Hochmütig kann ein großer Geist nicht sein, Reichtum und Mangel haben nichts gemein, Dem Mißton wird sich Wohlklang nie vermählen, Hochmut braucht Raum – den leeren Kopf allein!Ein luftig Reich voll eitel Trug und Schein Wird er sich stets zum Herrschgebiet erwählen!
Hoffnung So ist, was kühn das Herz gewollt, zerschellt, Der Hoffnung Grün umhüllt mit Trauerflören, Es glimmen unter jener Trümmerwelt Nur Wünsche noch, die nicht der Welt gehören, Nicht jener Macht, die grausam sich gefällt In ewigem Vernichten und Zerstören. Ruh aus, empörtes Herz, in dem Gedanken, Daß Hoffnungszweige sich ins Jenseits ranken
Frühlings Lust und Weh. Der greise Winter ist aufs Haupt geschlagen Durch frischen Maienglanz, Der Lenz wirft jubelnd über Feld und Hagen Den bunten Siegerkranz. Der rauhe Nord hielt streng und lang gefangen Den klaren, stillen See. Tief drunten träumt von Frühling voll Verlangen Die blonde Wasserfee.Er löst den Bann. Auf ihre Stirne hauchen Die Lüfte sanften Kuß, Die träumerischen Wasserblüten tauchen Empor als Nixengruß.Der Baum blickt stolz auf seine Blüten nieder – Ein Kind im Festgewand! Die Vöglein singen laute Jubellieder Im Frühlingsland.Nur in mir selbst will jenen Sang begleiten Ein herber Trauerton, Weil meiner Seele halbzerriss´nen Saiten Die Harmonien entfloh´n.Die Klänge lassen sich nicht mehr verbinden, Die das Geschick zerreißt... Drum kann ich den Akkord auch nicht mehr finden, Der süßer Frieden heißt.
Die Bäume glitzern rings im Eise, Unheimlich lautlos rieselt Schnee. Die weichen Flocken decken leise Der Blumen letztes Todesweh.Nur zwischen starren Zweigen hangen Noch rote Beeren, frisch und licht, Ein täuschend Leben! Rosenwangen Auf einem Leichenangesicht.Die gold´ne Sonne strahlt wie immer, Doch wärmt sie nicht das öde Land. An Menschenaugen mahnt ihr Schimmer, Die falsch und treulos man erkannt.
Kyffhäuser. Verwittert, zerbröckelt, zerfallen Ragt droben das alte Gestein, Die moosigen Trümmer umzittert Des Mondes gespenstiger Schein.Und ruhlos umflattern Gestalten Den Turm in der stillen Nacht, Laut krächzende Raben, sie halten Beim Throne des Kaisers die Wacht.Tief drunten mit treuen Vasallen, Da sitzet der Herrscher so bleich, Und wehklagend zieht durch die Hallen Der Schatten vom deutschen Reich.»Erheb dich, du tapferer Ritter, Ergreif dein gewaltiges Schwert, Damit es im Schlachtengewitter Wie einst alle Feinde verheert!Noch ist ja dein Ruhm nicht verklungen, Noch rollet ja feurig dein Blut Hat selbst doch den Marmor bezwungen Des Bartes gewaltige Flut!«»Es konnte mein Bart wohl bezwingen Im Laufe der Jahre den Stein, Wie soll ich mein Schwert aber schwingen, Ich deutscher Mann ganz allein?O schließe die Augen auf immer, Du Wand´rer in altdeutschen Gaun, Die Trümmerwelt wirst du wohl nimmer Als einiges Ganze erschaun!Kein Strahl wird die Nacht dir erhellen, Obgleich dies die Sage verheißt. Dein Hoffen muß ewig zerschellen An Deutschlands uneinigem Geist!«
Weithin vom rasenden Sturm getragen Aus trautem Waldgeheg Liegt er verscheidend am Weg. Durch den Wipfel, der einst so kühn Gen Himmel getragen sein Grün, Rauschen jetzt einsam Todesklagen.Schmerzlich zucken die Blätter, durchzittert Vom leisen Windeshauch, Aus niedrem Strauch Kriecht der Wurm Preisend den Sturm, Der dies stolze Leben zersplittert.Wenn dein Mut von den Stürmen und Wettern Des Schicksals besiegt Sterbend erliegt, Dann mehrt sich dein Leid Durch Lieblosigkeit Und Hohn, die dich gänzlich zerschmettern!
Dunkle Waldesbäume, Wie sind sie so hold, Weht durch grüne Bäume Morgensonnengold.Efeuzweige ranken Sich durch´s weiche Gras, Glockenblumen schwanken Ohne Unterlaß.Schlanke Stämme breiten Ihre Wipfel aus, Heil´ge Schauer gleiten Durch dies Gotteshaus.Waldeslust und -leben, Drüber Himmelsblau! All dies Blüh´n und Weben Spiegelt sich im Tau.Will dein Herz ergrimmen Ob dem Tun der Welt Hör des Waldes Stimmen, Such sein grünes Zelt!Dort wirst du erhalten Lautres Wort des Lichts, Und der Menschen Walten Sinkt vor ihm ins Nichts!
Willst ergründen, armer Geist, des Himmels Walten, Willst du lüften ohne Scheu des Schleiers Falten, Der Geheimnis um das Höh´re spinnt, Das wir ahnen nur wie ferne Traumgestalten? Sieh: Dein Aug´ sinkt vor der Sonne Lichtgewalten, Die doch nur des Höh´ren Abglanz sind!
Schmetterling, was flatterst du Einsam um die Rosen, Mußt du sonder Rast und Ruh Stets mit ihnen kosen?Laß mich freun, was Gottes Macht Schönes uns verliehen, Bricht herein die düstre Nacht Wird es selber fliehen!
Maßliebchen im Schnee. Was will der Winter in der Blütenzeit? Ward ihm zu eng sein Reich im kalten Norden? Er sah den Frühlingsjubel weit und breit Und sprengte grimmig seines Hauses Pforten.Nun stürmt er wild daher, der rauhe Greis, Bedeckt die junge Frühlingswelt mit Flocken. O zartes Grün, du blickst aus starrem Eis So trüb, wie Myrtenreis aus greisen Locken!Maßliebchen zittert im beschneiten Gras, Es fürchtet sich vor Winters Zorngebärde, Sein neues, grünes Kleid ist tränennaß, Das Köpfchen senkt sich schwer zur kalten Erde.Verschwunden ist der kleinen Krone Gold, Der Blätterkreis hat schützend sich erhoben, Drin ruht des Blümchens Kleinod, süß und hold Geborgen vor der rauhen Stürme Toben.So flüchtet scheu das sinnige Gemüt In sich zurück wie jene Frühlingsblume, Wenn roher Scherz entweiht was still erblüht In seiner Tiefe, seinem Heiligtume.