihren HaufenUnd wispern schon von Überlaufen.Ich lasse alle beide stehn,Um meinen eigenen Weg zu gehn.
Es weht ein Gespinst um die Brunnen der Nacht,Drin flattern die Wünsche des Lebens,Die einen so glühend, die andern so sachtIm Dunkel erwacht –Die Nornen sie wirken´s und weben´s.Versunken in brütenden Gründen, was war,Was sein wird, entbrodelt den Tiefen –Es steigen die Stunden, es jüngt sich das Jahr,Aufschimmert die ScharDer Tage, die schattenhaft schliefen.Nun schlürfen sie Blut an den Brüsten der Zeit,Schon wiehert das Kampfroß der Frühe,Der Hahn schlägt weitauf die Flügel und schreitIn die Ewigkeit,Und Flut rauscht aufs Mühlrad der Mühe.