Das Mädchen mit den hellen Augen,Die wollte keines Liebste sein;Sie sprang und ließ die Zöpfe fliegen,Die Freier schauten hinterdrein. Die Freier standen ganz von ferneIn blanken Röcken lobesam."Frau Mutter, ach, so sprecht ein WörtchenUnd macht das liebe Kindlein zahm!" Die Mutter schlug die Händ´ zusammen,Die Mutter rief: "Du töricht Kind,Greif zu, greif zu! Die Jahre kommen,Die Freier gehen gar geschwind!" Sie aber ließ die Zöpfe fliegenUnd lachte alle Weisheit aus;Da sprang durch die erschrocknen FreierEin toller Knabe in das Haus. Und wie sie bog das wilde Köpfchen,Und wie ihr Füßchen schlug den Grund,Er schloß sie fest in seine ArmeUnd küßte ihren roten Mund. Die Freier standen ganz von ferne,Die Mutter rief vor Staunen schier:"Gott schütz dich vor dem ungeschlachten,Ohn Maßen groben Kavalier!
Mir ist das Herz so froh erschrocken,das ist die liebe Weihnachtszeit!Ich höre fern her Kirchenglockenmich lieblich heimatlich verlockenin märchenstille Herrlichkeit.Ein frommer Zauber hält mich wieder,anbetend, staunend muß ich stehn;es sinkt auf meine Augenliderein goldner Kindertraum hernieder,ich fühl´s, ein Wunder ist geschehn.
In seinem Garten wandelt er allein; In alle Bäume gräbt er immer wieder Gedankenschwer den einz´gen Namen ein, Und in dem Namen klagen seine Lieder. Sanft blaut der Himmel, milde Rosen webt Die Sommerzeit durch mächt´ge Blättermassen. Er schaut sie nicht; die Zeit, in der er lebt, Ist alt, verblüht, von allen längst verlassen.
Wieder einmal ausgeflogen,Wieder einmal heimgekehrt;Fand ich doch die alten FreundeUnd die Herzen unversehrt.Wird uns wieder wohl vereinenFrischer Ost und frischer West?Auch die losesten der VögelTragen allgemach zu Nest.Immer schwerer wird das Päckchen,Kaum noch trägt es sich allein;Und in immer engre FesselnSchlinget uns die Heimat eln.Und an seines Hauses SchwelleWird ein jeder festgebannt;Aber Liebesfäden spinnenHeimlich sich von Land zu Land.
Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll, der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus. Weihnachten war’s, durch alle Gassen scholl der Kinder Jubel und des Markts Gebraus. Und wie der Menschenstrom mich fortgespült, drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr: „Kauft, lieber Herr!“ Ein magres Händchen hielt feilbietend mir ein ärmlich Spielzeug vor. Ich schrak empor, und beim Laternenschein sah ich ein blasses Kinderangesicht; wes Alters und Geschlechts es mochte sein, erkannt ich im Vorübergehen nicht. Nur von dem Treppenstein, darauf es saß, noch immer hört ich, mühsam, wie es schien: „Kauft, lieber Herr!“ den Ruf ohn Unterlaß; doch hat wohl keiner ihm Gehör verliehn. Und ich? War’s Ungeschick, war es die Scham, am Weg zu handeln mit dem Bettelkind? Eh’ meine Hand zu meiner Börse kam, verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind. Doch als ich endlich war mit mir allein, erfaßte mich die Angst im Herzen so, als säß’ mein eigen Kind auf jenem Stein und schrie nach Brot, indessen ich entfloh.
Hier an der BergeshaldeVerstummet ganz der Wind;Die Zweige hängen nieder;Darunter sitzt das Kind.Sie sitzt im Thymiane,Sie sitzt in lauter Duft;Die blauen Fliegen summenUnd blitzen durch die Luft.Es steht der Wald so schweigend,Sie schaut so klug darein;Um ihre braunen LockenHinfließt der Sonnenschein.Der Kuckuck lacht von ferne,Es geht mir durch den Sinn:Sie hat die goldnen AugenDer Waldeskönigin.
Wie sanft die Nacht dich zwingt zur Ruh,Stiller werden des Herzens Schläge;Die lieben Augen fallen dir zu,Heimlich nur ist die Sehnsucht rege.Halbe Worte von süßem BedeutenTräumerisch über die Lippen gleiten.
Die verehrlichen Jungen, welche heuerMeine Äpfel und Birnen zu stehlen gedenken,Ersuche ich höflichst, bei diesem VergnügenWomöglichst insoweit sich zu beschränken,Daß sie daneben auf den BeetenMir die Wurzeln und Erbsen nicht zertreten.
Es rauscht, die gelben Blätter fliegen,Am Himmel steht ein falber Schein; Du schauerst leis und drückst dich festerIn deines Mannes Arm hinein.Was nun von Halm zu Halme wandelt,Was nach den letzten Blumen greift,Hat heimlich im VorübergehenAuch dein geliebtes Haupt gestreift.Doch reißen auch die zarten Fäden,Die warme Nacht auf Wiesen spann –Es ist der Sommer nur, der scheidet;Was geht denn uns der Sommer an?Du legst die Hand an meine StirneUnd schaust mir prüfend ins Gesicht;Aus deinen milden FrauenaugenBricht gar zu melancholisch Licht.Erlosch auch hier ein Duft, ein Schimmer,Ein Rätsel, das dich einst bewegt,Daß du in meiner Hand gefangenDie freie Mädchenhand gelegt?O schaudre nicht! Ob auch unmerklichDer schönste Sonnenschein verrann –Es ist der Sommer nur, der scheidet;Was geht denn uns der Sommer an?
Schon ins Land der PyramidenFlohn die Störche übers Meer;Schwalbenflug ist längst geschieden,Auch die Lerche singt nicht mehr.Seufzend in geheimer KlageStreift der Wind das letzte Grün;Und die süßen Sommertage,Ach, sie sind dahin, dahin!Nebel hat den Wald verschlungen,Der dein stillstes Glück gesehn;Ganz in Duft und DämmerungenWill die schöne Welt vergehn.Nur noch einmal bricht die SonneUnaufhaltsam durch den Duft,Und ein Strahl der alten WonneRieselt über Tal und Kluft.Und es leuchten Wald und Heide,Daß man sicher glauben mag,Hinter allem WinterleideLieg´ ein ferner Frühlingstag.