Die Mutter lehnt am schattigen Thor,
Ihr blondes Töchterchen kniete davor,
Brach Rosen sich und Vergißmeinnicht,
Und küßt sie mit lachendem Angesicht:
»Ei! Mutter, bin ich so groß wie du,
Dann trag´ ich dir Alles im Hause zu,
Dann heg´ und pfleg´ ich dich lieb und fein
Wie die Rosen und die Vergißnichtmein.« –

Und Jahre schwanden, – am schattigen Thor
Ragt höher und voller der Flieder empor!
Ein Mägdlein umfaßt des Geliebten Arm,
Es schlagen ihre Herzen so treu und warm,
Doch wie sie sich küßten auf Wang´ und Mund,
Weinte das Mädchen aus Herzensgrund:
Denn die sie wollt´ pflegen so lieb und fein,
Lag still unter Ros´ und Vergißnichtmein.

Adolf Böttger
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