Der Mann, der seinen Schatz vergräbt, und sein Gevatter. Ein Knauser hatte so viel angehäuft,daß es zu bergen ihn gar sehr beschwerte.Der Geiz - der Dummheit ist der Bruder und Gefährte -macht, daß ihn Sorg´ umher er läuft,wen zum Verwalter soll er wählen;denn einen wollt´ er. Dies der Grund, welcher ihn trieb:"Verlockend ist´s; das Geld wird sich - es kann nicht fehlen -vermindern, wenn´s im Hause blieb´;am Ende würd´ ich selbst an meinem Gut zum Dieb!""Zum Dieb? Genießen, heißt denn das, sich selbst bestehlen?Mein Freund, du tust mir leid, so grundlos dich zu quälen!Merk dir´s, ich sag´ es dir zulieb:Geld und Gut ist nur gut, weiß man es auszugeben;sonst ist´s ein Übel. Sprich, hättest du etwa Lust,es unnütz für die Zeit des Alters aufzuheben?Die Mühe des Erwerbs, die Sorg´ um den Verlustmachen´s wertlos, obwohl man´s nötig hält zum Leben."Von solcher Sorgen Qual bedroht,tat unserem Freunde nichts als sichre Leute not.Er zieht die Erde vor, nimmt den Gevatter ebenzu Hilf ´, und beide gehn und graben ein den Schatz.Nach ein´ger Zeit sucht er sein Geld an jenem Platz;er findet nur die leere Stätte.Mit Recht mutmaßt er, daß es der Gevatter hätte;er ruft ihn: "Komm; ich hab´ als letzten Bodensatznoch ein´ge Heller; die will ich zum andern legen."Sogleich eilt jener, das gestohlene Vermögenzurückzubringen, denn dann fällt,so meint er, später doch ihm zu das ganze Geld.Nun aber, zur Vernunft gekommen,behält der andere sein Geld, sich sein zu freun;er scharrt und gräbt es nimmer ein.Doch aus den Wolken fiel der Dieb, der wahrgenommen,welch Schaden man ihm zugefügt.
Der kreissende Berg Ein kreissender Berg macht´ ein Geschreiso laut und trieb ein solches Wesen,daß jeder, der vom Lärm herbeigelockt,nun meint´, er müßt´ genesenvon einer Stadt, noch größer als Paris wohl gar.ein Mäuslein war´s, das er gebar. Werd´ ich dieser Fabel inne,die als Dichtung Trug und Schein,aber wahr nach ihrem Sinne,fällt mir stets ein Dichter ein,der sagt: "Ich will den Kampf euch singen,wie mit dem Donnrer Jupiter einst die Titanen rangen."Ein großes Wort; doch fragt man, wie die Taten sind,hört man nur Wind!"
Der alte Kater und die junge Maus Ein junges Mäuschen, fast ein Kind noch, wollt´ es wagen,´nes alten Katers Herz zu rühren durch ihr Klagenund Flehn, und bat daher den alten Mäusegraus:"Laß mich am Leben! Ist ´ne Mausvon meiner Größ´ und meinem Magendenn eine Last für solch ein Haus?Meinst du vielleicht, ich hungre ausden Wirt samt Wirtin und Gesinde?Ein Körnchen Weizen ist mein Schmaus,fett macht mich eine Käserinde.Jetzt bin ich mager; drum wart nur noch ein´ge Zeit,deiner Nachkommenschaft steh´ ich zum Mahl bereit."So sprach die Maus, als sie der Kater fing."Dich halt ich",sagt´ jener, "und du irrst gewaltig!Wer bin ich, daß du so mit mir zu reden wagst?Das nützt dir ebenso, als ob du´s einem Tauben sagst.Ein alter Kater und Begnad´gung? Welch Ansinnen!Nach unsrem Brauch - du kennst ihn doch? -stirbst du. Marsch! Gleich ins schwarze Loch!Klag´s den drei Schwestern, die dort spinnen!Für meine Kinder gibt´s genug zu fressen noch."Wort hielt er. Fragt ihr, was an kalterund trockener Moral die Fabel bringt zu Tag? Die Jugend schmeichelt sich, daß alles sie vermag;stets unbarmherzig ist das Alter.