Oft, wenn wir lang im Dunkel schweifenDurch eine tiefverhüllte Nacht,Dann werden uns die PurpurstreifenAurorens plötzlich angefacht. Verzweifle keiner an den Wegen,Die das Verhängnis mächtig geht,Sie bringen uns dem Glück entgegen,Das wunderbar am Ziele steht. Und hat dich Mißgeschick betroffen,Und hat dich mancher Schmerz verletzt,Hör dennoch nimmer auf zu hoffen,Und die Erfüllung naht zuletzt. Es quälen uns so manche Plagen,Eh´ uns der Götter Gunst beglückt,Wir müssen manche Dornen tragen,Eh´ uns der Kranz der Freude schmückt. So wechselt´s in den ird´schen Dingen,Das ist der Fluch der flücht´gen Zeit,Und will ich morgen fröhlich singen,So muß ich kläglich weinen heut. Zwar kommt Erhörung oft geschrittenMit ihrer himmlischen Gewalt,Doch dann erst hört sie unsre Bitten,Wenn unsre Bitten lang verhallt.
Die Liebe hat gelogen,Die Sorge lastet schwer –Betrogen, ach, betrogenHat alles mich umher!Es rinnen helle TropfenDie Wange stets herab:Laß ab, laß ab zu klopfen,Laß ab, mein Herz, laß ab!
Dies Land der Mühe, dieses Land des herben Entsagens werd ich ohne Seufzer missen, Wo man bedrängt von tausend Hindernissen Sich müde quält und dennoch muß verderben. Zwar mancher Vorteil läßt sich hier erwerben, Staatswürden, Wohlstand, eine Last von Wissen, Und unsere Deutschen waren stets beflissen, Sich abzuplagen und geplagt zu sterben. Ein Solcher darf zu keiner Zeit ermatten, Er fördre sich, er schmeichle jeder Mode Und sei dabei, wo Glück und Macht sich gatten. Mir, der ich bloß ein wandernder Rhapsode, Genügt ein Freund, ein Becher Wein im Schatten, Und ein berühmter Name nach dem Tode.
Ein Tor, wer immer stille steht,drum lebewohl, und reisen wir!Ich lobe mir, ich lobe mir, die Liebe,die auf Reisen geht!Drum säume nicht und träume nicht,wer meinen Wink versteht.
Licht, vom Himmel flammt es nieder, Licht, empor zum Himmel flammt es; Licht, es ist der große Mittler Zwischen Gott und zwischen Menschen; Als die Welt geboren wurde, Ward das Licht vorangeboren, Und so ward des Schöpfers Klarheit Das Mysterium der Schöpfung; Licht verschießt die heil´gen Pfeile Weiter immer, Lichter immer, Ahriman* sogar, der dunkle, Wird zuletzt vergehn im Lichte.(*Böser Geist, Macht der Finsternis)
Gern gehorcht des Herzens TriebenWer ein heitres Leben lebet:Manches ist ihm ausgeblieben,Doch er hoffet, doch er strebet,Doch er hört nicht auf zu lieben.Denn kein Schiffer soll verzagen,Hat ihn auch die Flut betrogen:Was er will, das muß er wagen,Und er gönnt sein Schiff den Wogen,Und er weiß, sie werden tragen.Was am höchsten oft erhoben,Lockt am kühnsten die Verwegnen,Die sich das Versagte loben,Und sie müssen ihm begegnen,Und sie müssen es erproben!Wenn ihr suchet ohne WankenWas das Leben kann erfrischen,Bleiben jung euch die Gedanken;Weil sie ewig jung nur zwischenHoffen und Erfüllen schwanken.Mögt ihr diesen Sinn bewahren,Die ihr stille Wünsche traget,Trotz Beschwerden, trotz Gefahren:Wenn das Leben was versaget,Müßt ihr´s früh genug erfahren!Was uns Der und Jener zeiget,Laßt uns dem das Ohr verstopfen,Bis das Herz im Busen schweiget;Denn beginnt das Herz zu klopfen,Weiß es wohl, wohin sich´s neiget.
Mein Herz ist zerrissen, du liebst mich nicht!Du ließest mich wissen, du liebst mich nicht!Wiewohl ich dir flehend und werbend erschien,Und liebebeflissen, du liebst mich nicht!Du hast es gesprochen, mit Worten gesagt,Mit allzu gewissen, du liebst mich nicht!So soll ich die Sterne, so soll ich den Mond,Die Sonne vermissen? du liebst mich nicht!Was blüht mir die Rose? was blüht der Jasmin?Was blühn die Narzissen? du liebst mich nicht!
Bewunderung, die Muse des Gesanges,Gebeut mir stets, daß ich das Höchste preise.Drum rühmt ich Künstler, Fürsten, Fraun und Weise,Dem Zuge folgend eines großen Hanges.Dich nenn ich nun die Seele dieses Dranges,Den sonn´gen Gipfel meiner Lebensreise,Den Mittelpunkt, um den ich lobend kreise,Bestrickt vom Schwindel des Planetenganges.Doch wenn vor Liebe deine Worte beben,O so verleihst du, Freund! mir mehr in diesen,Als meiner Kunst beschieden ist zu geben.Zwar hat auch dir die Welt sich hold erwiesen;Denn schöner stirbt ein solcher, den im LebenEin unvergänglicher Gesang gepriesen.
Wie ein Verlorner an verlaßner KüsteSeh ich verzweifelnd um mich her und weine:Wo ist ein Blick, der glänzte wie der deine?Wo ist ein Mund, der wie der deine küßte?Und wenn ich hoffte selbst, und wenn ich wüßte,Daß günstig lächelte mir mehr als eine,Ich blickte kaum nach ihr empor zum ScheineMit Augen, wie die Augen einer Büste.Wenn bis ans Ziel des irdischen BestrebensNie deines Anblicks wieder ich mich freue,Noch der Erwidrung meines Liebeslebens,Sei ohne Sorgen wegen meiner Treue:Mich lockt ein neuer Liebesreiz vergebens,Die ew´ge Schönheit ist das ewig Neue.
Wie rafft ich mich auf in der Nacht, in der Nacht, Und fühlte mich fürder gezogen, Die Gassen verließ ich, vom Wächter bewacht, Durchwandelte sacht In der Nacht, in der Nacht, Das Tor mit dem gotischen Bogen. Der Mühlbach rauschte durch felsigen Schacht, Ich lehnte mich über die Brücke, Tief unter mir nahm ich der Wogen in Acht, Die wallten so sacht In der Nacht, in der Nacht, Doch wallte nicht Eine zurücke. Es drehte sich oben, unzählig entfacht, Melodischer Wandel der Sterne, Mit ihnen der Mond in beruhigter Pracht, Sie funkelten sacht In der Nacht, in der Nacht, Durch täuschend entlegene Ferne. Ich blickte hinauf in der Nacht, in der Nacht, Ich blickte hinunter aufs neue: O wehe, wie hast du die Tage verbracht! Nun stille und sacht In der Nacht, in der Nacht, Im pochenden Herzen die Reue!