Nenne nicht das Schicksal grausam,Nenne seinen Schluß nicht Neid;Sein Gesetz ist ew´ge Wahrheit,Seine Güte Götterklarheit,Seine Macht Notwendigkeit.Blick umher, o Freund, und sieheSorgsam, wie der Weise sieht!Was vergehen muß, vergehet,Was bestehen kann, bestehet,Was geschehen will, geschieht!
Wes ist der Erdenraum? Des Fleißigen.Wes ist die Herrschaft? Des Verständigen.Wes sei die Macht? Wir wünschen alle, nurDes Gütigen, des Milden. Rach´ und WutVerzehrt sich selber. Der FriedseligeBleibt und errettet. Nur der WeisereSoll unser Vormund sein. Die Kette ziemtDen Menschen nicht und minder noch das Schwert.
Dünste steigen auf und werdenIn den Wolken Blitz und DonnerOder Regentropfen.Dünste steigen auf und werdenIn dem Haupte Zorn und Unmuth,Oder werden Thränen.Freund, bewahre Deinen HimmelVor dem Dunst der Leidenschaften!Deine Stirn sei Sonne!
Das Flüchtigste Tadle nicht der Nachtigallen Bald verhallend süßes Lied; Sieh, wie unter allen, allen Lebensfreuden, die entfallen, Stets zuerst die schönste flieht. Sieh, wie dort im Tanz der Horen Lenz und Morgen schnell entweicht; Wie die Rose, mit Auroren Jetzt im Silberthau geboren, Jetzt Auroren gleich erbleicht. Höre, wie im Chor der Triebe Bald der zarte Ton verklingt. Sanftes Mitleid, Wahn der Liebe, Ach, daß er uns ewig bliebe! Aber ach, sein Zauber sinkt. Und die Frische dieser Wangen, Deines Herzens rege Gluth, Und die ahnenden Verlangen, Die am Wink der Hoffnung hangen - Ach, ein fliehend, fliehend Gut! Selbst die Blüthe Deines Strebens, Aller Musen schönste Gunst, Jede höchste Kunst des Lebens, Freund, Du fesselst sie vergebens; Sie entschlüpft, die Zauberkunst. Aus dem Meer der Götterfreuden Ward ein Tropfen uns geschenkt, Ward gemischt mit manchem Leiden, Leerer Ahnung, falschen Freuden, Ward im Nebelmeer ertränkt. Aber auch im Nebelmeere Ist der Tropfen Seligkeit; Einen Augenblick ihn trinken, Rein ihn trinken und versinken, Ist Genuß der Ewigkeit.
Arbeitsam willst du sein,doch nicht Erholung missen,Und beides möchtest durecht auszugleichen wissen.Lass dir empfehlen,was Erfahrung mir empfohlen:Arbeitsamkeit verriegeltDie Tür dem Laster, das dem MüßigenZur Seite schleicht und hinter ihm das Unglück.
Herr Oluf reitet spät und weit,Zu bieten auf seine Hochzeitsleut.Da tanzen die Elfen auf grünem Land,Erlkönigs Tochter reicht ihm die Hand."Willkommen, Herr Oluf! Was eilst von hier?Tritt her in den Reihen und tanz mit mir!""Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,Frühmorgen ist mein Hochzeittag.""Hör an, Herr Oluf, tritt tanzen mit mir,Zwei güldne Sporne schenk ich dir.Ein Hemd von Seide so weiß und fein,Meine Mutter bleichts mit Mondenschein.""Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,Frühmorgen ist mein Hochzeitstag.""Hör an, Herr Oluf, tritt tanzen mit mir,Einen Haufen Goldes schenk ich dir.""Einen Haufen Goldes nähm ich wohl;Doch tanzen ich nicht darf noch soll.""Und willt, Herr Oluf, nicht tanzen mit mir,Soll Seuch und Krankheit folgen dir."Sie tät einen Schalg ihm auf sein Herz,Noch nimmer fühlt er solchen Schmerz.Sie hob ihn bleichend auf sein Pferd."Reit heim nun zu deinem Fräulein wert!"Und als er kam vor Hauses Tür,Seine Mutter zitternd stand dafür."Hör an, mein Sohn, sag an mir gleich,Wie ist deine Farbe blaß und bleich?""Und sollt sie nicht sein blaß und bleich,Ich kam in Erlenkönigs Reich.""Hör an, mein Sohn, so lieb und traut,Was soll ich sagen deiner Braut?""Sagt ihr, ich sei im Wald zur Stund,Zu proben da mein Pferd und Hund."Frühmorgen und als es Tag kaum war,Da kam die Braut mit der Hochzeitschar."Sie schenkten Met, sie schenkten Wein;Wo ist Herr Oluf, der Bräutigam mein?""Herr Oluf er ritt in Wald zur Stund,Er probt allda sein Pferd und Hund."Die Braut hob auf den Scharlach rot,Da lag Herr Oluf, und er war tot.
Ein Seufzer, der von Mund zu Munde fliegt,Wenn Seele sich zur Seele innig schmiegt;Des Herzens Übergang, da leis´ und stillDer süße Wort zum Wort nicht werden will,Das süße Wort zum Wort nicht werden kann:Verloren schauen sich zwei Seelen anUnd schöpfen in der Gottheit reinstem QuellGedanken, Wünsche, Blicke zart und hell;Der Hauch, der dann das Leben süß verlängt,Der Atem, der den Busen aus sich drängt,Der Augenblick, der Ewigkeit Genuß,Der Engel reinste Wollust ist ein Kuß.
Warum denn währt des Lebens GlückNur einen Augenblick?Die zarteste der FreudenStirbt wie ein Schmetterling,Der hangend an er BlumeVerging, verging.
Aus dem Meer der GötterfreudenWard ein Tröpfchen ausgeschenkt,Ward gemischt mit manchen Leiden,Leerer Ahnung, falschen Freuden,Wad im Nebelmeer ertränkt!Aber auch im NebelmeereIst der Tropfen Seligkeit;Einen Augenblick ihn trinken,Rein ihn trinken und versinken,Ist Genuß der Ewigkeit.
Und grämt Dich, Edler, noch ein WortDer kleinen Neidgesellen?Der hohe Mond, er leuchtet dortUnd läßt die Hunde bellenUnd schweigt und wandelt ruhig fort,Was Nacht ist, aufzuhellen.