O klingender Frühling, du selige Zeit!
Und bist du vorüber, uns tut es nicht leid;
wir liebten uns gestern, wir liebten uns heut´,
Wir lieben uns morgen, wir glückliche Leut´!

Einst holten wir Burschen die Birke voll Mut,
Und zogen zum Dorfe, die Maien am Hut;
Da traten die Mädchen aus jeglichem Haus,
Wie lachtest du, Herzlieb, verstohlen heraus!

Das Fest ging vorüber, da gabst du zur Stund Die Hand mir zum Drucke, zum Kuß mir den Mund;
Mein warst du, o Schatz, und, o Schatz, ich war dein:
Wir wollten verbunden in Ewigkeit sein.

Und sieh, nicht umsonst stand die Ros´ auf der Heid´,
Ich brachte den Strauß dir, du wonnige Maid;
Wir teilten zur Ernte den Tanz und das Lied,
Wir schnitten die Trauben und wurden´s nicht müd´.

Jetzt stürmet der Winter so kalt durch die Welt,
Wir können nicht jubeln durch Berge und Feld,
Wir sitzen zu Hause, ein Herz und ein Sinn.
Im Herzen ist Sommer, blüht Liebe darin.

O klingender Frühling, du selige Zeit!
Und kehrst du, für ewig vereint sind wir beid´:
Wir liebten uns gestern, wir lieben uns heut´,
Wir lieben uns morgen, wir glückliche Leut´!

Wolfgang Müller von Königswinter
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