Das Wunderbarste unterm Himmelszelt,Das Unerforschlichste in dieser Welt,In dessen Tiefen nie ein Sterblicher geschaut, Das der nur kennt, der´s Wunderwerk gebaut;Das All im All, das Tröpfchen Blut,Drin wacht und ruhtDas tiefste Leid, die höchste Lust:Es ist das Herz in einer Menschenbrust!
Hoffnung, schönste Blüte,Du lichter Himmelsschein,Wie duftest du, wie strahlest duIns Menschenherz hinein!Wie bist du ihm ein tröstend,Ein heilig Himmelspfand!Wie schmückest, wie vergoldestDu ihm der Zukunft Land! –
Es scheint die Sonne nicht an allen Tagen,Wohl mancher ist in Nebel tief gehüllt;Nicht alle Blüten sieht man Früchte tragen,Viel heiße Wünsche bleiben unerfüllt;Es kann das arme LebenEin dauernd Glück nicht geben:Doch wo zwei Herzen füreinander schlagen,Da werden leichter sie das Leid der Erde tragen.
Vater, Mutter, alle goldnen Lehren,Die du gibst der Tochter und dem Sohn,Werden sie mit tauben Ohren hören,Sprächest du sie auch im flehnden Ton,Schriebst du sie mit Thränen und mit SchmerzAuch als Flammenschrift tief in ihr Herz, –Sie verlöscht! – Umsonst ist alles Bitten, Flehn,Wenn sie anders handeln dich als reden sehn!
Hat einer etwas SchöneresIn dieser Welt gesehn,Als zwei in Liebe seligDicht beieinander stehn,Die ihrer Seele SehnenSich eben offenbart:Die Hände sich zu reichenZur Lebenspilgerfahrt?
Die Dornenkrone, dieEin wahrer Freund dir beut,So sehr sie drückt und schmerzt,Nimm sie in Dankbarkeit;Doch naht die SchmeicheleiMit einem Rosenstrauß,Laß sagen an der Thür,Du wärest nicht zu Haus.
Du grollest dem Freunde und wendestDas Antlitz trüb von ihm fort.Was trat doch wohl zwischen euch beide?Ein Nichts – ein harmloses Wort,Das arglos den Lippen entfallen!Er ahnet nicht einmal den Grund,Und darum droht zu zerreißenEin alter, heiliger Bund!So schaffst du immer dir Sorge und Schmerz,Du stolzes, du eitles Menschenherz! –