Törichte Träume Was verfolgt ihr mich, ihr Träume,will ja gar nichts von euch wissen,schleicht euch ein in meine Kammerund versteckt euch in den Kissen. –Laßt mich endlich doch zufrieden,fort ins Reich der Nachtgespenster;in ein Flortuch sank mein Leben,klopft kein Schatz an Tür und Fenster.Und doch pocht und klopft es immer:lachen möcht ich – und ich weine.Lügenträume! Bin ja morgensbeim Erwachen doch alleine.
Sag, weißt du es wirklich nicht, mein Kind,wie süß die verbotenen Früchte sind?Im Garten der Jugend siehst du sie prangen,wo sie an goldenen Zweigen hangen.Für jeden sind sie leicht zu erreichen,der Mut hat, von der Herde zu weichenzum Pfad, der zu irdischen Wonnen führt –Sag, hab ich nicht deinen Wunsch geschürt,auch vom verbotenen Apfel zu kosten?Willst lieber zu Hause sitzen und rosten,in Ehren ein altes Jüngferlein werden?Glaub mir, es lohnten die Götter auf Erdennoch keinem die Tugend,und schön ist die Jugend …Genieße, was dir das Leben beut,es kommt der Tag, wo dich nichts so reutals ungestillt gebliebenes Verlangen,Liebessünden – nicht begangen.
Fern vom Strand, wenn an den Felsenklippenscheidend, glühend-rot der Tag verglomm,hauchen in die Dämmrung meine Lippenstill verträumt ein sehnsuchtszittern: "Komm!"Meine Blicke, die noch tränenfeuchten,streifen hoffnungslos den öden Strand.Stille rings! Die See, vom Meeresleuchtenüberflutet, trägt ihr Prachtgewand.Sinnend weil ich in dem Zauberlande,bis der Vollmund küßt die schwüle Nacht,träum, ich ruht in deinem Arm am Strande,wachgeküßt von deiner Liebesmacht.
Wenn der Goldregen blüht, wenn die Nächte so heiß,daß ich rastlos mich nicht zu fassen weißin der atemberaubenden Schwüle –sag, weißt du, was ich dann fühle? –Wenn die Wogen von süßem, berauschenden Duftmein Zimmer erfüllen, und heiße Luftmich umflutet, willst du es wissen?Dann wein ich in meine Kissen.Wenn der Vollmond hell leuchtend am Himmel steht,der Pendelschlag langsam, so langsam geht,ohne kärglichstes Glück mir zu bringen,dann gilts ein verzweifeltes Ringen.Ein Ringen der sehnenden Jugendkraft,ein Ringen begehrender Leidenschaft,ein Ringen der Glieder, der jungen,mit toten Erinnerungen.
Ich weiß hinterm Erlbusch einen Platz,einen Winkel, da möcht ich sterben –Weißt auch warum? Da liegt mein Schatz,da ging mein Glück in Scherben.Da liegt er, ach, schon so manches Jahrin der kühlen Erde begraben;der Sturm braust über den Hügel fort,am Wegrain krächzen Raben.Das Riedgras wächst und die Wolken ziehn,manch Wandrer geht still vorüber,die alte Friedhofmauer stimmtseine Lebensfreude trüber.Du Friedhofsmauer, du Rasenstreif,wer wollt deinen Reichtum ergründen?Hier ists, wo alle Quellen der Weltins Meer der Ewigkeit münden.
Der Sturmwind singt sein Werbeliedvor meinem Kammerfenster;die Nacht ist dunkel, die Nacht ist still,die Schatten stehn wie Gespenster.Die Nacht ist einsam, die Nacht ist lang,mein Sehnen nach dir ist so wild …Ich seh an die Scheiben des Fensters gepreßtdein geisterhaft blasses Bild.Die Nacht ist verschwiegen, die Nacht ist stumm;komm zu mir zur Kammer herein,und fülle den kleinen dunklen Raummit all deinem Sonnenschein.
In meine stillen Träumeschleichst du dich allnächtlich ein,dein Haupt sinkt an meine Schulter,der Mond blickt durchs Fenster herein.Vor meinem Lager duftendie Rosen berückend schwül;ich berge verwirrt mein Antlitzin dem seidenen Spitzenpfühl.Du bist ja zu mir gekommenim Traume, in der Nacht;da ist in mir Unglückseligendie Leidenschaft neu erwacht.Die Gluten, die schlummermüden,schlugen zur Flamme empor,ich suche im Traume das Lebenund finde verschlossen das Tor.
Sinnverwirrend schön sind deine Rosen,so betäubend ist ihr süßer Duft.Flüsternd raunt es wie ein heimlich Kosendurch die sengend schwüle Sommerluft.Schlummertrunken streck ich meine Glieder,tief beseligt noch im Traumesbann…Küsse dir die müden Augenlider –Was ein Traum heraufbeschwören kann!Und ich fühle dich in meiner Näheschattenhaft – und doch so lebenswarm!Ganz in eins verschmelzend –ich vergeheselig, liebestoll in deinem Arm!