Denk an das Aug’, das, überwacht,noch eine Freude dir bereitet;denk an die Hand, die manche Nachtdein Schmerzenslager dir gebreitet.Des Herzens denk, das einzig wundund einzig selig deinetwegen;und dann knie nieder auf den Grundund fleh um deiner Mutter Segen.
Die beste Politik Von allem, was zu Leid und FrommenBisher das Leben mir gebracht,Ist manches unverhofft gekommen,Und manches hatt´ ich überdacht;Doch seltsam! wo ich schlau und feinMich abgesorgt zu grauen Haaren,Da bin ich meistens abgefahren,Und Unverhofftes schlug mir ein. Ein jeder kommt doch gern zu Brode,Doch blieben mir die Gönner kalt,Tat ich gleich klein wie eine LodeGen einen mächt´gen Eichenwald;Und nur der ärmliche Student,Bei dem ich manche Nacht verwachte,Als Mangel ihn aufs Lager brachte,Der dachte mein als Präsident. Den Frauen will man auch gefallen,- Zumal, sieht man nicht übel aus, -In die Salons sah man mich wallen,Verschmitzt hinein, verdutzt heraus;Und nur die täglich recht und schlichtMich wandeln sah im eignen Hause,Die trug in meine kleine KlauseDes Lebens süßestes Gedicht. Auch Ruhm ist gar ein scharfer Köder,Ich habe manchen Tag verschwitzt,Verschnitzelt hab´ ich manche Feder,Und bin doch schmählich abgeblitzt;Und nur als ich, entmutigt ganz,Gedanken flattern ließ wie Flocken,Da plötzlich fiel auf meine LockenEin junger frischer Lorbeerkranz. So hab´ aus allem ich gezogenDas treue Fazit mir zuletzt:Daß dem das Glück zumeist gewogen,Der es am mindesten gehetzt;Und daß, wo Wirken ein GeschickNach eigner Willkür kann bereiten,Nur Offenheit zu allen ZeitenDie allerbeste Politik.
Mutter, löse die Spangen mir!Mich hat ein Fieber befallen,Denn das Fenster ließest du auf,Das immer sorglich verhängte.Und im Garten ich Mädchen sah,Die warfen Ringe im Kreise,Flatternd selber, ein Blütenschnee,Vom leichten Winde getragen.Immer flöten nun Stimmen mir,Und immer Spiegel mir flirren,Blind geworden bin ich schon ganz,Taub wer´ ich nächstens werden.Mutter, löse die Spangen mir!Mich hat ein Fieber befallen.
Lebt wohl Lebt wohl, es kann nicht anders sein!Spannt flatternd eure Segel aus,Laßt mich in meinem Schloß allein,Im öden geisterhaften Haus. Lebt wohl und nehmt mein Herz mit euchUnd meinen letzten Sonnenstrahl;Er scheide, scheide nur sogleich,Denn scheiden muß er doch einmal. Laßt mich an meines Sees Bord,Mich schaukelnd mit der Wellen Strich,Allein mit meinem Zauberwort,Dem Alpengeist und meinem Ich. Verlassen, aber einsam nicht,Erschüttert, aber nicht zerdrückt,Solange noch das heil´ge LichtAuf mich mit Liebesaugen blickt. Solange mir der frische WaldAus jedem Blatt Gesänge rauscht,Aus jeder Klippe, jedem SpaltBefreundet mir der Elfe lauscht. Solange noch der Arm sich freiUnd waltend mir zum Äther strecktUnd jedes wilden Geiers SchreiIn mir die wilde Muse weckt.
Das Hirtenfeuer Dunkel, Dunkel im Moor,Über der Heide Nacht,Nur das rieselnde RohrNeben der Mühle wacht,Und an des Rades SpeichenSchwellende Tropfen schleichen. Unke kauert im Sumpf,Igel im Grase duckt,In dem modernden StumpfSchlafend die Kröte zuckt,Und am sandigen HangeRollt sich fester die Schlange. Was glimmt dort hinterm Ginster,Und bildet lichte Scheiben?Nun wirft es Funkenflinster,Die löschend niederstäuben;Nun wieder alles dunkel -Ich hör´ des Stahles Picken,Ein Knistern, ein Gefunkel,Und auf die Flammen zücken. Und Hirtenbuben hockenIm Kreis´ umher, sie streckenDie Hände, Torfes BrockenSeh´ ich die Lohe lecken;Da bricht ein starker KnabeAus des Gestrüppes Windel,Und schleifet nach im TrabeEin wüst Wacholderbündel. Er läßt´s am Feuer kippen -Hei, wie die Buben johlen,Und mit den Fingern schnippenDie Funken-Girandolen!Wie ihre ZipfelmützenAm Ohre lustig flattern,Und wie die Nadeln spritzen,Und wie die Äste knattern! Die Flamme sinkt, sie hockenAufs Neu´ umher im Kreise,Und wieder fliegen Brocken,Und wieder schwehlt es leise;Glührote Lichter streichenAn Haarbusch und Gesichte,Und schier Dämonen gleichenDie kleinen Heidewichte. Der da, der Unbeschuhte,Was streckt er in das DunkelDen Arm wie eine Rute?Im Kreise welch Gemunkel?Sie spähn wie junge GeierVon ihrer Ginsterschütte:Hah, noch ein Hirtenfeuer,Recht an des Dammes Mitte! Man sieht es eben steigenUnd seine Schimmer breiten,Den wirren FunkenreigenÜbern Wacholder gleiten;Die Buben flüstern leise,Sie räuspern ihre Kehlen,Und alte HeideweiseVerzittert durch die Schmehlen. »Helo, heloe!Heloe, loe!Komm du auf unsre Heide,Wo ich meine Schäflein weide,Komm, o komm in unser Bruch,Da gibt´s der Blümelein genug, -Helo, heloe!« Die Knaben schweigen, lauschen nach dem Tann,Und leise durch den Ginster zieht´s heran: »Helo, heloe!Ich sitze auf dem Walle,Meine Schäflein schlafen alle,Komm, o komm in unsern Kamp,Da wächst das Gras wie Brahm so lang! -Helo, heloe!Heloe, loe!«
Auch Ruhm ist gar ein scharfer Köder,Ich habe manchen Tag verschwitzt,Verschnitzelt hab ich manche Feder,Und bin doch schmählich abgeblitzt;Und nur als ich, entmuthigt ganz,Gedanken flattern ließ wie Flocken,Da plötzlich fiel auf meine LockenEin junger frischer Lorbeerkranz.
Oh schaurig ist´s übers Moor zu gehn,Wenn es wimmelt vom Heiderauche,Sich wie Phantome die Dünste drehnUnd die Ranke häkelt am Strauche,Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,Wenn aus der Spalte es zischt und singt,O schaurig ist´s übers Moor zu gehn,Wenn das Röhricht knistert im Hauche!Fest hält die Fibel das zitternde KindUnd rennt, als ob mann es jage;Hohl über die Fläche sauset der Wind -Was raschelt drüben am Hage?Das ist der gespenstische Gräberknecht,Der dem Meister die besten Torfe verzecht;Hu, hu, es bricht wie ein irres Rind!Hinducket das Knäblein zage.Vom Ufer starret Gestumpf hervor,Unheimlich nicket die Föhre,Der Knabe rennt, gespannt das Ohr,Durch Riesenhalme wie Speere;Und wie es rieselt und knittert darin!Das ist die unselige Spinnerin,Das ist die gebannte Spinnlenor´,Die den Haspel dreht im Geröhre!Voran, voran! nur immer im Lauf,Voran, als woll es ihn holen!Vor seinem Fuße brodelt es auf,Es pfeift ihm unter den SohlenWie eine gespenstische Melodei;Das ist der Geigemann ungetreu,Das ist der diebische Fiedler Kanuf,Der den Hochzeitheller gestohlen!Da birst das Moor, ein Seufzer gehtHervor aus der klaffenden Höhle;Weh, weh, da ruft die verdammte Margret:"Ho, ho, meine arme Seele!"Der Knabe springt wie ein wundes Reh;Wär´ nicht Schutzengel in seiner Näh´,Seine bleichenden Knöchelchen fände spätEin Gräber im Moorgeschwele.Da mählich gründet der Boden sich,Und drüben, neben der Weide,Die Lampe flimmert so heimatlich,Der Knabe steht an der Scheide.Tief atmet er auf, zum Moor zurückNoch immer wirft er den scheuen Blick:Ja, im Geröhre war´s fürchterlich,O schaurig war´s in der Heide!
Und willst du wissen, warumSo sinnend ich manche Zeit,Mitunter so töricht und dumm,So unverzeihlich zerstreut,Willst wissen auch ohne Gnade,Was denn so Liebes enthältdie heimlich verschlossene Lade,An die ich mich öfters gestellt?Zwei Augen hab´ ich gesehn,Wie der Strahl im Gewässer sich bricht,Und wo zwei Augen nur stehn,Da denke ich an ihr Licht.Ja, als du neulich entwandtestDie Blume vom blühenden RainUnd »Oculus Christi« sie nanntest,Da fielen die Augen mir ein.Auch gibt´s einer Stimme Ton,Tief, zitternd, wie Hornes Hall,Die tut´s mir völlig zum Hohn,Sie folget mir überall.Als jüngst im flimmernden SaaleMich quälte der Geigen Gegell,Da hört´ ich mit einem MaleDie Stimme im Violoncell.Auch weiß ich eine Gestalt,So leicht und kräftig zugleich,Die schreitet vor mir im WaldUnd gleitet über den Teich;Ja, als ich eben in SinnenSah über des Mondes Aug Einen Wolkenstreifen zerrinnen,Das war ihre Form, wie ein Rauch.Und höre, höre zuletzt,Dort liegt, da drinnen im Schrein,Ein Tuch mit Blute genetzt,Das legte ich heimlich hinein.Er ritzte sich nur an der Schneide,Als Beeren vom Strauch er mir hieb,Nun hab´ ich sie alle beide,Sein Blut und meine brennende Lieb´.