Daß ich dich liebe, o Möpschen,Das ist dir wohlbekannt.Wenn ich mit Zucker dich füttre,So leckst du mir die Hand.Du willst auch nur ein Hund sein,Und willst nicht scheinen mehr;All meine übrigen FreundeVerstellen sich zu sehr.
Emma, sage mir die Wahrheit:Ward ich närrisch durch die Liebe?Oder ist die Liebe selberNur die Folge meiner Narrheit?Ach! mich quälet, teure Emma,Außer meiner tollen Liebe,Außer meiner Liebestollheit,Obendrein noch dies Dilemma.
Weil ich so ganz vorzüglich blitze,Glaubt ihr, daß ich nicht donnern könnt!Ihr irrt euch sehr, denn ich besitzeGleichfalls fürs Donnern ein Talent.Es wird sich grausenhaft bewähren,Wenn einst erscheint der rechte Tag;Dann sollt ihr meine Stimme hören,Das Donnerwort, den Wetterschlag.Gar manche Eiche wird zersplitternAn jenem Tag der wilde Sturm,Gar mancher Palast wird erzitternUnd stürzen mancher Kirchenturm!
Die holden Wünsche blühen,Und welken wieder herab,Und blühen und welken wieder –So geht es bis ans Grab.Das weiß ich, und das vertrübetMir alle Lieb und Lust;Mein Herz ist so klug und witzig,Und verblutet in meiner Brust.
Sie hatten sich beide so herzlich lieb,Spitzbübin war sie, er war ein Dieb.Wenn er Schelmenstreiche machte,Sie warf sich aufs Bette und lachte.Der Tag verging in Freud und Lust,Des Nachts lag sie an seiner Brust.Als man ins Gefängnis ihn brachte,Sie stand am Fenster und lachte.Er ließ ihr sagen: "O komm zu mir,Ich sehne mich so sehr nach dir,Ich rufe nach dir, ich schmachte!" –Sie schüttelt´ das Haupt und lachte.Um sechse des Morgens ward er gehenkt,Um sieben ward er ins Grab gesenkt;Sie aber schon um achteTrank roten Wein und lachte.
Schattenküsse, Schattenliebe,Schattenleben, wandelbar!Glaubst du, Närrin, alles bliebeUnverändert, ewig wahr?Was wir leiblich fest besessenSchwindet hin, wie Träumerein,Und die Herzen, die vergessen,Und die Augen schlafen ein.
Ich habe gerochen alle Gerüche In dieser holden Erdenküche; Was man genießen kann in der Welt, Das hab ich genossen wie je ein Held! Hab Kaffee getrunken, hab Kuchen gegessen, Hab manche schöne Puppe besessen; Trug seidne Westen, den feinsten Frack, Mir klingelten auch Dukaten im Sack. Wie Gellert ritt ich auf hohem Roß; Ich hatte ein Haus, ich hatte ein Schloß. Ich lag auf der grünen Wiese des Glücks, Die Sonne grüßte goldigsten Blicks; Ein Lorbeerkranz umschloß die Stirn, Er duftete Träume mir ins Gehirn, Träume von Rosen und ewigem Mai - Es ward mir so selig zu Sinne dabei, So dämmersüchtig, so sterbefaul - Mir flogen gebratne Tauben ins Maul, Und Englein kamen, und aus den Taschen Sie zogen hervor Champagnerflaschen - Das waren Visionen, Seifenblasen - Sie platzten - Jetzt lieg ich auf feuchtem Rasen, Die Glieder sind mir rheumatisch gelähmt, Und meine Seele ist tief beschämt. Ach, jede Lust, ach, jeden Genuß Hab ich erkauft durch herben Verdruß; Ich ward getränkt mit Bitternissen Und grausam von den Wanzen gebissen; Ich ward bedrängt von schwarzen Sorgen, Ich mußte lügen, ich mußte borgen Bei reichen Buben und alten Vetteln - Ich glaube sogar, ich mußte betteln. Jetzt bin ich müd´ vom Rennen und Laufen, Jetzt will ich mich im Grabe verschnaufen. Lebt wohl! Dort oben, ihr christlichen Brüder, Ja, das versteht sich, dort sehn wir uns wieder.
Unsre Seelen bleiben freilich,In platonischer Empfindung,Fest vereinigt, unzerstörbarIst die geistige Verbindung.Ja sogar im TrennungsfalleFänden sie doch leicht sich wieder;Denn die Seelen haben Flügel,Schnelles Schmetterlingsgefieder;Und dabei sind sie unsterblich,Und die Ewigkeit ist lange;Und wer Zeit hat und wer suchetFindet, was er auch verlange.Doch den Leibern, armen Leibern,Wird die Trennung sehr verderblich,Haben keine Flügel, habenNur zwei Beine, und sind sterblich.Das bedenke, schöne Kitty,Sei vernünftig, klug und weise;Bleib in Frankreich bis zum Frühling,Bis ich mit nach England reise.
Aus heiliger WolkenhöheSchwingt sich ein Vogel zu Tal,Die schneeigen Schwingen leuchtenIm rosigen Abendstrahl.Er hält ein Blatt im Schnabel,Das die Liebste gesendet mir hat;Sieh da, nun läßt er was fallen –Doch leider nicht das Blatt.
Unterm weißen Baume sitzend,Hörst du fern die Winde schrillen,Siehst, wie oben stumme WolkenSich in Nebeldecken hüllen;Siehst, wie unten ausgestorbenWald und Flur, wie kahl geschoren; –Um dich Winter, in dir Winter,Und dein Herz ist eingefroren.Plötzlich fallen auf dich niederWeiße Flocken, und verdrossenMeinst du schon, mit SchneegestöberHab´ der Baum dich übergossen.Doch es ist kein Schneegestöber,Merkst es bald mit freud´gem Schrecken;Duft´ge Frühlingsblüten sind es,Die dich necken und bedecken.Welch ein schauersüßer Zauber!Winter wandelt sich in Maie,Schnee verwandelt sich in Blüten,Und dein Herz, es liebt aufs neue.