So magst du unerschüttert schwebenUnd reichgefüllt im Gleichmaß ruhn,Du Schale, die mir Gott gegeben,All Lust und Last hineinzutun.Wild schwanktest du im Ungewissen,Hast dich zum Abgrund jäh geneigt –Nun sei in Licht und Finsternissen,Die nimmer stürzt noch schwindelnd steigt!
Es weht ein Gespinst um die Brunnen der Nacht,Drin flattern die Wünsche des Lebens,Die einen so glühend, die andern so sachtIm Dunkel erwacht –Die Nornen sie wirken´s und weben´s.Versunken in brütenden Gründen, was war,Was sein wird, entbrodelt den Tiefen –Es steigen die Stunden, es jüngt sich das Jahr,Aufschimmert die ScharDer Tage, die schattenhaft schliefen.Nun schlürfen sie Blut an den Brüsten der Zeit,Schon wiehert das Kampfroß der Frühe,Der Hahn schlägt weitauf die Flügel und schreitIn die Ewigkeit,Und Flut rauscht aufs Mühlrad der Mühe.
Ist das noch derselbe Himmel,Der sich über mir gespannt,Als im flackernden GewimmelWilder Feuer ich gebrannt?Ist das noch dieselbe Erde,Die mein rascher Fuß betrat,Als mit glühender GebärdeIch geschleudert Zukunftssaat?Erd´ und Himmel sind die gleichen,Und die gleichen Sonnen lohn,Doch die Seele rückt ihr ZeichenIn begrenzte Felder schon.Schritt für Schritt wird nun gemessen,Noch im Schwunge geizt die Hand,Rann doch zu viel Korn indessenAuf Morganas Wüstensand ...
Höhnisch Heulen Von herben Winden! Rauhe Schauer Rieseln durch Mark und Bein. Wirbelnde Blätter Von den Linden Schleifen in öden, Schlüpfrigen Schlamm hinein. Wolken weinen da droben; Pessimistische Zähren Spritzt mir der Sturm ins Gesicht – Leben voll Jammer und Schwären! Trotzig dich wehren! Kämpfend verklären! Lockenschüttelnd das Haupt erhoben, Seele voll Licht! Freude gebären! Modre, vermodre Du nur, du nur im Sumpfe nicht!
Was ich erwünsche vom neuen Jahre? Daß ich die Wurzel der Kraft mir wahre, Festzustehen im Grund der Erden, Nicht zu lockern und morsch zu werden, Mit den frisch ergrünenden Blättern Wieder zu trotzen Wind und Wettern, Mag es ächzen und mag es krachen, Stark zu rauschen, ruhig zu lachen, So in Regen wie Sonnenschein Freunden ein Baum des Lebens zu sein.
Ward je die Welt mir zum Verließ?O dumpfer Traum, der längst zerrann!Nun wandl ich durch ein Paradies,So schön, daß ichs nicht sagen kann. Ein warmer Regen hat getränktDen lichten Hain mit reichem Tau,Des Himmels frische Klarheit schenktDem jungen Tag ihr keusches Blau. Die Birkenblättchen beben schnellBei jedem Hauch vor Ungeduld,Er ist ihr trauter Spielgesell,Sie zittern ihm voll zarter Huld. Der wilde Birnbaum, weiß in Pracht,Lacht fröhlich wie ein Pfingstprophet,Der Edeltanne dunkle WachtHochfeierlich gen Himmel steht. Sein Frühkonzert der Maiwald gibt,Wie singts und klingts aus nassem Busch!Die Blumen glänzen, lenzverliebtUmspielt von hellem Falterhusch. Verstohlen lauscht ein schlankes Reh,Mit großen Augen schaut es zu –Wie ich sein stilles Staunen seh,Ist mir, am Stamm dort lehntest du . . .
Heut ging ich müßigDen ganzen Tag,Nun bitter büß´ ichDen Mißertrag.UmhergetriebenIn Markt und Stadt,Und nichts geblieben,Was Tiefe hat.Ein flaches TändelnMit der und der,Ein schwaches PendelnDie Kreuz und Quer.Bei BüchsenschießenUnd BudenschreinEin halb VerdrießenUnd Nichtsgedeihn.Der Schwarm der GrillenSchwirrt stechend um,Mich einzuhüllenMit Summ und Brumm:»Was gingst du müßigDen langen Tag?«Und bitter büß´ ichDen Mißertrag.
Das ist ein lustiger SpringbrunnIm Mittagssonnenglanz,Glitzernde Tropfen tanzenDen silbernen Sonnentanz.Viel feuchte, leuchtende Funken –Das schimmert und rieselt und glüht –Der speienden LöwenhäupterGerunzelte Stirne sprüht.Die Lindenblätter sich neigenUnd fangen den spritzenden Tau.Am Becken kühlt und erquickt sichDie müde Taglöhnersfrau.
Rote Rosen, die glühen, Zeugen glücklicher Zeit, Als von Sorgen und Mühen Das Herz befreit! Über Trauer und Trümmer, Wüsten, häßlichen Graus, Blühenden Lebens Schimmer, Neu breite dich aus! Blüten, lang nicht beschieden, Gruß aus schenkender Hand, Boten der Sehnsucht nach Frieden, Segnet, o segnet das freudlose Land!
Im Gefängnis(nach Paul Verlaine)Der Himmel ist über dem DachSo blau, so stille.Ein Baum wiegt über dem DachSeines Wipfels Fülle.Die Glocke im Himmelsraum,Sie läutet leise.Ein Vöglein singt auf dem BaumSeine traurige Weise.Mein Gott, welche Ruhe hatHier das schlichte Leben!Friedlich dringt aus der StadtEin raunend Weben.– Sage, was hast denn du,Weinend in Bann und Acht,Mit deiner Jugend du,Ärmster, gemacht?