Es sehnt sich ewig dieser Geist ins Weite, Und möchte fürder, immer fürder streben: Nie könnt ich lang an einer Scholle kleben, Und hätt ein Eden ich an jeder Seite. Mein Geist, bewegt von innerlichem Streite, Empfand so sehr in diesem kurzen Leben, Wie leicht es ist, die Heimat aufzugeben, Allein wie schwer, zu finden eine zweite. Doch wer aus voller Seele haßt das Schlechte, Auch aus der Heimat wird es ihn verjagen, Wenn dort verehrt es wird vom Volk der Knechte. Weit klüger ist´s, dem Vaterland entsagen, Als unter einem kindischen Geschlechte Das Joch des blinden Pöbelhasses tragen.
Dies Land der Mühe, dieses Land des herben Entsagens werd ich ohne Seufzer missen, Wo man bedrängt von tausend Hindernissen Sich müde quält und dennoch muß verderben. Zwar mancher Vorteil läßt sich hier erwerben, Staatswürden, Wohlstand, eine Last von Wissen, Und unsere Deutschen waren stets beflissen, Sich abzuplagen und geplagt zu sterben. Ein Solcher darf zu keiner Zeit ermatten, Er fördre sich, er schmeichle jeder Mode Und sei dabei, wo Glück und Macht sich gatten. Mir, der ich bloß ein wandernder Rhapsode, Genügt ein Freund, ein Becher Wein im Schatten, Und ein berühmter Name nach dem Tode.
Wer wußte je das Leben recht zu fassen,Wer hat die Hälfte nicht davon verlorenIm Traum, im Fieber, im Gespräch mit Toren,In Liebesqual, im leeren Zeitverprassen?Ja, der sogar, der ruhig und gelassen,Mit dem Bewußtsein, was er soll, geboren,Frühzeitig einen Lebensgang erkoren,Muß vor des Lebens Widerspruch erblassen.Denn jeder hofft doch, daß das Glück ihm lache,Allein das Glück, wenn´s wirklich kommt, ertragen,Ist keines Menschen, wäre Gottes Sache.Auch kommt es nie, wir wünschen bloß und wagen:Dem Schläfer fällt es nimmermehr vom Dache,Und auch der Läufer wird es nicht erjagen.
Mein Herz ist zerrissen, du liebst mich nicht!Du ließest mich wissen, du liebst mich nicht!Wiewohl ich dir flehend und werbend erschien,Und liebebeflissen, du liebst mich nicht!Du hast es gesprochen, mit Worten gesagt,Mit allzu gewissen, du liebst mich nicht!So soll ich die Sterne, so soll ich den Mond,Die Sonne vermissen? du liebst mich nicht!Was blüht mir die Rose? was blüht der Jasmin?Was blühn die Narzissen? du liebst mich nicht!
Stets trotzen wird ein Stein der Flut,Ein Baum im Wind wird ewig rauschen:So folg auch du dem eignen Mut,Mit keinem Andern kannst du tauschen:Was stets sich fremd, was nie sich gleich,Wie sollte dem der Gleiche gelten?Darfst du den zarten Busen weich,Darfst du den harten grausam schelten?Gesetze sprechen über dich,Doch läßt Natur sie bald vergessen;Trägt jeder nicht sein Maß in sich,Und dürft ihr ihn mit eurem messen?Was innerlich du bist und hast,Nach außen wird sich´s frei bewegen;Kein Zaudern hilft und keine Hast,Du gehst dir ewig selbst entgegen.
Laß tief in dir mich lesen, Verhehl auch dies mir nicht, Was für ein Zauberwesen Aus deiner Stimme spricht? So viele Worte dringen Ans Ohr uns ohne Plan, Und während sie verklingen, Ist alles abgetan. Doch drängt auch nur von ferne Dein Ton zu mir sich her, Behorch ich ihn so gerne, Vergeß ich ihn so schwer! Ich bebe dann, entglimme Von allzurascher Glut: Mein Herz und deine Stimme Verstehn sich gar zu gut!
Du liebst und schweigst – O hätt ich auch geschwiegen,Und meine Bicke nur an dich verschwendet!O hätt ich nie ein Wort dir zugewendet,So müßt ich keinen Kränkungen erliegen!Doch diese Liebe möcht ich nie besiegen,Und weh dem Tag, an dem sie frostig endet!Sie ward aus jenen Räumen uns gesendet,Wo selig Engel sich an Engel schmiegen.Drum laß des Wahns mich, daß du liebst, mich freuen,Damit die Seele nicht mir ganz veröde,Und meinen Glauben möge nichts zerstreuen!O Glück, verweigre nicht mir allzuschnödeDen Tag, an welchem seinem VielgetreuenDie ganze Seele zeigt der schöne Spröde!
Wenn ihr suchet ohne Wanken,was das Leben kann erfrischen,bleiben jung auch die Gedanken,weil sie ewig jung nur zwischenHoffen und Erfüllen schwanken.