Ein Jahr ist nichts, wenn man´s verputzt, ein Jahr ist viel, wenn man es nutzt. Ein Jahr ist nichts; wenn man´s verflacht; ein Jahr war viel, wenn man es ganz durchdacht. Ein Jahr war viel, wenn man es ganz gelebt; in eigenem Sinn genossen und gestrebt. Das Jahr war nichts, bei aller Freude tot, das uns im Innern nicht ein Neues bot. Das Jahr war viel, in allem Leide reich, das uns getroffen mit des Geistes Streich. Ein leeres Jahr war kurz, ein volles lang: nur nach dem Vollen mißt des Lebens Gang, ein leeres Jahr ist Wahn, ein volles wahr. Sei jedem voll dies gute, neue Jahr.
Immer hab´ ich es geliebt,Daß es Leute, die lebendig,Solche, die nur öd-verständig,Solche, die schon halb elendig,Und auch ganze Narren gibt!Was auch hätten wir zu tun,Und was könnt´ uns amüsieren,Schwankten wir nicht zwischen TierenUnd den göttlichsten Manieren?Alles Leben müßte ruhn.Blas, du Erdenwirbelwind,Uns das Dasein scharf zu beizen!Wollen uns nicht gegenspreizen –Und besonders soll´s uns reizen,Wenn wir selbst die Narren sind!
Eure Rätsel, dichtversponnene Büsche,Bald nun sind sie wieder gelöst, wenn spottendPfeift der Wind durch die leergeschüttelten Zweige!Wenig seid ihr selbst: doch flochtet ihr flüsterndEin Geheimnis magisch dämmernder SchattenUm die Triebe schwärmender Sommerpärchen!Satt sind nun die Hungrigen, die ihr hegtetEuer Werk ist getan – und rauh in die GosseFegt den dürren Rest das knochige Kehrweib.
Wüßte sich die Kraft zur Kraft zu stellen:Hei, wie würden sie den Weg sich hellen,Und wie herrlich wär´ das Weltgebäude!Aber meist nur traurigste GesellenHaben an einander volle Freude.Wer was kann, der will allein sich zeigen:All die andern sollen ihm sich neigenUnd ihm opfern als dem einen Gotte,Oder wenigstens ersterbend schweigen –Hol´ der Henker diese Götzenrotte!Kraft, die ganz und wahr sich selbst empfunden,Weiß sich Ebenbürtigen verbunden,Die auf andre Art am großen WerkeHat sie stolz mit ihnen sich gefunden,Freut sie doppelt sich der eignen Stärke!
Wozu würden wir denn leben,Wenn nach dem verdammten StrebenNicht der Samstag Abend wär Mit dem Sonntag hinterher?Fehlt´ es uns an diesem Ziele,Möcht´ ich wirklich sehn, wie vieleNoch bereit beim HahnenschreiWären zu der Rackerei!So hingegen läßt sich´s tragen –Tröstet´s doch, schon nach sechs TagenArbeitsamer HöllenpeinImmer wieder faul zu sein!Mit dem Batzen in der TascheHockt man dann bei Krug und Flasche,Hört als kunstgeneigter MannEinen Widihupfauf an;Spricht nicht mehr, als zur VerdauungNötig ist und Auferbauung –Regt sich ´mal die Phantasie,Kneift sein Schätzgen man ins Knie.Ja, ´s ist alles richtig wieder,Sinkt die Samstagssonne nieder!Schmunzelnd geht im PublikumDann sein lieber Gott herum.
Ich lasse von euch mich nicht niederziehenIns Chaos blutsaugender Sorgen und Schmerzen –Ihr sollt mir nicht wirren die Harmonieen,Und wärt ihr die nächsten an meinem Herzen!Ich hab´ sie errungen in Ängsten und Qualen,Dagegen die euern gelind und geringe:Und als ich mich hob zu den silbernen Strahlen,Da schüttelt´ ich Höllengeflamm von der Schwinge.Ich lasse von euch mich nicht niederzwingen,Und ob ihr mich zehnfach verkennt als Kalten –Ich weiß, was heißt es, zur Höhe sich ringen,Und heiter hier oben mich will ich erhalten!Wie könnt´ ich euch helfen durch Niedersteigen?Auch ihr müßt das Feindliche selbst überwinden:Und soll ich euch nützen, so lasset mich zeigenDurch all meine Ruhe, daß Ruh´ ist zu finden.
Freund Humor – dich würdigt jedermann,Weil so ganz ins Wesen du gedrungen!Was kein Tor und auch kein Weiser kann:Dir ist´s wunderleicht gelungen.Gegen alle Not bist du gefeit,Hast die klarsten Augen, feinsten Ohren –Du, den einst in unheilvoller ZeitEine Sterbende geboren.Feister Racker! hei, wie freust du dich,Und wie schmeckt dir all dein Erdenfutter –Hurrahoch! Die dir so wenig glich,Kanntest du ja nie: die Mutter.Niemand denkt, was hart und blutend stritt,Daß dem Schmerzenskind kein Können fehle:Niemand, daß für dich den Tod erlittEine schwärmerische Seele.