Ich wand ein Sträußchen morgens früh, Das ich der Liebsten schickte; Nicht ließ ich sagen ihr, von wem Und wer die Blumen pflückte. Doch als ich abends kam zum Tanz Und tat verstohlen und sachte, Da trug sie die Nelken am Busenlatz Und schaute mich an und lachte.
Heute, nur heute Bin ich so schön;Morgen, ach morgenMuß alles vergehn!Nur diese StundeBist du noch mein;Sterben, ach sterbenSoll ich allein.
Wohl rief ich sanft dich an mein Herz,Doch blieben meine Arme leer;Der Stimme Zauber, der du sonstNie widerstandest, galt nicht mehr.Was jetzt dein Leben füllen wird,Wohin du gehst, wohin du irrst,Ich weiß es nicht; ich weiß allein,Daß du mir nie mehr lächeln wirst.Doch kommt erst jene stille Zeit,Wo uns das Leben läßt allein,Dann wird, wie in der Jugend einst,Nur meine Liebe bei dir sein.Dann wird, was jetzt geschehen mag,Wie Schatten dir vorübergehn,Und nur die Zeit, die nun dahin,Die uns gehörte, wird bestehn.Und wenn dein letztes Kissen einstBeglänzt ein Abendsonnenstrahl,Es ist die Sonne jenes Tags,Da ich dich küßte zum erstenmal.
Kein Wort, auch nicht das kleinste, kann ich sagen,Wozu das Herz den vollen Schlag verwehrt;Die Stunde drängt, gerüstet steht der Wagen,Es ist die Fahrt der Heimat abgekehrt.Geht immerhin - denn eure Tat ist euer -Und widerruft, was einst das Herz gebot;Und kauft, wenn dieser Preis euch nicht zu teuer,Dafür euch in der Heimat euer Brot!Ich aber kann des Landes nicht, des eignen,In Schmerz verstummte Klagen mißverstehn;Ich kann die stillen Gräber nicht verleugnen,Wie tief sie jetzt in Unkraut auch vergehn. -Du, deren zarte Augen mich befragen, -Der dich mir gab, gesegnet sei der Tag!Laß nur dein Herz an meinem Herzen schlagen,Und zage nicht! Es ist derselbe Schlag.Es strömt die Luft - die Knaben stehn und lauschen,Vom Strand herüber dringt ein Möwenschrei;Das ist die Flut! Das ist des Meeres Rauschen!Ihr kennt es wohl; wir waren oft dabei.Von meinem Arm in dieser letzten StundeBlickt einmal noch in´s weite Land hinaus,Und merkt es wohl, es steht auf diesem Grunde,Wo wir auch weilen, unser Vaterhaus.Wir scheiden jetzt, bis dieser Zeit BeschwerdeEin andrer Tag, ein besserer, gesühnt;Denn Raum ist auf der heimatlichen ErdeFür Fremde nur und was den Fremden dient.Doch ist´s das flehendste von den Gebeten,Ihr mögt dereinst, wenn mir es nicht vergönnt,Mit festem Fuß auf diese Scholle treten,Von der sich jetzt mein heißes Auge trennt! -Und du, mein Kind, mein jüngstes, dessen WiegeAuch noch auf diesem teuren Boden stand,Hör mich! - denn alles andere ist Lüge -Kein Mann gedeihet ohne Vaterland!Kannst du den Sinn, den diese Worte führen,Mit deiner Kinderseele nicht verstehn,So soll es wie ein Schauer dich berührenUnd wie ein Pulsschlag in dein Leben gehn!
Blühende Myrte –Ich hoffte süße Frucht von dir zu pflücken;Die Blüte fiel, nun seh ich, daß ich irrte.Schnell welkende Winden –Die Spur von meinen Kinderfüßen sucht ichAn eurem Zaun, doch konnt ich sie nicht finden.Muskathyazinthen –Ihr blühtet einst in Urgroßmutters Garten;Das war ein Platz, weltfern, weit, weit dahinten.Dunkle Zypressen –Die Welt ist gar zu lustig:Es wird doch alles vergessen.
Das Mädchen mit den hellen Augen,Die wollte keines Liebste sein;Sie sprang und ließ die Zöpfe fliegen,Die Freier schauten hinterdrein. Die Freier standen ganz von ferneIn blanken Röcken lobesam."Frau Mutter, ach, so sprecht ein WörtchenUnd macht das liebe Kindlein zahm!" Die Mutter schlug die Händ´ zusammen,Die Mutter rief: "Du töricht Kind,Greif zu, greif zu! Die Jahre kommen,Die Freier gehen gar geschwind!" Sie aber ließ die Zöpfe fliegenUnd lachte alle Weisheit aus;Da sprang durch die erschrocknen FreierEin toller Knabe in das Haus. Und wie sie bog das wilde Köpfchen,Und wie ihr Füßchen schlug den Grund,Er schloß sie fest in seine ArmeUnd küßte ihren roten Mund. Die Freier standen ganz von ferne,Die Mutter rief vor Staunen schier:"Gott schütz dich vor dem ungeschlachten,Ohn Maßen groben Kavalier!
Zürnt mir nicht, verehrte Frau, Daß auch ich Euch gratuliere! Armut ist ein schlechter Gast, Furchtsam tret ich in die Türe. Draußen stand ich, und ich sah Alle Fenster hell erleuchtet; Und ich dachte, wie so oft Ihr mir milde Gabe reichtet. Gönnt nur einen Augenblick, Mich an Eurem Glück zu weiden! Schwester weint zu Haus nach Brot – Ach, wir haben wenig Freuden.
Schon ins Land der PyramidenFlohn die Störche übers Meer;Schwalbenflug ist längst geschieden,Auch die Lerche singt nicht mehr.Seufzend in geheimer KlageStreift der Wind das letzte Grün;Und die süßen Sommertage,Ach, sie sind dahin, dahin!Nebel hat den Wald verschlungen,Der dein stillstes Glück gesehn;Ganz in Duft und DämmerungenWill die schöne Welt vergehn.Nur noch einmal bricht die SonneUnaufhaltsam durch den Duft,Und ein Strahl der alten WonneRieselt über Tal und Kluft.Und es leuchten Wald und Heide,Daß man sicher glauben mag,Hinter allem WinterleideLieg´ ein ferner Frühlingstag.
Du schläfst – so will ich leise flehen: O schlafe sanft! und leise will ich gehen, Daß dich nicht störe meiner Tritte Gang, Daß du nicht hörest meiner Stimme Klang.
Hehle nimmer mit der Wahrheit! Bringt sie Leid nicht, bringt sie Reue; doch, weil Wahrheit eine Perle, wirf sie auch nicht vor die Säue. Blüte edelsten Gemütes ist die Rücksicht; doch zu Zeiten sind erfrischend wie Gewitter goldne Rücksichtslosigkeiten. Wackrer heimatlicher Grobheit setze deine Stirn entgegen; artigen Leutseligkeiten gehe schweigend aus den Wegen. Wo zum Weibe du nicht die Tochter wagen würdest zu begehren, halte dich zu wert um gastlich in dem Hause zu verkehren. Was du immer kannst, zu werden, Arbeit scheue nicht und Wachen, aber hüte deine Seele vor dem Karrieremachen!Wenn der Pöbel aller Sorte tanzt um die goldnen Kälber, halte fest: du hast vom Leben doch am Ende nur dich selber.