Im stillen Stübchen dämmert die Nacht,Am Bettlein sitzet ein Weib und wacht;Ein blonder Knabe lächelt ihr zuAm Mutterbusen, wie fromm die Ruh´!Sie wieget und singet beim Lampenschein:"Im Arm der Liebe – so schlummre ein!"Im kühlen Grunde am Waldeshang –Die Wipfel rauschten, die Quelle klang;Wir saßen einsam, nur ich und du.Ach, Herz am Herzen, wie süß die Ruh´!Du sangst in die Seele mir tief hinein:"Im Arm der Liebe – so schlummre ein!"Vom Friedhof tönet ein Glöcklein bang Dem Pilger zu seinem letzten Gang;Hier legt´ er nieder so Stab und Schuh:Im Schoß der Erde, wie tief die Ruh´!Sie senken hinab den schwarzen Schrein:"Im Arm der Liebe – so schlummre ein!"
Ist noch ein Rest von Lieb´ in dir,So geize nicht und gieb ihn her;Die reiche, menschenvolle WeltIst ja an Liebe gar so leer.Auf Märkten biete sie nicht feil,Auch zu Palästen trag´ sie nicht;Doch tritt dereinst an deinen WegEin still verhärmtes Angesicht –Dem sprich: Bedarfst du wohl des Oels?Zeig´ deine Wunde, hier mein Krug! –Und in der Herberg pfleg´ ich dein,Wenn diese Gabe nicht genug.Ob Dank, ob Undank dir vergiltDu ziehe stillen Gang´s davon,Daß du ein inn´res Wort erfüllt,Sei deinem Herzen schönster Lohn.Und was dir noch im Krüglein bliebVon Liebe, senk´ es nicht in´s Meer;Die reiche menschenvolle WeltIst ja an Liebe gar so leer.