In Poppau steht ein alter Stein:Dort soll der Erde Mitte sein.In Popau hält man das für wahr,Und mir scheint es nicht sonderbar:Ein jedes Nest, das kleinste, hältSich für den Mittelpunkt der Welt.
So dir zum Freund ein Dichter ward, Nun, so behandle ihn nicht hart – Doch weck auch nicht den in Poeten Schlummernden Trieb: von sich zu reden! Leihst du ihm allzuwillig Ohr, Liest er dir seine Verse vor – Nicht hin und wieder, nein, tagtäglich – Welches für Sterbliche unerträglich!Drum rat ich als erfahrner Mann: Hör deinen Freund mit Vorsicht an Und sei bedacht, scharf aufzupassen, Ob seine Hand nach der Tasche will fassen!Bemerkst du´s – so ergreif das Wort Und sprich, und sprich – in einem fort: Erzähl´ ihm Glücks- und Unglücksfälle. Viele – und dann empfiehl dich schnelle!Auf daß er dir´s nicht trage nach, Lob ihn zuweilen (nicht zu schwach!), Sprich Gutes über seine Werke – (Aber auch wieder zu viel nicht, das merke!)Besuchst du ihn in seinem Haus, Vergiß nicht einen kleinen Strauß: Im Knopfloch solch ein Blumenendchen – Wirkt es doch fast wie ein Ordensbändchen.Und willst aufs höchste ihn erfreun, Flicht deinem Strauß ein Zweiglein ein Des Krauts, das nun mal für Poeten (Wie auch für Sauerbraten) vonnöten.Unfraglich zwar verehrt ihm doch Die Nachwelt einst den Lorbeer noch. Indessen bleibt´s – um nicht zu lügen – Immer noch sichrer, ihn lebend zu kriegen.
Sie konnten sich nie leidenUnd wurden doch ein Paar.Sie dachten täglich ans ScheidenDurch fünfundzwanzig Jahr.Sie haßt ihn, der nicht minderVon Schmähungen über sie strotzt.Und beide haben neun KinderEinander abgetrotzt.
Falsch ist alles an dem Biedern:Zähne, Waden, Teint und Haar.All sein Fragen und Erwidernimmer falsch und niemals wahr.Falsch sein Trauern, falsch sein Scherzen,Falsch sein Ja und falsch sein Nein.Fällt dem Kerl ein Stein vom Herzen –Wett´ ich, ist´s ein falscher Stein!
Er schwärmt über Madam MelanieUnd schreibt – um ihre Gunst bemüht –Ein feurig ›Liebeslied‹ für sie,Und für den Sohn ein ›Schlummerlied‹.Der Plan war gut, die Absicht brav,Und auch die Wirkung war nicht klein:Den Bengel sang er nicht in Schlaf,Doch sie schlief bei den Versen ein.