Die Zeit ist hin; du löst dich unbewußtUnd leise mehr und mehr von meiner Brust;Ich suche dich mit sanftem Druck zu fassen,Doch fühl´ ich wohl, ich muß dich gehen lassen.So laß mich denn, bevor du weit von mirIns Leben gehst, noch einmal danken dir;Und magst du nie, was rettungslos vergangen,In schlummerlosen Nächten heimverlangen.Hier steh´ ich nun und schaue bang zurück;Vorüberrinnt auch dieser Augenblick,Und wieviel Stunden dir und mir gegeben,Wir werden keine mehr zusammenleben.
Die Stunde schlug, und deine HandLiegt zitternd in der meinen,An meine Lippen streiften schonMit scheuem Druck die deinen.Es zuckten aus dem vollen KelchElektrisch schon die Funken;O fasse Mut und fliehe nicht,Bevor wir ganz getrunken!Die Lippen, die mich so berührt,Sind nicht mehr deine eignen;Sie können doch, solang du lebst,Die meinen nicht verleugnen.Die Lippen, die sich so berührt,Sind rettungslos gefangen;Spät oder früh, sie müssen dochSich tödlich heimverlangen.
Wohl rief ich sanft dich an mein Herz,Doch blieben meine Arme leer;Der Stimme Zauber, der du sonstNie widerstandest, galt nicht mehr.Was jetzt dein Leben füllen wird,Wohin du gehst, wohin du irrst,Ich weiß es nicht; ich weiß allein,Daß du mir nie mehr lächeln wirst.Doch kommt erst jene stille Zeit,Wo uns das Leben läßt allein,Dann wird, wie in der Jugend einst,Nur meine Liebe bei dir sein.Dann wird, was jetzt geschehen mag,Wie Schatten dir vorübergehn,Und nur die Zeit, die nun dahin,Die uns gehörte, wird bestehn.Und wenn dein letztes Kissen einstBeglänzt ein Abendsonnenstrahl,Es ist die Sonne jenes Tags,Da ich dich küßte zum erstenmal.
Vom Himmel in die tiefsten Klüfte Ein milder Stern herniederlacht. Vom Tannenwalde steigen Düfte Und hauchen durch die Winterlüfte, Und kerzenhelle wird die Nacht. Mir ist das Herz so froh erschrocken, Das ist die liebe Weihnachtszeit! Ich höre fernher Kirchenglocken Mich lieblich heimatlich verlocken In märchenstille Herrlichkeit. Ein frommer Zauber hält mich wieder, Anbetend, staunend muß ich stehn; Es sinkt auf meine Augenlider Ein goldner Kindertraum hernieder, Ich fühl’s, ein Wunder ist gescheh’n.
Ein Blatt aus sommerlichen Tagen,ich nahm es so im Wandern mit,auf daß es einst mir möge sagen,wie laut die Nachtigall geschlagen,wie grün der Wald, den ich durchschritt.
1Du weißt doch, was ein Kuß bekennt?Sonst hör du auf zu küssen!Ich dächt, er sei ein Sakrament,Das alle Völker wissen.2Und weißt du, warum so trübe,So schwer mir das Herz muß sein?Du hast mich geküßt ohne Liebe,Das wolle dir Gott verzeihn!3Die Lieb ist wie ein Wiegenlied;Es lullt dich lieblich ein;Doch schläfst du kaum, so schweigt das Lied,Und du erwachst allein.
Blühende Myrte –Ich hoffte süße Frucht von dir zu pflücken;Die Blüte fiel, nun seh ich, daß ich irrte.Schnell welkende Winden –Die Spur von meinen Kinderfüßen sucht ichAn eurem Zaun, doch konnt ich sie nicht finden.Muskathyazinthen –Ihr blühtet einst in Urgroßmutters Garten;Das war ein Platz, weltfern, weit, weit dahinten.Dunkle Zypressen –Die Welt ist gar zu lustig:Es wird doch alles vergessen.
O wär im Februar doch auch, Wie´s ander Orten ist der Brauch Bei uns die Narrheit zünftig! Denn wer, so lang das Jahr sich mißt, Nicht einmal herzlich närrisch ist, Wie wäre der zu andrer Frist Wohl jemals ganz vernünftig.
Ich wanderte schon lange,Da kamst du daher.Nun gingen wir zusammen,Ich sah dich nie vorher.Noch eine kurze Strecke– Das Herz wird mir so schwer –,Du hast noch weit zu gehen,Ich kann nicht weiter mehr.